Ronan Farrow

profil-Morgenpost: „Ich will Dreck an dieser Schlampe”

Guten Morgen!

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Angelika Hager

„Ich bin kein religiöser Mensch, aber ich bete, dass du die Kraft für diese Geschichte hast!” ließ der inzwischen verstorbene Starkoch Anthony Bourdain, Lebensgefährte von Asia Argento ( eine der ersten Weinstein- Klägerinnen) Ronan Farrow 2016 wissen. Er hatte.

Mundtot

Heute erscheint „Durchbruch”, so der deutsche Titel von Farrows Schlüsselloch-Report zum Weinstein-Skandal, Trumps „You-just-have-to-grab-them..”-Eskapaden und der #metoo-bewegung. „Catch and Kill”, so der amerikanische Titel, beinhaltetauch eine Chronik jener „via dolorosa”, die der Sohn von Mia Farrow und Woody Allen in den zwei Jahren seiner Recherchen beschreiten musste.

Nahezu eben so drastisch wie Weinsteins und Trumps jahrelang auf das Ruchloseste durchgezogene Knigge der Misogynie erscheinen die von Ronan Farrow detailreich aufgelisteten Vertuschungsversuche seitens mächtiger Medienmänner. Tatsächlich hatte Weinstein, der die israelische Spionage-Agentur „Black Cube” damit beschäftigte, potenzielle „Verräterinnen” mundtot zu machen, Hollywood mit einem ganzen Netzwerk an Aushorchern, und Spionen infiltriert, um seine Haut zu retten.

Mit Geld planiert

Unzählige Anzeigen wegen sexueller Übergriffe waren, ähnlich wie Trump, mit Geld planiert worden. Als ruchbar geworden war, dass die Schauspielerin Rose McGowan mit Farrow Kontakt aufgenommen hatte, ließ Weinstein seine medialen Verbindungen spielen. Bei NBC wurden Farrows Recherchen unter fadenscheinigen Vorwürfen unter den Teppich gekehrt, der prominente Moderator Matt Lauer sollte später selbst seinen Sessel wegen #Metoo-Vorwürfen räumen müssen. In der „Tabloid-Kloake” (Farrow) des „National Enquirer”, einem Pro-Trump-Kampfblatt erster Güte, fand Weinstein, überzeugter Demokrat, dennoch starke Verbündete. Alte, weiße Männer müssen eben quer durch alle ideologischen Lager zusammen halten. Der Chefredakteur des Blatts Dylan Howard, so liest man, gab sofort den Marschbefehl „Ich will Dreck an dieser Schlampe!” aus.

Farrows „Catch and Kill” zeichnet das Röntgenbild einer Gesellschaft, die einer literarischen Zusammenarbeit von Tom Wolfe, Truman Capote und Jackie Collins entsprungen sein könnten. „Juicy stuff” würde Herr Wolfe möglicherweise anmerken.

„I don't know. Good luck!”

Harvey Weinstein hatte sich übrigens auch um Rat an Farrows möglicherweise nur juristischen Vater (gerüchteweise soll sein tatsächlicher Zeuger Frank Sinatra gewesen sein) Woody Allen gewandt, der wegen Mißbrauchs seiner damals siebenjährigen Tochter Dylan, Ronans Schwester, angeklagt worden war. Auf die Frage „How should I deal with this?” hatte Allen nur die karge Antwort: „I don't know. Good luck!” auf Lager.

Ein Wunsch, dem wir leider nicht Folge leisten wollen.

Bis kommenden Montag!

Ihre Angelika Hager

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort