„Es gibt einen, der sagt, was zu tun ist, und einen, der das dann umsetzt.“
Powerlunch

Ein Gang mit … Günter Bresnik

Wird Dominic Thiem, Österreichs talentiertester Tennisspieler, im Tennisjahr 2024 auch wieder einmal gewinnen oder weiter hinter seinen Möglichkeiten bleiben? Genau darüber wollte ich mit seinem ehemaligen Trainer sprechen.

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Günter Bresnik ist nicht sehr hungrig, und man kann es ihm nicht übel nehmen, denn er hat seinen Schreibtisch gleich neben der Pinnwand, auf der das Wochenmenü hängt. Für Montag ist da „Speck-Linsen mit Serviettenknödel“ notiert, und heute ist Montag, Irrtum ausgeschlossen, man riecht es bis weit hinein in Bresniks Büro.

„Sicher? Wollen wir das wirklich?“, hatte er gefragt, als die Idee aufkam, sich auf einen schnellen Lunch in der Kantine an seinem Arbeitsplatz zu treffen. „Das Essen ist jetzt nicht so wahnsinnig gut.“ Aber ja, ich war mir sicher. Was soll groß schiefgehen, hatte ich mir gedacht, eine Kantine passt preislich besser zum profil-Budget als das „Steirereck“, und außerdem arbeitet Bresnik ja nicht irgendwo, sondern im Tennisleistungszentrum in der Südstadt. Hier verkehren Menschen, die wissen, dass zu einer Sportlerkarriere auch gesunde Ernährung gehört. Aber jetzt sitzen wir in „Toms Tut-Gut-Gastro“, und ich bin mir nicht mehr ganz so sicher. Neben dem Tagesmenü gibt es Schweinsschnitzel mit Pommes (14,90), Pasta Bolognese (9,50) und für die vegetarischen Freunde Eiernockerl (8,90) oder Blattsalat mit gebackenen Geflügelfiletstreifen. So was essen Spitzensportler? Schwer vorstellbar, dass ein Ernährungsberater jemals diese Karte in der Hand hatte, und wenn, dann wohl nur als abschreckendes Beispiel. Aber andererseits kommen nur die allerwenigsten Menschen wegen der kulinarischen Köstlichkeiten in „Toms Tut Gut“, und das gilt auch für mich.

Es gibt wohl niemand, der den Tennisspieler Thiem so gut kennt wie Bresnik, und niemand, der so genau weiß, wie aus Thiem wieder ein Siegertyp werden könnte, der es aber nicht sagen will, weil sonst wieder „ein Brief vom Anwalt kommt“, sagt er.

Günter Bresnik, 62, ist der wohl beste Tennistrainer des Landes, er hat nicht nur mit Horst Skoff gearbeitet und mit Boris Becker, er hat Stefan Koubek in die Weltspitze gebracht und bis vor Kurzem auch den französischen Superstar Gaël Monfils und den jungen Russen Sascha Shevchenko betreut. Vor allem aber war Bresnik jahrelang der Trainer von Dominic Thiem. Die Trennung der beiden 2019 war Auslöser für einen mehrjährigen Rosenkrieg, der erst vor Gericht beendet werden konnte. Es gibt wohl niemand, der den Tennisspieler Thiem so gut kennt wie Bresnik, und niemand, der so genau weiß, wie aus Thiem wieder ein Siegertyp werden könnte, der es aber nicht sagen will, weil sonst wieder „ein Brief vom Anwalt kommt“, sagt er.

Markus  Huber

Markus Huber

ist im Hauptberuf Herausgeber des Magazins „Fleisch“ und schreibt für profil alle zwei Wochen die Kolumne „Powerlunch“.