Auschwitz-Überlebende Esther Béjarano: „Wir leben ewig”

Auschwitz-Überlebende Esther Béjarano: „Wir leben ewig”

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Jahrzehnte lang war Esther Bejarano verstummt. Kein Wort über Auschwitz, nichts über ihre Zeit als Akkordeon-Spielerin im Mädchen-Orchester des Vernichtungslagers. Doch als in Deutschland Anfang der 1990er-Jahre Flüchtlingsheime brannten und später die kriminelle Neonazi-Vereinigung „NSU“ türkischstämmige Wirtschaftstreibende ermordete, hielt sie ihr Schweigen nicht mehr aus: „Ich musste den Leuten doch sagen, was damals geschah.“

Die 91-jährige Tochter eines Opernsängers und jüdischen Kantors hatte im Holocaust fast ihre gesamte Familie verloren.

Sie ging in Schulen, begann wieder – gemeinsam mit ihrem Sohn – Musik zu machen. Das Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ porträtierte sie als eine der „letzten Zeugen“. Die inzwischen 91-jährige Tochter eines Opernsängers und jüdischen Kantors hatte im Holocaust fast ihre gesamte Familie verloren. Kürzlich las sie auf Einladung des Musikmagazins „Skug“ im Wiener Club „Fluc“ aus ihren Erinnerungen und rappte danach mit der türkischen HipHop-Formation Microphone Mafia gegen das Vergessen.

„Wir wussten, dass die Züge, die auf bestimmten Gleisen fuhren, sofort ins Gas geschickt wurden. Hinter uns stand die SS mit ihren Gewehren. Wir konnten nicht aufhören, zu spielen“, erzählte Bejarano im Gespräch mit profil. Dann ging sie auf die Bühne, sang alte Widerstandslieder und ballte die Faust dazu: „Avanti popolo!“ Und: „Wir leben ewig!“

Edith   Meinhart

Edith Meinhart

ist seit 1998 in der profil Innenpolitik. Schreibt über soziale Bewegungen, Migration, Bildung, Menschenrechte und sonst auch noch einiges