Streit im Tierreich

Streit im Tierreich: "Godzilla" neu im Kino

Kino. Leider viel zu menschlich: Gareth Edwards’ Neuverfilmung des Kultmonster-Klassikers "Godzilla“

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Jeder halbwegs raffinierte Film über Monster erzeugt in seinen Zuschauern einen spannenden inneren Konflikt: Schenkt man seine Sympathie automatisch der eigenen, oft reichlich verkommenen Spezies, oder gewinnt das vermeintlich Fremde plötzlich an liebenswerter Persönlichkeit? Die Filmgeschichte ist voll mit unglücklichen Monstern - der sensible Riesenaffe "King Kong“ ist wohl das beste Beispiel dafür.

Bei der aktuellen Neuverfilmung des japanischen Klassikers von Ishiro Honda, der 1954 die Riesenechse "Godzilla“, die sich von Atomenergie ernährt, zum Leben erweckte, wird nicht mit historischen Bezügen gespart. Waren es damals noch die Schrecken von Hiroshima und Nagasaki, lässt der britische Regisseur Gareth Edwards keine aktuelle Katastrophe aus: Das zu Beginn zerstörte Atomkraftwerk erinnert an Fukushima; später wird es einen Tsunami geben, und die Terrorangriffe von 9/11 sind visuell ebenfalls präsent.

Der japanische Klassiker von 1954

Die große Schwäche des gerade angelaufenen Blockbusters ist seine platte Figurenzeichnung, die ausufernden menschlichen Schicksale nehmen zu breiten Raum ein. Allein "Breaking Bad“-Star Bryan Cranston, der miterleben muss, wie seine Frau (verzichtbar: Juliette Binoche) im Atomkraftwerk stirbt, entwickelt in seiner manisch-depressiven Besessenheit tatsächlich Profil. Sein Sohn, Aaron Taylor-Johnson, bleibt hingegen Hollywood-Massenware: gestählt und flach. "Godzilla“ verliert sich narrativ allzu oft im allzu Menschlichen; bevor der tierische Held auftritt vergehen fast eineinhalb Stunden. Dafür sind die Kampfszenen zwischen dem etwas dick gewordenen Godzilla und zwei insektenartigen Wesen großes Katastrophenkino. Dann wird nämlich klar: Die winzigen Menschen sind bloß Nebendarsteller in einem gigantischen Streit der Urzeitwesen. Konsequent aus dieser Perspektive erzählt, hätte der Film um einiges spannender werden können.

Karin   Cerny

Karin Cerny