Signa-Geschädigtenvertreter Zink: „Schaut nach baldiger Anklage aus“
Von der Signa selbst wollte sich an diesem Samstag niemand auf das Podium setzen. Verständlich, denn einst wurde dem Bauunternehmer René Benko vom Magazin Forbes ein Vermögen von sechs Milliarden Euro zugeschrieben – heute fordern Gläubiger mehr als zwei Milliarden Euro von ihm.
Am Samstag lud profil zur Veranstaltung „Unbequeme Wahrheiten“, moderiert von profil-Chefredakteurin Anna Thalhammer. Mit dabei waren der Anwalt und Geschädigtenvertreter Johannes Zink und Journalist Rainer Fleckl, der - neben profil - einen großen Teil der Causa aufgedeckt hat und profil-Wirtschaftsressortleiterin Marina Delcheva.
René Benkos Geschichte begleitet profil seit Jahren – der einstige Wunderwuzzi wird seit der Pleite der Signa vom Boulevard als “Pleitier” bezeichnet. Seit mehreren Monaten sitzt Benko mittlerweile im Gefängnis. Anwalt Zink weiß, wie es Benko geht: Aufstehen um sechs Uhr morgens und viel Yoga, so dürfte das neue Leben Benkos nun aussehen. Dafür wird er noch ein paar Wochen Zeit haben. Zink rechnet mit einer Anklage vor Juli, dann würde sich die Frage nicht mehr stellen, ob Benkos U-Haft wegen eines komplizierten Verfahrens über die sechs Monate hinaus verlängert werden müsse. „Schaut nach baldiger Anklage aus“, es bewege sich was, ist sich Zink sicher.
Eine Frage der Leistung
Einst war Benko auch bekannt für Partys, bei denen die Mächtigen des Landes aus Wirtschaft und Politik gemeinsam feierten. Teilweise passierte das auch in Benkos Villa am Gardasee, wo nun gegen Benko als mutmaßlicher Kopf einer kriminellen Vereinigung ermittelt wird. „Das alles ist passiert, während René Benko eigentlich einen Antrag auf Enthaftung gestellt hat“, erzählt profil-Wirtschaftschefin Marina Delcheva.
Der Abend zum Nachhören:
„Es macht natürlich schon einen Unterschied, für wen man sich wie viel Mühe gibt“, sagt Delcheva zu Benkos Achse in die Politik. Allen voran hatte auch Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gute Beziehungen zu Benko. So war Benko auch dabei, als das Bundeskanzleramt im Rahmen einer Wirtschaftsdelegation einen Lipizzaner nach Saudi-Arabien schickte und Kurz stellte Benko auch dem russischen Machthaber Wladimir Putin persönlich vor. „Das war ein Naheverhältnis, das aus heutiger Sicht sehr problematisch ist“, so Delcheva zur Achse.
Damit war Kurz nicht alleine, auch der rote Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer war bereits ein Monat nach dem Ende seines Amtes für die Signa tätig – als Aufsichtsratsvorsitzender. Was genau seine Leistung war, ist für Journalist Fleckl noch offen. Die Signa hat sich einen eigenen Social-Media-Betreuer geleistet, der das Image der Signa im Internet positiv frisierte, so Journalist Rainer Fleckl.
Es geht auch anders: „Es gibt Politiker, die sich nicht mal ein Bier oder Essen bezahlen lassen”, so Anwalt Zink. Wen er damit meint, das lässt der Anwalt auch auf Nachfrage offen.
Der Schatz in den Stiftungen
Viel von dem Vermögen, das Benko noch hat, liegt geschützt vor der österreichischen Finanz in den Stiftungen, die Benko geschaffen hat. Eine zentrale Figur auf der Suche nach Benkos Vermögen ist seine Mutter. Sie ist unter anderem in der Laura-Privatstiftung die tonangebende Figur. Zuletzt gab es Hausdurchsuchungen im nähesten Umfeld Benkos. „Die österreichischen Privatstiftungen sind international wild umstritten“, so Zink.
Zink denkt, dass die Stiftungen noch geknackt werden können – spätestens, wenn die internationalen Schiedsgerichte ein Urteil fällen, denn das käme einem Exekutionstitel gleich, der auch hierzulande umgesetzt werden müsse. Auch der saudische Staatsfonds will Geld von Benko. „Die emiratischen Kläger dürften sehr, sehr wütend gewesen sein“, so Delcheva. Laut Zink haben die Staatsfonds in der Vergangenheit eine persönliche Haftung von Benko verlangt.
Ist die Strafverfolgung durch die WKStA also Benkos kleinstes Problem? Zink rät Benko ganz dezidiert davon ab, aktuell eines der Emirate zu besuchen. „Das ist todernst, die Grundrechte werden nur da angewandt, wo sie mit der Scharia im Einklang sind.“
Was bleibt? Ein Signa-Monopoly, das Chefredakteurin Thalhammer aus der Signa-Versteigerung geschenk bekam. Und mehrere Milliarden Euro Forderungen der Gläubiger: So belaufen sich diese aktuell auf mehr als zwei Milliarden Euro. Benko wird aber nicht aus den Schlagzeilen verschwunden. Zink: „Vieles, was derzeit an Ermittlungen läuft, wissen wir noch gar nicht.“
Das nächste Event der Reihe „Unbequeme Wahrheiten“ findet am 17. Juni statt (Tickets), da wird es um den russischen Machthaber Wladimir Putin und seine Spione gehen. Durch den Abend führt profil-Chefreporter Stefan Melichar, auf der Bühne sprechen profil-Chefredakteurin Anna Thalhammer, der ehemalige Innenministeriumssektionschef Michael Kloibmüller, Geheimdienstexperte Thomas Riegler und SPÖ-Staatssekretär für Verfassungsschutz Jörg Leichtfried.