Maradona schießt das "Tor des Jahrhunderts"

Video: Zehn unvergessliche Momente der WM-Geschichte

Das "Wunder von Bern", Zidanes Kopfstoß und Maradonas Magie.

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profil.at blickt auf zehn unvergessliche Momente der Fußball-WM-Geschichte zurück. Die Auflistung erhebt wie immer keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Ereignisse sind chronologisch nach Jahreszahl geordnet.

Das Wunder von Bern (1954)

Gelegentlich als „die eigentliche Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland“ bezeichnet, löste der 3:2-Final-Erfolg des BRD-Teams gegen den haushohen Favoriten Ungarn einen Freudentaumel im noch vom Krieg gezeichnetem Land aus.

Das Wembley-Tor (1966)

Es läuft die 101. Minute im WM-Finale 1966 zwischen Gastgeber England und Deutschland. Geoff Hurst zieht ab, der Ball prallt von der Unterkante der Latte auf den Boden auf und wird dann von dem deutschen Verteidiger Wolfgang Weber übers Tor ins Toraus geköpft. Der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst entscheidet zunächst auf Eckball und erst nach Rücksprache mit dem sowjetischen Linienrichter Tofiq Bəhramov auf Tor. 3:2 für England! Der Rest ist Geschichte.

Gordon Banks' Jahrhundert-Parade (1970)

Normalerweise ist der Job des Torhüters ein eher undankbarer: Spielt man fehlerlos, fällt es kaum jemanden auf - macht man Fehler, führt dies meistens zu bitteren Gegentoren. Trotzdem gibt es in der WM-Geschichte einige Beispiele von Torhütern, denen wahre Heldenleistungen gelangen. Vielen wird Iker Casillas' Parade gegen Arjen Robben im WM-Finale 2010 genauso in Erinnerung sein wie Manuel Neuers Ausflüge bis zur Mittellinie bei der WM 2014. Für die wahrscheinlich spektakulärste Rettungstat aller Zeiten sorgte jedoch 1970 der englische Torhüter Gordon Banks: Im Vorrundenspiel gegen Brasilien setzte Superstar Pelé einen harten und platzierten Kopfball in die untere Ecke knapp neben dem Pfosten. Banks befand sich zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Weg von dem anderen Pfosten an den Ort des Geschehens und es schien daher unmöglich für den Torhüter, an den Ball gelangen zu können. Mit einem Hechtsprung warf er seinen Körper dennoch rückwärts zu Boden und wehrte den Ball im Moment seines Fallens mit der rechten Hand ab. Nicht nur Pelé sollte später diese Aktion als die größte Torhüterparade beschreiben, die er in seiner Karriere gesehen hatte.

Brasiliens "Jogo Bonito" - Die beste Mannschaft aller Zeiten (1970)

"Die Engländer haben den Fußball erfunden, die Brasilianer haben ihn perfektioniert", lautet eine alte Fußball-Weisheit. Weder zuvor, noch danach war dieser Ausspruch treffender als bei der WM 1970, als die "Seleção" über den gesamten Turnierverlauf hinweg begeisterten Offensiv-Fußball mit technischer Brillianz paarten (ein Stil, der oft als "Jogo Bonito" ("Das schöne Spiel") beschrieben wird). Die - von Kapitän Carlos Alberto angeführte - Mannschaft rund um die Ballkünstler Pelé, Gérson, Jairzinho, Rivellino und Tostão gilt gemeinhin als beste Mannschaft, die je bei einer WM gespielt hat.

Eine perfekte Demonstration ihres Könnens lieferten die Brasilianer beim Tor zum 4:1-Endstand im Finale gegen Italien ab, als fast alle Spieler an der Entstehung des Treffers beteiligt waren. Es gilt als das am schönsten herausgespielte Tor der WM-Geschichte.

Maradonas Geniestreich (1986)

Es gilt als schönstes Tor der WM-Geschichte und ist vermutlich die genialste Einzelleistung, die je ein Fußballer auf großer Bühne vollbracht hat: Diego Maradonas unwiderstehliches Solo im Viertelfinale der WM 1986 gegen England. In die südamerikanischen Geschichtsbücher eingegangen ist auch der dazugehörige Kommentar des uruguayischen Reporters Victor Hugo Morales, den Maradonas Tor nahezu in religiöse Ekstase versetzte.

Kamerun verzaubert die Fußball-Welt (1990)

Sie kamen als krasser Außenseiter und kehrten als Helden in ihre Heimat zurück: Kameruns Team bei der WM 1990 in Italien wird wohl noch vielen Fußballfans in lebendiger Erinnerung sein. Das Wunder begann bereits im Eröffnungsspiel, als die Westafrikaner den Titelverteidiger Argentinien durch einen Kopfball-Treffer von François Omam-Biyik mit 1:0 besiegten. Es folgten die großen Auftritte des damals bereits 38-jährigen Stürmers Roger Milla, der sowohl beim 2:1-Sieg über Rumänien in der Vorrunde als auch beim 2:1 gegen Kolumbien im Achtelfinale beide Treffer für sein Land erzielte. Im Viertelfinale gegen England führte Kamerun bis zur 83. Minute mit 2:1 und die Sensation war greifbar nahe. Doch zwei Foulelfmeter von Mittelstürmer Gary Lineker (83. und 105.) zerstörten die Halbfinalträume Kameruns. Die Pionierleistung der Kameruner hatte jedoch Auswirkungen. Den Afrikanern wurden für die WM 1994 erstmals drei Endrundenplätze zugesagt.

Bergkamp und "das perfekte Tor" (1998)

Das spektakulärste Tor stammt von Maradona, das am besten herausgespielte gelang 1970 Brasilien - Dennis Bergkamps Siegestreffer im Viertelfinale der WM 1998 gegen Argentinien ist jedoch das Paradebeispiel für Eleganz: Auf einen punktgenauen 54 Meter-Pass von Frank de Boer folgte eine unglaubliche Ballannahme, ein schnelles "Gurkerl" für den argentinischen Verteidiger und ein Abschluss aus dem Bilderbuch. Nicht nur der niederländische Kommentator Jack van Gelder war überwältigt.

Italien dreht durch (2006)

"Gol di Grosso! Gol di Grosso!" - RAI-Kommentator Marco Civoli flippte völlig aus, als Außenverteidiger Fabio Grosso in der 119. Minute des Halbfinal-Schlagers Italien gegen Deutschland das 1:0 für sein Land erzielte. Nur zwei Minuten später sorgte Del Piero für die endgültige Entscheidung. Ein WM-Gänsehautmoment "made in Italy".

Zidanes Kopfstoß (2006)

Fünf Tage später traf Italien im WM-Finale auf Frankreich. Nach 90 Minuten stand es 1:1, in der Verlängerung war Frankreich am Drücker. Dann die wohl entscheidende Szene des Spieles: In der 110. Minute kommt es zu einem verbalen Schlagabtausch zwischen dem italienischen Abwehrspieler Marco Materazzi und Frankreichs Superstar Zinedine Zidane, im Zuge dessen der Italiener derbe Beleidigungen gegen Familienmitglieder des Franzosen ausspricht. Zidane kann sich nicht beherrschen, versetzt Materazzi einen Kopfstoß und wird des Platzes verwiesen. Die FIFA belegte später beide Spieler mit Spielsperren und Geldstrafen. Ab dem Platzverweis flachte das Spiel ab und ging ins Elfmeterschießen, in dem sich Italien mit 5:3 durchsetzte.

Deutschland demütigt Brasilien (2014)

Der "Schock von Mineirão" verblüffte die gesamte Fußballwelt und versetzte eine ganze Nation in kollektive Trauer. Der Spielverlauf des WM-Halbfinales in aller Kürze: Deutschland ging nach elf Minuten gegen Brasilien durch Thomas Müller nach einem Eckball von Toni Kroos in Führung. Zwischen der 23. und der 29. Minute erzielte die deutsche Mannschaft vier weitere Tore gegen eine nun desolate brasilianische Abwehr. Nach der Halbzeitpause wurde Brasilien in der Offensive gefährlicher, scheiterte jedoch immer wieder an der deutschen Abwehr mit Torwart Manuel Neuer. Nachdem André Schürrle noch zwei weitere Tore für Deutschland erzielt hatte, überwand Brasilien die deutsche Verteidigung erst in der 90. Minute mit dem Ehrentreffer durch Oscar. Brasiliens Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari nahm danach die Schuld auf sich und bat seine Landsleute um Vergebung für die nach seinen Worten „schlimmste Niederlage aller Zeiten.“