Anzeigetafel des Stadtkinos

Marko Feingolds Vermächtnis

Großes Aufgebot bei der „profil”-Premiere des Dokumentarfilms „Ein jüdisches Leben” am vergangenen Donnerstag im Wiener Stadtkino im Künstlerhaus.

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Im Film erzählt der 2019 im Alter von 106 Jahren verstorbene Marko Feingold über zwei Stunden lang seine so brutale wie wundersame Überlebensgeschichte in vier Konzentrationslagern. Feingold ist mit großer Wahrscheinlichkeit der älteste Zeuge der NS-Gräuel weltweit gewesen und reiste bis knapp vor seinem Tod mit hunderten Schülern regelmäßig nach Auschwitz, der ersten Station seines Martyriums, wohin ihn profil einmal drei Tage lang im Zuge einer Reportage begleiten durfte. Bewegende Worte kamen auch von Oskar Deutsch, dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, und Willi Merni, dem Vorsitzenden des Mauthausen Komitees. „Der Sinn meines Lebens ist es, sich zu erinnern”, erklärt Marko Feingold ganz am Anfang des Films, „der hoffentlich noch viele Generationen von Jugendlichen begleitet wird”, so profil-Redakteurin Angelika Hager in ihrer Moderation.
 

Die Filmemacher Christian Krönes und Florian Weigensamer erzählten von der über zwei Jahre währenden Arbeit an dem Projekt, die Witwe Hanna Feingold erklärte auf dem Podium, dass ihr Mann ganz sicher am diesem Abend über der Veranstaltung  wache, und wies noch einmal auf seinen Humor hin: „Mein Mann war lustig, wir haben unglaublich viel miteinander gelacht, und dass trotz allem, was er mitmachen musste.” Seine lange Lebenszeit sei wahrscheinlich „eine Wiedergutmachung für die gestohlenen Jahre gewesen”, erklärte sie beim Après im Foyer des Stadtkinos, wo bei koscherem Wein der Abend noch lange ausklang. Am 12. Oktober gibt es noch ein Spezial-Screening im Wiener Gartenbaukino mit einer anschließenden Diskussion über den neuen Antisemitismus in hochkarätiger Besetzung, die von Miriam Unger moderiert wird.

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort