Fußball

Sportminister Kogler: Kritik am ÖFB

Sportminister Werner Kogler und Ex-Teamstürmer Marc Janko kritisieren im profil-Interview den ÖFB und fordern eine Aufklärung der Korruptions-Vorwürfe.

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Der ÖFB versinkt im Chaos. Präsident Gerhard Milletich ist seit Wochen mit einer Inseraten-Affäre konfrontiert. Der Verlagschef aus dem Burgenland soll sein Präsidentenamt ausgenützt haben, um Inserate für seine Unternehmen zu lukrieren. Das Wochenmagazin „News“ und die Tageszeitung „Kurier“ erhoben dahingehend Vorwürfe. Demnach sei Milletich, Geschäftsführer des Bohmann-Verlages, bei zumindest sieben Partnern und Sponsoren des ÖFB vorstellig geworden. Milletich selbst spricht davon, dass es sich um langjährige Partner handle, was einige Sponsoren jedoch gegenüber dem „Kurier“ bestreiten. Ex-Rechnungshofpräsident Franz Fiedler betonte in einem Ö1-Interview: „Sollten die Vorwürfe zutreffen, ist es ein Fall von Korruption“. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Ich würde mir vom ÖFB eine Struktur erwarten, die das selber darstellen und aufarbeiten kann“, betont Sportminister Werner Kogler im profil-Interview. „Es wäre gut, wenn sie eine objektive Kommission zur Klärung der Vorwürfe einsetzen. Man sollte den Mailverkehr offenlegen.“ Als „Fördergeber“ erwarte sich Sportminister Kogler, „dass der ÖFB etwas schafft, damit die Mitglieder wieder Vertrauen fassen können“.

Milletich hat gegenüber dem ÖFB-Präsidium vor zwei Wochen angekündigt, gegen die Medienberichte Klage einzureichen, was aber laut profil-Informationen noch nicht passiert ist. Zuletzt wurde Milletich von den ÖFB-Landesverbandspräsidenten aus Salzburg, Oberösterreich und Tirol medial unter Druck gesetzt. Der Tiroler Vertreter Josef Geisler meinte gar, Milletich sei „für dieses Amt nicht geeignet“. Sportminister Kogler sind die Streitigkeiten im größten Sportverband des Landes nicht verborgen geblieben: „Wenn der Verband so „beinand“ ist, um es im Dialekt zu sagen, dass die sich in erster Linie gegenseitig etwas ausrichten, ist das mindestens so unschön wie eine mögliche Inseratenaffäre“, betont er gegenüber profil.

„Es gilt die Unschuldsvermutung, aber restlose Aufklärung ist gefordert“, betont Ex-ÖFB-Stürmer Marc Janko im profil-Gespräch. „Wir reden hier vom höchsten Sportfunktionärs-Amt in Österreich, dem ÖFB-Präsidenten. Aufklärung muss auch in seinem Interesse sein. Wenn er die Vorwürfe nicht klagt, würde das meiner Meinung nach einem Eingeständnis gleichkommen.“

Für die WM in Katar ist das österreichische Nationalteam nicht qualifiziert. Ex-Teamstürmer Janko vermutet, dass dies „hauptsächlich an den Strukturen“ des Verbandes liege. Im Fokus seiner Aussagen stehen die ÖFB-Landesverbandspräsidenten, Richter, Rechtsanwälte und Ex-Bürgermeister, die ihr Amt ehrenamtlich ausüben und etwa den Teamchef bestellen. „Wenn solche Menschen an den Hebeln der Macht sitzen, ohne Visionen und Animo zu haben, etwas zu ändern, wird’s eben ewig so weitergehen“, erklärt Janko gegenüber profil.  

„Die Frage der Organisation des ÖFB kann man schon stellen“, betont auch Sportminister Kogler. „Das Bestellsystem der Trainer ist massiv hinterfragenswert. Man müsste überlegen, wie man im oberen Funktionärstum mehr Profis reinbringt. Oder generell: Mehr drauf schauen, dass beim Erfolg was weitergeht, und weniger einmischen und intrigieren.“ Auch Janko betont: „Profis sollen über Profis entscheiden. Ehrenamt ist wichtig – für den Breitensport. Aber die Anforderungen im Profibereich haben sich geändert. Ein Anwalt aus einem Bundesland kann nicht wissen, welche Anforderungen ein Profisportler braucht und welcher Struktur es bedarf, um professionell arbeiten zu können.“

Eine „professionelle Struktur“, so Janko, würde die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs erhöhen. „Die Schweiz macht uns das vor, die sind Stammgast bei jedem Großereignis.“ Und Sportminister Kogler ergänzt: „Für einen eingefleischten Österreich-Fan ist es tragisch, dass wir seit 1998 bei keiner Weltmeisterschaft waren. Künftig will die FIFA Weltmeisterschaften mit 48 Teams spielen – da wäre es eine besondere Niederlage, wenn Österreich nicht dabei wäre.“