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Tackerei, Tacos Hermanos und Maíz: Hotspots des Wiener Taco-Booms

Der Taco-Boom läuft heiß in Wien. Und hier sind drei Hotspots: Besuch in der Tackerei, bei Tacos Hermanos und Maíz.

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Würde man eine Liste mit Trends erstellen, denen man in den letzten Jahren in Wien nicht entkommen konnte, das mexikanische Streetfood wäre mit einiger Sicherheit ganz weit vorn dabei. Der Taco ist überall – und die Herangehensweise an ihn ist hierzulande so vielseitig wie in Mexiko selbst (nun ja, fast). Hier drei herausragend unterschiedliche Beispiele:

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Die Österreicher: Die Tackerei, Brunnenmarkt 
Wahrscheinlich nicht aus Mexiko stammen Dorian Neureiter und Valentin Masoner – und das, was die beiden in ihre Tortillas füllen, ist weit weg davon. In ihrer Tackerei am Yppenplatz in Wien-Ottakring ist die Stilvorlage eher Heuriger als Mexiko, und das dürfte Puristen nur so mittel begeistern, ein Abenteuer ist es allemal. Der Blunzen-Taco zum Beispiel ist ein einziges Fest: Sauerkraut, darauf Blunzenradeln, darauf Rote Rüben. Ebenfalls gelungen ist die Variante mit Rind – sie wurde mit einem sehr klassisch gehaltenen Rindfleischsalat, Zwiebel und Paprika gefüllt. Ein bisschen weniger begeistern kann die Gulasch-Version. Damit dieses nicht an allen Enden rausquillt, ist es nicht besonders flüssig, trotzdem wird das Gesamtwerk ein bisschen zu weich – der Röstzwiebel schafft immerhin Abhilfe. Richtung Asien schielt dann die vegetarische Variante mit Austernpilzen, Ananas, Chili und Orangenwürfeln. Die mit Belugalinsen, Pfirsich und Wurzelgemüse gefüllte Version unternimmt dann noch einen Ausflug in höhere Gastro-gefilde: Sie wurde mit Thymianschaum getoppt. Sehr lässig hier.

Stimmung: Austrian-International
Preisverhältnis: 3 Stück: 13,50 Euro, 1 Stück mit Fleisch: 4,90 Euro, 1 Stück vegetarisch: 4,60 Euro
Die Tackerei
Brunnenmarkt 142, 1160 Wien
instagram.com/die_tackerei

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Der Marktstand: Tacos Hermanos, Naschmarkt
Als Hotspot gilt der Naschmarkt ja nicht unbedingt: zu viele Touristen, viel zu teuer und so weiter und so fort. Eine der gehyptesten Taco-Locations Wiens befindet sich seit ein paar Monaten trotzdem dort. Bei Tacos Hermanos geht es Laurenz Baldecchi sehr streetfoodig an – und scheint damit Erfolg zu haben: Für den aktuellen Andrang reichen die zwei Minitische mitsamt etwas unvorteilhaft direkt daneben platziertem, offenem Mülleimer definitiv nicht aus; viel mehr als eine Grillplatte und eine Slush-Maschine, die mit Margaritas und anderem zuckrigen Zeug gefüllt ist, gibt’s vor Ort nicht. Der Grund fürs Kommen überzeugt dennoch. Der Signature- Quesabirria ist ziemlich stark: In die selbst gemachte Mais-Tortilla kommt das lange geschmorte Rindfleisch (hier hat der Vorgang sechs bis acht Stunden gedauert). Dazu noch geschmolzener Käse, Rindsuppe ist auch anwesend – sehr heiß vom Grill ist das ein starkes Ding. Die vegetarische Variante mit Paprika, Zucchini, Bohnenmus und viel Guacamole wird den meisten Menschen zusagen. Freitags vorbeikommen, wenn eines der wöchentlich wechselnden Seefood-Specials kredenzt wird lohnt sich bestimmt.

Stimmung: stressig, nein, sorry: urban
Preisverhältnis: 3 Stück Signature-Tacos: 10 Euro, 3 Stück vegetarische Tacos: 8 Euro
Tacos Hermanos
Naschmarkt, 1060 Wien
instagram.com/tacoshermanosvienna

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Die Konzentrierte: Maíz, Schönbrunner Straße 
Viel Auswahl an Füllungen gibt es in dem sehr bunt eingerichteten Lokal von Monika Sims nicht, dafür konzentriert sie sich auf das Wesentliche. Alles ist hier selbst gemacht, die Tortillas bestehen aus österreichischem Mais, auch bei den restlichen Zutaten legt Frau Sims Wert auf Regionalität. Es gibt täglich drei verschiedene Versionen, die immer einmal Rind, Schwein und eine fleischlose Grundbasis haben. Bei meinem Besuch wurde das Beef „Barbacoa“ interpretiert – es ist leicht scharf, vermutlich weil es in einer Chilisauce und Bananen-blättern gekocht wurde. Das Schwein kam in der Variante „Tinga“: Schweinefleisch und Chorizo – also stark paprizierte Wurst –, gekocht in Chili-Tomaten-Sauce, pikant über die Finger rinnend. Die fleischlose Variante gab’s mit gewürfelten Kartoffeln, mitgerösteten Kräutern und Kraut obendrauf – sie ist ein bisschen trocken in der Gesamtanmutung. Aber das ist Jammern auf höherem Taco-Niveau, hier lässt es sich schon ziemlich gut aushalten. Das Maíz hat auch bereits expandiert: mit einer Filiale in der Albertgasse in der Wiener Josefstadt.

Stimmung: Villa Kunterbunt
Preisverhältnis: 3 Stück: 13 Euro, 1 Stück: 4,50 Euro
Maíz
Schönbrunner Straße 32,
1050 Wien, maiztortilla.at

Stephan Graschitz

Stephan Graschitz

ist als Chef vom Dienst bei profil tätig.