Thomas Middelhoff, 64

Top-Manager Middelhoff: "Ich bin sinnbildlich geschlachtet worden"

Thomas Middelhoff, 64, war der Superstar unter Deutschlands Spitzenmanagern. Eine mehrjährige Haftstrafe wegen Untreue und Steuerhinterziehung machten ihn bis vor Kurzem zum prominentesten Gefangenen der deutschen Justiz. Ein Interview über die Läuterung im Knast, sein Debüt als Schriftsteller und die dunklen Seiten der Macht.

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INTERVIEW: ANGELIKA HAGER

profil: Herr Middelhoff, Sie wurden Ende November vorzeitig aus Ihrer eigentlich auf drei Jahre anberaumten Haftstrafe entlassen. Wie haben Sie Ihren ersten Tag in Freiheit gestaltet? Middelhoff: Der erste Tag in Freiheit war geprägt durch Dankbarkeit, Abschiednehmen von Bethel, der Behindertenwerkstätte, in der ich im freien Vollzug arbeitete, und dem Versuch, mit der wiedergewonnenen Freiheit zurechtzukommen. Das ist ein Prozess, der lange noch nicht abgeschlossen sein wird.

profil: Ist es schwierig, dass der Alltag plötzlich nicht mehr fremdbestimmt und durchstrukturiert ist? Middelhoff: Das beschreibt es perfekt. In der Inhaftierung gewöhnt man sich ja sehr schnell daran, dass man fremdbestimmt ist - ohne dass man es innerlich akzeptiert. Denn natürlich leidet man darunter auch sehr. Jetzt muss ich das Leben in Eigenverantwortung erst wieder erlernen. Das wird noch eine Weile dauern.

profil: Sind Sie überhaupt nach Jahren im Management-Olymp alltagstauglich? Haben Sie eine Ahnung, was ein Liter Milch kostet? Middelhoff: Das weiß ich sehr wohl. Sobald ich Freigänger war, musste ich mich ja selbst ernähren und lernen, mit einer gewissen Summe auszukommen. Da ging ich zu Aldi, und ich muss sagen, das Angebot dort ist wirklich klasse.

profil: Sind während der Haft Freundschaften mit anderen Häftlingen entstanden? Middelhoff: Nein, ich habe mich komplett separat gehalten. Es wurde ja schon zu Beginn der Untersuchungshaft versucht, meine Familie zu erpressen.

profil: Mit einer Art Schutzgeld? Middelhoff: So ist es. Sie Meine Familie sollte einen bestimmten Geldbetrag zahlen, damit mir im Gefängnis nichts geschieht. Aus dem Grund habe ich mich während der Untersuchungshaft und dann auch später im offenen Vollzug konsequent von allen ferngehalten. Allerdings habe ich nach meiner Haftentlassung bestimmte Gegenstände, die ich in der Zelle hatte, wie einen kleinen Fernseher und einen Radioapparat, an Häftlinge verschenkt, die gar nichts hatten.

profil: Haben Sie sich je im Gefängnis bedroht gefühlt? Middelhoff: Ich bin einmal bedroht worden, unter der Dusche. Als Witze gegen Juden gemacht wurden, habe ich darum gebeten, solange ich in dem Raum sei, das zu unterlassen. In der Folge bin ich körperlich bedroht worden. In letzter Sekunde kamen zwei JVA-Beamte, die mich aus der Situation befreit haben. Da hatte ich großes Glück.

Ich sehe mich im klassisch-traditionellen Sinn als Beschützer, als Familienpatriarch. Dass meine Kinder mitansehen mussten, wie ihr Vater da abgeführt wurde, kann ich bis heute nicht verkraften.

profil: Haben Sie dann besonderen Schutz genossen seitens des Justizvollzugs? Middelhoff: Ich musste danach nicht mehr an den Hofgängen teilnehmen. Es war hart, ein halbes Jahr ohne Sonne und Licht zu verbringen. Aber die Einsamkeit, das Gefühl, nur mit mir selbst zu sein, habe ich auch genießen gelernt. Natürlich wurde besonders darauf geachtet, dass mir nichts passiert. Doch einen sogenannten Promibonus hatte ich wirklich nicht.

profil: Was war das traumatisierendste Erlebnis in Ihrer Haftzeit? Middelhoff: Das war eindeutig der Moment, in dem man mich vor den Augen meiner Familie, meiner Kinder aus dem Gerichtssaal heraus verhaftet hat (Anm.: am 14. November 2014). Damit hatte ja keiner gerechnet. Das war schlimm: Ich sehe mich im klassisch-traditionellen Sinn als Beschützer, als Familienpatriarch. Dass meine Kinder mitansehen mussten, wie ihr Vater da abgeführt wurde, kann ich bis heute nicht verkraften.

profil: Was für Gefühle empfindet man, wenn man erstmals in so einer Zelle sitzt? Middelhoff: Mein erstes Gefühl in diesen acht Quadratmetern: Ich implodiere innerlich. Der Raum erdrückt mich so sehr, dass ich kaum noch Luft bekomme. Nach der Phase der Auflehnung kommt dann die der Akzeptanz. Man findet sich damit ab. Und dann gelangt man in eine Phase der Selbstreflexion. Ich habe die Zeit nicht nur genutzt, um endlich wieder Bücher zu lesen, sondern auch, um darüber nachzudenken, was ich für ein Mensch geworden bin und welche Defizite sich in meiner Persönlichkeitsstruktur angesammelt haben. Im Gefängnis habe ich auch gelernt, dass das Materielle unbedeutend ist. Simplify your life - diese inzwischen abgedroschene Phrase lernte ich dort umzusetzen.

profil: In Ihrem Buch "A115 -Der Sturz" üben Sie harte Kritik an den Haftbedingungen. In der Untersuchungshaft galten Sie als selbstmordgefährdet. Mit der Konsequenz, dass in Ihrer Zelle alle Viertelstunden in der Nacht das Licht in voller Helligkeit angemacht worden sein soll. Middelhoff: Korrekt. Doch damit nicht genug: Ich musste dann auch eine Armbewegung machen, als Beweis, dass ich noch am Leben bin - selbst wenn ich in voller Erschöpfung im Tiefschlaf lag. Über einen Zeitraum von gut sechs Wochen wurde ich im Zuge dieser sogenannten Suizidkontrolle alle 15 Minuten geweckt.

Ich wurde zu einem Schatten meiner selbst.

profil: Schlafentzug ist eine bekannte Foltermethode bei politischen Gefangenen. Middelhoff: Alle Suizidkontrollen in dieser Form müssen abgeschafft werden. Da gäbe es viel einfachere Möglichkeiten wie elektronische Hand- oder Fußfesseln. Ich habe ja den Einblick in meine Haftakte erzwungen. In der hat der Psychologe der Haftanstalt schon ganz frühzeitig darauf hingewiesen, dass diese Methode in meinem Fall nicht zu verantworten sei und ich durch sie bereits ernsthaft erkrankt wäre.

profil: Die Konsequenz des wochenlangen Schlafentzugs soll eine Autoimmunerkrankung namens Lupus sein. Middelhoff: Ja. Ich wurde zu einem Schatten meiner selbst. Die anfänglichen Symptome waren ein komisches Gefühl in meinen Fußsohlen. Es fühlte sich an, als würde ich über Samtpelz gehen. Woraufhin mir der Anstaltsarzt Fußpilz diagnostizierte. Durch diese Fehldiagnose und die dadurch so lange hinausgezögerte Behandlung konnte sich die Krankheit systemisch ausweiten. Ich werde für den Rest meines Lebens unheilbar krank bleiben und muss täglich schwere Medikamente nehmen. Aber darüber beklage ich mich nicht: Es ist so, wie es ist. Hier geht es auch nicht um mich. Ich will mit meinem Buch und mit meiner Website auf die vielen Missstände im geschlossenen Vollzug aufmerksam machen.

profil: Hatten Sie keine Angst, durch diese Kritik am Strafvollzug in Ihrem Buch um Ihre verkürzte Haftzeit wegen guter Führung umzufallen? Middelhoff: Das Risiko war mir bewusst, aber ich habe es in Kauf genommen. Weil es so auch glaubwürdiger ist. Die medizinische Versorgung in deutschen Gefängnissen muss thematisiert werden. Es kann nicht sein, dass da, wie in meinem Fall, über Wochen überhaupt nichts passiert.

profil: Wie haben die zuständigen Politiker auf Ihre Kritik reagiert? Middelhoff: Die Reaktionen auf Justizebene waren so, wie ich sie erwartet hatte. Eine inhaltliche Auseinandersetzung habe ich nicht wahrgenommen. In meinen Augen wurde versucht, mich mit populistischen Unterstellungen zu beschädigen. Der Justizminister von Nordrhein-Westfalen (Anm.: Peter Biesenbach, CDU) äußerte sich inhaltlich nicht, wusste aber anzumerken, dass man natürlich von der Haftzelle keinen Blick auf die Côte d'Azur habe. Und er ließ wissen, dass man mir sicher gerne Putzzeug zur Verfügung gestellt hätte, weil ich über den Gestank aus der Toilette in meiner Zelle geklagt hatte. Der Gestank rührte aber daher, dass bei mir hochgekommen ist, was in der benachbarten Zelle runtergespült wurde, weil die Kanalisation überlastet war.

profil: Sie wurden vom Landesgericht Essen 2014 wegen schwerer Untreue in 27 Fällen und Steuerhinterziehung zu Ihrer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Abgesehen von den Zuständen in der Haft: Bei der Lektüre Ihres Buches hat man den Eindruck, dass Sie sich sehr wohl als Justizopfer fühlen. Waren Sie zu Recht inhaftiert? Middelhoff: Nein, da liegen Sie falsch: Ich sehe mich nicht als Justizopfer, diesen Vorwurf habe ich immer von mir gewiesen. Es ging um Flüge, wo Privates mit Geschäftlichem vermischt wurde. Dafür habe ich meine Strafe akzeptiert, da will ich mich auch nicht beschweren. Wohlgemerkt habe ich aber nichts in meine eigene Tasche veruntreut.

profil: Und die Steuerhinterziehung? Middelhoff: Gut, dass Sie das ansprechen, denn den genauen Hintergrund kennt kaum jemand. Die Steuerhinterziehung bezieht sich auf eine Festschrift anlässlich eines Geburtstagsjubiläums. Diese Festschrift sei privat gewesen, meinte die Staatsanwaltschaft. Und Arcandor hat für die Festschrift Vorsteuer abgesetzt. Und daher bin ich jetzt Steuerhinterzieher.

Ich habe in meiner Persönlichkeitsstruktur eine Fehlentwicklung gemacht, die mich leichtsinnig und selbstherrlich werden ließ.

profil: Die Festschrift war Ihrem früheren Mentor bei Bertelsmann, Mark Wössner, zum 70. Geburtstag gewidmet, der Ihnen den Weg an die Spitze des Konzerns geebnet hatte. Aber wie kann es einem Spitzenmanager Ihres Kalibers passieren, dass Privates mit Beruflichem so vermischt wurde? Middelhoff: Da habe ich ganz eindeutig Fehler gemacht. Ich hätte die Nutzung von Fluggeräten von in Compliance-Angelegenheiten erfahrenen Anwälten erfassen und noch einmal vom Aufsichtsrat absegnen lassen müssen. Das habe ich nicht getan.

profil: Warum nicht? Middelhoff: Weil ich arrogant und der Meinung war, dass ich das selbst entscheiden kann. Ich habe in meiner Persönlichkeitsstruktur eine Fehlentwicklung gemacht, die mich leichtsinnig und selbstherrlich werden ließ. Deswegen habe ich nicht professionell agiert. Ich war immer weniger ich selbst, und das hat mir geschadet. Ich habe auch viel zu viel die Öffentlichkeit gesucht, was viele provoziert hat. Ich bildete mir ein, die Öffentlichkeit regelrecht zu brauchen.

profil: In nahezu jedem Zeitungsporträt über Sie ist erwähnt, dass Sie, um den Stau einer Baustelle auf der Autobahn zu umgehen, häufig einen Helikopter angefordert haben, um von Ihrem Wohnort zum Bertelsmann-Firmensitz geflogen zu werden. Für Normalbürger erscheint das wie der Gipfel an Dekadenz. Middelhoff: Das ist richtig, und ich kann nachvollziehen, dass Sie das so empfinden. Aber für mich war das Fliegen mit dem Hubschrauber nichts anderes als ein Management-Tool. Mit fliegendem Schritt aus dem Hubschrauber in die Firmen-Maschine - das war mein Alltag. Es ging darum, Zeit zu gewinnen. Jede Minute meines Tagesablaufs war ja durchgetaktet. In der Zeit, in der ich vielleicht drei, vier Stunden im Stau gestanden wäre, konnte ich managen. Die Zeit war so viel besser investiert.

profil: Wie ist Ihr Verhältnis heute zu Madeleine Schickedanz? (Anm.: die ehemalige Großaktionärin von Arcandor, vormals KarstadtQuelle) Middelhoff: Getrübt. Unser Verhältnis war eigentlich sehr gut, bis zu ihrer Aussage im Rahmen meines Strafverfahrens.

profil: Im Vergleich zu anderen Wirtschaftsdelinquenten, auch bei uns in Österreich, scheint das Urteil gegen Sie besonders streng ausgefallen zu sein. Middelhoff: Dieser Meinung waren auch andere. Ein oberster Richter, ich weiß leider nicht mehr welcher, meinte, in Bayern hätte ich diesen Prozess als freier Mann verlassen. Ich glaube, ich bin sinnbildlich für alle gierigen Topmanager geschlachtet worden. Nach dem Crash von 2008 waren wir ja das personifizierte Böse. Aber im Gegensatz zu mir hat es keinen Banker erwischt. Selbst gegen Georg Funke, den Chef der Hypo Real Estate Holding, die ja vom deutschen Staat übernommen wurde, wurden alle Anklagepunkte fallen gelassen.

profil: Ist es nicht auch so, dass man als Spitzenmanager streckenweise wie ein absolutistischer Monarch agiert und der Meinung ist, dass man selbst das Gesetz ist? Middelhoff: Diesen Vergleich unterschreibe ich. Durch die Bedingungen am Hof wird man einfach nicht gefordert, über sich selbst nachzudenken.

profil: Haben Sie sich in Ihren Zeiten als Spitzenmanager nie einer Art Supervision in Form von Psychotherapie unterzogen? Middelhoff: Nein. Darüber hätte ich früher gelacht. Das war doch in meinem früheren Empfinden nichts als ein Zeichen von Schwäche. Das brauchte man doch nicht. Schließlich hatte man nach außen hin auch ein ganz anderes Bild abzugeben.

profil: Wie würden Sie dieses Bild beschreiben? Middelhoff: Kalt, schnell, allen Problemen gewachsen. Wenn ich da wie ein fragender Bittsteller aufgetreten wäre, hätte mich die Familie Mohn (Anm.: die Eigentümerin des Bertelsmann-Konzerns) rausgeschmissen. Viele haben mich sicher als einen Typen wahrgenommen, der keine Grenzen akzeptierte und kannte. Es gibt aber auch andere. Der Betriebsratsvorsitzende von KarstadtQuelle meinte, er hätte nie einen besseren Manager getroffen als mich. Auf dem hohen Ross wären in diesem Konzern andere gesessen. So absolutistisch wie andere habe ich nie gelenkt.

profil: Haben Sie in der Haft psychologische Unterstützung angenommen? Middelhoff: Ja, irgendwann war der Punkt erreicht, wo ich nicht mehr allein weiter konnte: Die Erkrankung, die Untersuchungshaft und meine Privatinsolvenz - da bin ich dann erstmals in meinem Leben mit einem Psychologen in Kontakt gekommen.

profil: In Zeitungsberichten wird Ihre Privatinsolvenz mit 400 Millionen Euro beziffert. Wie ist das angesichts Ihrer früheren Einkommensverhältnisse zu erklären? Middelhoff: Das sind keine korrekten Zahlen. Die größte Forderung ist vom Insolvenz-Verwalter von Arcandor angemeldet worden - das sind allein in etwa Forderungen in der Höhe von 250 Millionen Euro, die er glaubt, gegen Vorstände, Aufsichtsräte und Vorstandsvorsitzende zu haben.

profil: Das heißt, Ihre Privatinsolvenz beläuft sich auf 150 Millionen Euro? Middelhoff: Nein, das ist weniger. Was dann tatsächlich herauskommt, werden wir erst in drei, vier Jahren wissen. Es ist ja so, dass man, sobald man in Untersuchungshaft kommt, wirtschaftlich nicht mehr handlungsfähig ist.

Ich war nie ein Fan von Angela Merkel. Wir sind auch einmal bei einer Steuerdiskussion furchtbar aneinandergekracht. Und haben seither nie mehr ein Wort miteinander gewechselt.

profil: Das heißt, Ihre Konten wurden eingefroren? Middelhoff: So ist es. Dann kam das Finanzamt mit einer Einkommenssteuerforderung. Wäre ich auf freiem Fuß gewesen, hätte ich das mit dinglichen Sicherheiten ganz einfach erledigen können. Professor Bernd Schünemann, ein in Deutschland anerkannter Rechtswissenschafter, schreibt in dem Nachwort zu meinem Buch, dass etwa 90 Prozent aller Untersuchungshäftlinge in Insolvenz gehen.

profil: Gibt es eine Chance, dass Sie je wieder aus diesem finanziellen Dilemma herauskommen? Mit Vorträgen und Büchern wird diese Summe ja kaum abzustottern sein. Die Villa in Saint Tropez ... Middelhoff: ... ist längst verkauft.

profil: Wie werden Sie also Ihren Lebensunterhalt bestreiten? Middelhoff: Ich bin versorgt durch meine Pension, die ich mir bei Arcandor erworben habe.

profil: Die wird doch bei einer Privatinsolvenz gepfändet. Middelhoff: Die wird bis zum pfändungsfreien Betrag gepfändet, aber davon kann ich gut leben.

profil: Wo werden Sie leben? Middelhoff: Erst mal in Hamburg.

profil: In Deutschland kennt jeder Ihr Gesicht. Ist da nicht mit sehr viel Häme zu rechnen? Middelhoff: Ich habe das Gegenteil erfahren. Ich bekomme sehr viel Zuspruch, in dem Tenor: "Das haben Sie sich wirklich nicht verdient." Oder: "Sie bleiben trotzdem ein Vorbild für mich." Aber ich habe ein großes Faible für London und New York. Vielleicht wird es uns ja dorthin ziehen. Dort geht man auch mit Menschen wie mir anders um. Wenn einer gefallen ist, hat er auch die Chance, wieder aufzustehen und nicht mit einem lebenslangen Makel behaftet zu sein.

profil: Sind Sie von Ihrer Frau schon geschieden? Middelhoff: Wir leben in Scheidung.

profil: Und Ihre Kinder? Middelhoff: Sind großartig und während der ganzen Zeit hinter mir gestanden.

profil: Oft haben persönliche Katastrophen eine reinigende Wirkung. Ist das in Ihrem Fall so? Middelhoff: Ein sehr guter Freund sagte mir, dass das das Beste war, was mir passieren konnte. Ich weiß noch nicht, ob ich das bestätigen kann. Ich befinde mich heute in einer Art geistigen Freiheit, die ich in dieser Form noch nie in meinem Leben erleben durfte. Und ich freue mich auf das nächste Kapitel in meinem Leben.

profil: Zum Abschluss noch eine politische Frage: Haben Sie zur Zeit Mitleid mit Angela Merkel? Middelhoff: Nein, ich war nie ein Fan von Angela Merkel. Wir sind auch einmal bei einer Steuerdiskussion furchtbar aneinandergekracht. Und haben seither nie mehr ein Wort miteinander gewechselt.

profil: Und was halten Sie von unserem neuen Kanzler, Sebastian Kurz? Middelhoff: Ich finde, gemessen an seinem Alter, beeindruckend, mit welcher Selbstsicherheit und mit welchem politischen Instinkt er sich bewegt. Aber er sollte nicht vergessen: Wenn die römischen Imperatoren nach einem siegreichen Feldzug in Rom Einzug hielten, stand hinter ihnen auf dem Streitwagen ein Sklave, der ihnen ins Ohr flüsterte: "Bedenke, auch du bist sterblich."

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort