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Die Netflix-Sextherapeutin Gillian Anderson sammelte Protokolle weiblichen Begehrens.
Die Geheimnisse weiblichen Begehrens
Beginnen wir mit der mit Abstand deprimierendsten Fantasie in „Want“: „Ich stelle mir vor, dass mein Mann mir erklärt, dass er eine Haushaltshilfe geheuert hat. Dass er die Einkäufe erledigt hat. Dass er mir sagt, dass mein Gesicht schön ist, und nicht meine Hängewangen erwähnt. Dass er mich einmal zum Essen ausführt.“Nein, für die Nachlese solcher Zuwendungsdefizite will kein Mensch 26,50 Euro investieren – aber natürlich hat das Kopfkino von Frauen noch saftigere Plots auf Lager.
174 Protokolle erotischer Fantasien, der Großteil davon weit jenseits von „Vanillasex“ (wie die routinierte Kuschelvariante im Englischen genannt wird), editierte die US-Schauspielerin Gillian Anderson, 56, die mit ihrer Rolle als Sextherapeutin in der Netflix-Serie „Sex Education“ wieder ins Radarsystem der Öffentlichkeit gekommen war, aus 1800 Einsendungen. Nach einem in mehreren internationalen Zeitungen publizierten Aufruf mit dem Slogan „Dear Gillian!“ sandten Frauen aus Europa, den USA, China, Südostasien und Südamerika Geschichten von jenen verborgenen Wünschen ein, die ihnen die Realität und insbesondere ihr LAB (Lebensabschnittsbegleiter) nicht erfüllt.
Natürlich hat der S&M-Märchenroman „Fifty Shades of Grey“, 2015 verfilmt mit Dakota Johnson als unterwerfungswilliges Aschenputtel im Visier eines emotional verkarsteten Millionärs, spürbare Einflüsse hinterlassen. Wir erinnern uns: Nach der Publikation der Trilogie, in der die Heldin ein Faible für Bestrafungen entwickelte, rannten vormals biedere Frauen scharenweise in Sexshops, um sich babyrosa Handschellen und mit Strass besetzte Peitschen für potenzielle „dunkle Ritter“ zu kaufen und sich von „einer gefühlsbefreiten, aggressiven Sexualkultur“ (so die US-Sexualforscherin Emily Witt) fesseln zu lassen.