Ingrid Brodnig

#brodnig: War das schön

Von Videospielen bis TV-Serien: Nichts verkauft sich so gut wie der Nostalgiefaktor.

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Ich fürchte, wir Konsumenten sind relativ leicht zu beeinflussen. Erfolgreich lässt sich dem Publikum ein Produkt, eine TV-Serie oder ein Videospiel verkaufen, mit denen man nostalgische Gefühle auslöst. Das führen Serien wie „Dark“, „Stranger Things“ oder „Future Man“ vor – sie spielen teilweise oder zur Gänze in den 1980er-Jahren. Das ist für mich als Kind der Achtziger großartig: Die Serien erinnern an eine Zeit, als Autos noch kantige Karren waren, Frauen Dauerwelle trugen und alle viel zu breit geschnittenes Gewand anhatten. Laut Duden ist Nostalgie die „vom Unbehagen an der Gegenwart ausgelöste, von unbestimmter Sehnsucht erfüllte Gestimmtheit, die sich in der Rückwendung zu einer vergangenen, in der Vorstellung verklärten Zeit äußert“. Nostalgie mag von der Verklärung des Vergangenen leben, ist aber wirkmächtig. Marketingabteilungen wissen das.

Gerade wir Kinder der Achtziger sind ein beliebtes Zielpublikum.

Eine Studie von Jannine D. Lasaleta, Constantine Sedikides und Kathleen D. Vohs legt nahe, dass Menschen eher bereit sind, Geld auszugeben, wenn sie Nostalgie verspüren. Kein Wunder also, dass auch der Videospielmarkt immens auf Retro-Produkte setzt: Gerade wir Kinder der Achtziger sind ein beliebtes Zielpublikum. So wurden in den vergangenen Jahren etliche Konsolen von früher neu aufgelegt, darunter die NES (Nintendo Entertainment System) oder Sonys erste PlayStation. Auch viele Spiele sind Neuauflagen: „Super Mario“ lebt bis heute – nicht zuletzt wegen der Nostalgie. Wer als Kind den Klempner mit Schnurrbart liebte, kaufte womöglich seinem Nachwuchs heute einen „Super Mario“-Titel. Das Gleiche gilt für „Pokémon Go“. Zur Zielgruppe des Smartphone-Spiels gehören auch heutige Erwachsene, die einst am Gameboy Pokémons fingen. Übrigens ist sogar die Erfindung der Pokémons getrieben von Nostalgie: Videospieldesigner Satoshi Tajiri hat als Bub einst Käfer im Wald gesammelt – er wollte dieses schöne Gefühl anderen Kindern weitergeben und erfand deshalb die Pocket Monster (kurz: „Pokémon“) für den Gameboy. Nostalgie wird oft als naives Gefühl belächelt – aber man sollte lieber nicht unterschätzen, wie viele Entscheidungen davon abhängig sind.

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Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.