Gastronomie

Ferhat Döner: Das Geheimnis des Döner-Alchemisten

Der türkischstämmige Wiener Unternehmer Ferhat Yildirim will mit seinem phänomenal erfolgreichen Lokal „Ferhat Döner“ die Döner-Industrie in Europa umkrempeln. Das könnte sogar gelingen.

Drucken

Schriftgröße

„Wenn Sie mich verstehen wollen, müssen Sie mein Joghurt probieren“, sagt Ferhat Yildirim sanft, aber bestimmt, und entschuldigt sich kurz. „Fühlen Sie sich wie zu Hause“, fügt er noch hinzu, lässt türkischen Tee bringen und huscht in den Supermarkt gegenüber. Zwei Minuten später kehrt er zurück, vier verschiedene Joghurts in der Hand, zu Vergleichszwecken. „Aber zuerst kosten Sie meines. Großzügig, bitte!“ Man tut wie empfohlen, schließlich will man Herrn Yildirim verstehen. Das Joghurt, von dem er schwärmt, ist sein aktuelles Herzensprojekt: hausgemacht, aus steirischer Schafmilch, das Ergebnis jahrelanger Tüftelei. „So, und jetzt schmecken Sie den Unterschied!“ Man schmeckt ihn tatsächlich, aber man könnte es nie so schön formulieren wie Yildirim: „Dieses Joghurt hat eine Seele.“ Die Konkurrenz aus dem Supermarkt dagegen: „ohne Leidenschaft, ohne Herz, ohne Gefühl. Verstehen Sie jetzt?“

Man versteht. Ferhat Yildirim, 44, Betreiber des überregional legendären Imbiss-Lokals „Ferhat Döner“, ist nicht mit vergorener Schafmilch berühmt geworden, aber tatsächlich zeigt das Joghurtdetail deutlich, worauf sein Erfolg gebaut ist: einen Qualitätsfanatismus, der an japanische Sushi-Meister erinnert, verbunden mit einer emotionalen Grundierung, die aus Herkunft, Familie und einfachen Freuden angerührt ist: Das perfekte Joghurt schmeckt erstens sehr gut und zweitens nach Heimat. 

Ein Montagmittag im April, halb 12 Uhr, kurz nach Servicebeginn. Routinierte Handgriffe beim Personal, hinter vier mächtigen Dönerspießen lodern Holzfeuer, im Eingangsbereich bahnt sich ein Publikumsstau an. Ferhat Yildirim könnte jetzt auch gestresst sein, aber er nimmt sich die Zeit, serviert Joghurts, spricht mit sanfter Stimme, die Konsonanten weichgeschliffen, der Blick fest. Das Geschäft brummt, die Freude am Erfolg ist dem Unternehmer ins Gesicht geschrieben, ohne dass er damit protzen würde. Aber das Selbstbewusstsein ist doch vorhanden: „Österreich hat den besten Döner der Welt.“ Er meint natürlich: seinen Döner.

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur, ist seit 2020 Textchef dieses Magazins und zählt zum Kernteam von faktiv.

Clara Peterlik

Clara Peterlik

ist seit Juni 2022 in der profil-Wirtschaftsredaktion. Davor war sie bei Bloomberg und Ö1.