Chuck Norris gegen die Demokraten

Chuck Norris gegen die Demokraten: Ein republikanischer 'Kämpfer' in Hollywood

Ein republikanischer 'Kämpfer' in Hollywood

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Beharrlich hat er sich am rechten politischen Rand getummelt – als republikanisches Aushängeschild im demokratischen Hollywood: Chuck Norris, 69, Messias des virilen Kampfsports, Schauspieler und Patriot. Niemand hat wie er Karate und Vaterland vermengt, keiner kann ihm an den schwarzen Gürtel, wenn es Kommunisten oder Gottlosen zu wehren gilt.

Neuerdings aber steht Carlos „Chuck“ Norris alias „Walker, Texas Ranger“ (wie seine erfolgreiche US-Fernsehserie hieß) vor seiner wohl gewichtigsten Rolle: Er will den Caudillo eines Volksaufstands gegen das verlotterte Washington und dessen „zusehends unappetitlichen Demokraten“ geben. Fünf Minuten vor zwölf habe die Uhr geschlagen, weshalb er sich an die Spitze des Kreuzzugs der Aufrechten stellen möchte. So jedenfalls erklärte er kürzlich beim TV-Talk mit dem Moderator Glenn Beck auf Fox-TV, Rupert Murdochs repu­blikanischem Agitprop-Kanal.

Dort lamentierte Norris im Verein mit dem Gastgeber über den Verfall der Sitten in Obama-Amerika und schloss sich Becks Meinung an, bald werde das Fass überlaufen und das Volk sich erheben. Und erlösen werde Amerika von allem Übel ausgerechnet Texas, wo Norris als Rancher wohnt. Denn Texas werde sich gegebenenfalls abspalten, worauf er, Norris, „vielleicht als Präsident von Texas“ agieren werde. Schließlich wisse jeder, der die Texaner kenne, „was wir tun, wenn es hart auf hart geht“, sagte Norris und beklagte die allgegenwärtige Korruption und den drohenden Verlust amerikanischer Freiheiten.

Dass der ehemalige Karateweltmeister zu Zeiten des ­Texaners George W. Bush, der mit den Bürgerrechten umging, als seien sie beliebig abstellbar, nicht aufmuckte, ist kaum verwunderlich: Bush war Republikaner, weiß und nicht zuletzt Texaner. Nun freilich drohe der Super-GAU, weshalb sich der Darsteller schweigsamer Einzelgänger, die ihre Kämpfe gegen die wechselnden amerikanischen Feindbilder ausfochten, einer landesweiten Bewegung von „Zellen“ anschließen wird, die im Rahmen von Privatpartys Washington die Stirn bieten wollen. „Amerika ist gut“, lautet das erste von neun Geboten dieser Bewegung.

Politische Hauspartys ließ auch Obama zu Wahlkampfzeiten veranstalten, jene von Norris werden jedoch von Schusswaffen untermalt. Auf seiner Ranch habe er „eine Menge Gewehre“, nicht für die Jagd freilich: „Sie sind zu meinem Schutz“, versichert Norris. Die Leinwandkar­riere mag dümpeln, Norris aber genießt neue Publizität als ­Archetyp eines christlichen Konservativen, dem nach Oba­mas Wahl der Untergang des Abendlandes schwant.

War er in den Achtzigern ein Fan Ronald Reagans, so spielt er nun mit dem Feuer des Rechtspopulismus. Er will General David Petraeus, der jetzt den Afghanistan-Einsatz der USA koordiniert, mit dem Ausmisten Washingtons beauftragen. „Ich möchte selber mit Petraeus gehen und neben ihm stehen, wenn er herausfindet, wer schuldig und unehrenhaft ist, und dann werde ich das für den General erledigen“, preist sich Chuck als Enforcer an. Einer Diktatur ist Norris ebenfalls nicht vollends abgeneigt: Er spricht – augenzwinkernd – von einer „Chuck-tatur“, die er an­strebe.

So tönt der Mann, bis sich die schlimme Ahnung verdichtet, Chuck Norris, der bei den vergangenen Präsidentschaftswahlen den republikanischen Christenanführer Mike Huckabee unterstützte, wolle sich an die Spitze eines Aufstands zorniger weißer Männer stellen und abräumen, was sich in Washington als Schutt angesammelt hat: die Abtreibungsfreiheit, Darwin, die Demokraten und eben alles, wodurch Amerika unamerikanisch wird. Misslingt der Vorstoß ins Herz der Macht, bleibt Norris immerhin die texanische Präsidentschaft.