Austria-Sportdirektor Manuel Ortlechner

Zwei Gänge mit … Manuel Ortlechner

Als Sportdirektor von Austria Wien steht Manuel Ortlechner gerade vor dem spannendsten österreichischen Meisterschafts-Finale seit Menschengedenken. Andererseits kann man ihn auch ein bisschen ganzheitlicher betrachten. Und das ist auch nicht unspannend.

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Manuel Ortlechner will sich im Café Azzurro treffen, und das ist vielleicht auch schon die erste Pointe dieser Begegnung. Azzurro ist nämlich das italienische Wort für „blau“, Ortlechner der Sportdirektor von Austria Wien, der „Veilchen“, wie der Verein wegen seiner Klubfarbe im Jargon heißt. Nah dran, könnte man jetzt sagen, ein Schuss in die richtige Richtung, aber eben kein Treffer. Das wiederum passt sehr gut zu Ortlechner und der Austria. Der Klub hat in diesem Jahr eine fantastische Bundesligasaison hingelegt, tatsächlich hat er eine Runde vor Schluss sogar noch eine kleine Chance, Meister zu werden. Realistischerweise wird der Klub die Saison aber wohl als Zweiter oder Dritter abschließen. Nah dran ist halt doch sehr oft vor allem knapp daneben.

Fußball hat etwas mit Träumen zu tun, mit Scheinrealitäten, mit unerfüllten, weil unerfüllbaren Erwartungen, und Manuel Ortlechner ist dafür scheinbar der richtige Mann. Er hat viel über das Image der Austria nachgedacht und versucht, dem Klub wieder ein bisschen Selbstbewusstsein zu geben.

Jetzt ist es Montagmittag, und wir sind die einzigen Gäste im Lokal. Dass es bei den Hipstern vom Urban-Loritz-Platz neuerdings auch einen Mittagstisch gibt, scheint sich noch nicht so rumgesprochen zu haben, aber vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht, weil ehrlich: Wer will jetzt, ein paar Stunden nach der Niederlage, hämische Rapidler am Nebentisch haben? Ortlechner sitzt auf der Bank, vor ihm steht ein Lammcurry mit Radieschen und Safran (13,90 Euro), ich esse die Ravioli mit weißem Spargel (11,90 Euro, tatsächlich sehr gut). Er nimmt einen Bissen, dann sieht er die Serviette und hebt sie hoch. „Coole Farbe“, sagt er. Die Schrift auf der Serviette geht schon fast ins Violette – aber eben auch nur fast. Er legt sie wieder hin. „Es klingt so blöd, aber wir waren eigentlich die bessere Mannschaft“, sagt Ortlechner, „drückend überlegen, wir haben sie an die Wand gespielt.“ Die Tore hat gestern aber Rapid gemacht, der Klub, bei dem Anspruch, Erwartungshaltung der Fans und Wirklichkeit ungefähr genauso weit auseinanderliegen wie bei Andreas Babler, vielleicht ist der auch deswegen Rapid-Fan.

Markus  Huber

Markus Huber

ist im Hauptberuf Herausgeber des Magazins „Fleisch“ und schreibt für profil alle zwei Wochen die Kolumne „Powerlunch“.