#brodnig: 15 Jahre Facebook - Von "Like" bis "creepy"

Facebook ist 15 Jahre alt. Ein Rückblick auf 15 Momente, die das Unternehmen prägten.

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1. Alles beginnt am 4. Februar 2004, als der Harvard-Student Mark Zuckerberg die Site thefacebook.com für Kommilitonen startet. In der Anfangszeit ist Facebook nur für einzelne Universitäten zugänglich -doch der Zugang wird schrittweise ausgebaut.

2. Im September 2006 kommt eine wichtige Neuerung: der Newsfeed. Von nun an sieht man auf der Startseite, was die Freunde posteten. Zuvor musste man jedes Profil einzeln aufrufen, um zu beobachten, was sich im Bekanntenkreis Neues tat. Anfangs finden viele Nutzer die Funktion "creepy", da sie sich beobachtet fühlen. Es gibt sogar Online-Protest dagegen, doch Zuckerberg setzt sich durch: Der Newsfeed wird zum Herzstück Facebooks.

3. Ab Jänner 2007 ist m.facebook.com erreichbar -die mobile Version des Netzwerks. Facebook erkannte früh, dass Smartphones zum zentralen Gerät unserer Zeit werden.

4. Im März 2008 wird die Google-Managerin Sheryl Sandberg Nummer zwei bei Facebook - während sich Zuckerberg auf das Technische und die Produktentwicklung konzentriert, ist Sandberg für den wirtschaftlichen Erfolg verantwortlich. Zunehmend wird Facebook eine Plattform für Werbung.

5. Im März 2009 führt das Unternehmen den "Like"-Knopf ein. Aus heutiger Sicht mag das überraschen: Der "Gefällt mir"-Knopf ist noch nicht einmal zehn Jahre alt.

6. FarmVille erscheint im Juni 2009 - es ist zwei Jahre lang das erfolgreichste Spiel auf dem sozialen Medium. In dieser Phase ist Facebook sehr daran interessiert, dass Drittentwickler Apps für die Plattform programmieren und sie mit Spielen oder Quiz attraktiver machen (wie das weitergeht, siehe Punkt 14).

7. Facebook ist Teil der Popkultur: Im Oktober 2010 erscheint der Film "The Social Network" von Regisseur David Fincher. Die Handlung konzentriert sich auf einen frühen Rechtsstreit: Kommilitonen warfen Zuckerberg vor, die Idee für ein soziales Netzwerk von ihnen abgekupfert zu haben.

8. Jus-Student Max Schrems fordert Facebook auf, ihm seine gespeicherten Daten zu senden. Der Österreicher erhält ein PDF mit 1222 Seiten - auch sind Daten aufgelistet, die eigentlich gelöscht sein sollten. Im Jahr 2011 bringt Schrems 16 Anzeigen bei der irischen Datenschutzbehörde ein - und wird weltweit zur Galionsfigur des Datenschutzes.

9. Für eine Milliarde US-Dollar kauft Facebook das Fotoportal Instagram im April 2012 - rückblickend ein Schnäppchen. Auch in den nächsten Jahren fällt Facebook damit auf, dass es Konkurrenten frühzeitig aufkauft oder dies zumindest versucht. Für 19 Milliarden US-Dollar angelt sich das Unternehmen 2014 den Kurznachrichtendienst WhatsApp.

10. Im Mai 2012 geht das Unternehmen an die Börse. Trotzdem behält Zuckerberg die volle Kontrolle: Es gibt zwei Typen von Facebook-Aktien - normale A-Aktien sowie B-Aktien, die mehr Stimmrechte bringen. Zuckerberg besitzt viele Aktien der besseren Klasse B und kann den Kurs weiter vorgeben.

11. Anscheinend kann Facebook die Stimmung seiner User beeinflussen. Bei einem Experiment hat der Konzern zusammen mit Wissenschaftern den Newsfeed von 689.000 Usern gezielt verändert. Wurden den Nutzern weniger positive Meldungen angezeigt, posteten sie selbst weniger positiv. Die Studie sorgt 2014 für Aufsehen - auch weil Nutzern nicht behagt, dass Facebook solche Experimente vornimmt.

12. Hasskommentare, Gerüchte: Die Flüchtlingsdebatte eskaliert auf Facebook. 2015 hagelt es Kritik , dass das Unternehmen zu wenig gegen Hetze und Desinformation unternimmt. Ein Jahr später findet die US-Wahl statt - mit vielen Fake News.

13. Zuckerberg gibt Anfang 2018 bekannt, dass Facebook stärker auf "meaningful social interaction" setzen werde. Vermehrt sollen Posts von privaten Profilen (Freunden, Bekannten) im Newsfeed angezeigt werden, weniger sichtbar sollen Pages sein. Für Unternehmen - darunter auch Medien - eine schlechte Nachricht, da es schwerer wird, eigene Fans auf Facebook zu erreichen, außer man zahlt für Werbung.

14. Medien decken im März 2018 auf, dass die britische Beratungsfirma Cambridge Analytica die privaten Daten von Millionen Facebook-Nutzern abgesaugt hat. Technisch funktionierte das über eine App, die ohne Wissen der Nutzer Information sammelte. Möglich war es auch, da Facebook Betreibern von Apps anfangs weitgehenden Zugriff gewährte. Das Ganze ist brisant, da Cambridge Analytica zum Beispiel Trumps Wahlkampf half. Das heizt die Debatte an, ob Facebook seine gesellschaftliche Verantwortung ernstnimmt.

15. Mark Zuckerberg will WhatsApp, Instagram und Facebook-Messenger technisch zusammenlegen - berichtet die "New York Times" im Jänner 2019: Künftig sollen die Apps dieselbe Infrastruktur nutzen. Die Frage stellt sich dabei auch, ob Facebook dann noch mehr Daten der Nutzer verknüpfen kann. Eines ist offensichtlich: Mark Zuckerberg hat die Entwicklung seines Imperiums längst nicht abgeschlossen.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.