Der Adel und die Nazis

Der Adel und die Nazis: Aristokraten zwischen Ehre und Karriere

Die typische Haltung des Adels zum Dritten Reich

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Mitte November 1931, ein Abend in Berlin. Im Salon von Baronin Tiele-Winckler lauscht Hermine geborene Prinzessin von Reuß, die zweite Ehefrau des Kaisers Wilhelm II., einem Monolog Adolf Hitlers. Der ehemalige österreichische Feldwebel erörtert nach dem Dinner die öffentliche Strangulierung von Verbrechern. Die Ehefrau des 1918 abgedankten deutschen Herrschers findet Hitler „sympathisch“, „seine guten Augen und ihren Ausdruck ohne Falsch“.

Der Kaiser selbst hat aus seinem holländischen Exil seinen politischen Berater gesandt: Magnus von Levetzow, ein Mann aus uraltem Adel. Der schreibt über den Abend mit Hitler an den Fürsten von Donnersmark: „Er war gut im Tellerchen, Donnerwetter nochmal.“

Die Kaiserin und der kaiserliche Chefberater stehen mit ihrer Bewunderung im Haus Hohenzollern nicht allein. Kaisersohn August Wilhelm von Preußen hat sich der NSDAP schon 1930 angeschlossen. Er ist SA-Führer und tritt in Bierhallen als Parteiredner „Prinz Auwi“ auf: „Ob Arbeiter oder Prinz ... wir sind ja eine große Opfergemeinschaft.“

Auch der Sohn des letzten österreichischen Kaisers, Otto von Habsburg, beobachtet den kommenden „Führer“. Kurz vor der NS-Machtübernahme mischt er sich im Jänner 1933 in Berlin unerkannt in eine Kundgebung Hitlers und ist abgestoßen von der „Dämonie seines Blicks“. Als Hitler von der Anwesenheit des Habsburgers erfährt – in offiziellen NS-Dokumenten wird er mit „Otto von Habsburg“ tituliert –, lässt er ihn über „Prinz Auwi“ zu einem Treffen einladen. Schon an der braunen SA-Uniform des deutschen Kaisersohns liest Otto ab, was Hitler auch von ihm erwartet: „Er wollte mich in Österreich ebenso vor seinen Karren spannen wie August Wilhelm.“ Nachdem Otto eine weitere Offerte Hitlers zu einem Abendessen ablehnt, spricht Hitler von ihm nur noch als dem „ungezogenen Bürschchen, Sohn des Verräterkaisers Karl und der weltweiten Intrigantin Zita“.

In Preußen scheitert die Mesalliance zwischen dem einst regierenden Hohenzollern-Haus und dem Nationalsozialismus. Hitler erklärt den Kaiser-Gesandten ungehalten, die Aufgabe des Nationalsozialismus bestehe in der Niederwerfung von Kommunismus und Judentum, dafür sei die Monarchie nicht hart genug.

Illusionen auf eine von Hitler restaurierte Monarchie hatte es bei den Habsburgern nie gegeben. In „Mein Kampf“ beschreibt Hitler seine Ablehnung gegen die Dynastie, die „das fremde Völkergift“ hereingeholt habe. Das Deutschtum setze eine Vernichtung Österreichs voraus, denn „vor allem das habsburgische Erzhaus (war) zum Unglück der deutschen Nation bestimmt“. Für Otto war der Nationalsozialismus zuerst ein unversöhnlicher Feind seiner Ideale und schließlich auch seiner selbst, so seine autorisierte Biografie.

Es sind zwei Welten. Jene des Adels mit seinen jahrhundertealten Traditionen der Herrschaft, der Ehrbegriffe und der Toasts auf den Kaiser. Und die des Nationalsozialismus als Herrschaft der Gemeinheit.

Adel im Nationalsozialismus: Das erinnert an den Sprengsatz des Grafen Claus Schenk von Stauffenberg und den eindrucksvollen Anteil der Aristokratie im Kreis der Verschwörer vom 20. Juli 1944. Der Attentatsversuch auf Hitler jährt sich demnächst zum sechzigsten Mal. Doch das Bild, in dem die herausragende Haltung Einzelner als Haltung des gesamten Adels gezeichnet wurde, bekommt Risse.

Fürstenhäuser. Nicht die allerorts geehrten adeligen Angehörigen der Juli-Verschwörung, sondern die weit gehend unbekannte „Masse“ des Adels in der nationalsozialistischen Bewegung sind die „Namen, die keiner mehr kennt“. So der Berliner Historiker Stephan Malinowski. Sein im Vorjahr erschienenes 600-Seiten-Werk „Vom König zum Führer“ beendete eine Legende. Selbst in Preußen, bekannt für die Affinität des „Junkertums“ zum „Führerstaat“, erstaunt die Zahl der Parteigenossen im alten Adel: In 312 Familien zählte Malinowski 3592 NSDAP-Mitglieder. Ähnlich geeint unterschrieben einzelne Familien des Hochadels: das Fürstenhaus Sachsen-Coburg-Gotha stellte neun, Schaumburg-Lippe zehn, Hohenlohe zwanzig NS-Parteimitglieder.

Innerhalb des Adels in Deutschland verliefen zwei Grenzlinien, an denen sich die Frage der Stellung zum Nationalsozialismus entschied. Zum einen waren es materielle Unterschiede: Vom Zusammenbruch der Monarchie waren die besitzlosen Kleinadeligen in Preußen schwerer getroffen als der Adel in Süd- und Westdeutschland. Zum anderen waren es konfessionelle Grenzen. Die Familien des alten katholischen Adels in Bayern sind gar nicht oder selten in der NSDAP zu finden.

Nach Hitlers Machtübernahme 1933 gaben jedoch auch „die Barrieren gegen die NS-Bewegung, die aus der Kombination von ungebrochenem Reichtum und Katholizismus entstanden, nach“ (Malinowski). Prominentes Beispiel: Max Egon Fürst zu Fürstenberg, der Mitglied des preußischen und des österreichischen Herrenhauses gewesen war und immensen Besitz in Deutschland und Österreich hatte. Der 70-jährige Fürst über seine Begegnung mit Hitler: „Ich meldete mich mit erhobener Hand als: zur SA übergeführt …, was der dankend in wirklich bezaubernder Weise entgegennahm und mir gleich sagte, aber nehmen Sie doch Platz, Durchlaucht.“ „Österreich“, so Malinowski, „war wohl nochmals eine andere Welt.“

Der soziale Sturzflug traf mit der Aufhebung des Adels in Österreich 1919 da wie dort die gleichen. Der hohe Adel, die Erste oder Hofgesellschaft, behielt auch hier seine Güter. Georg Frölichsthal, Diplomat in der Präsidentschaftskanzlei: „Viel stärker war die so genannte ,Zweite Gesellschaft‘ betroffen. Die vielen geadelten Offiziers- und Beamtenfamilien.“ Sie stellten den Großteil der 10.000 ab dem Jahr 1700 in der Monarchie Nobilitierten.

Als einer von zigtausenden Soldaten, die nach 1918 nichts als eine kleine Rente hatten, erwartete etwa SS-Obersturmbannführer Karl Ritter eine neue Existenz im Nationalsozialismus. Seine dokumentierten Worte: „Ich habe die feste Überzeugung, dass der Führer, wenn er die Notlage seiner alten Kriegskameraden in der Ostmark kennen würde, das Notwendige sofort befehlen würde.“

Reserviert. In seiner Grundhaltung stand der österreichische Adel dem Nationalsozialismus freilich ungleich reservierter gegenüber als der Adel in Deutschland.

In Österreich fand die Öffnung zur autoritären Regierungsform teilweise im Ständestaat statt, in dem der heimische Adel in den dreißiger Jahren eine Aufwertung erlebte. Sowohl Engelbert Dollfuß als auch Kurt von Schuschnigg holten Angehörige des alten Adels in ihre Regierungen. Adelige waren prominent in der paramilitärischen Heimwehr vertreten, angeführt von Heimwehrführer und Vizekanzler Ernst Rüdiger Fürst Starhemberg. Antirepublikanismus, Abwehr der Moderne, Bekämpfung der Sozialdemokratie und Antibolschewismus verbanden Adelige, Regierung und katholische Kirche. Das Verbot der Sozialdemokratie wurde zum Wiederaufleben alter Privilegien genützt. Der Sozialdemokrat Josef Hindels führte als ein Beispiel an, dass „ein Graf Thurn den auf seinen zahlreichen Gütern robotenden Landarbeitern seit einem halben Jahr die Löhne schuldig ist“.

Österreichpatriotismus und Ablehnung des Nationalsozialismus verbanden Ständestaatsfunktionäre und die vielen legitimistischen Gruppierungen, die in den Habsburgern die legitimen Herrscher sahen. Während die Hohenzollern auf Restauration der Adelsherrschaft durch Hitler gesetzt hatten, erhofften österreichische Monarchisten die Restauration von Schuschniggs Ständestaat. Die Habsburger bekamen unter Schuschnigg die Wälder und Schlösser ihrer Familienstiftung wieder, und das Familienoberhaupt verlangte, als „Otto von Österreich“ ins Grundbuch eingetragen zu werden.

In Deutschland blieb während der zunehmenden Radikalisierung nur der innere Kern des Adels-Habitus unverändert: „Die Vorstellung von der Berufung zur Herrschaft, nach 1918 tauchte sie als Berufung zum Führertum auf“ (Malinowski). Die Einsicht, dass man vom „Führer“ nur benutzt worden war, kam später.

Die völkische Verherrlichung von Tradition, Blut, Boden und Führertum fanden viele Adelige abstoßend. Andere waren fasziniert. Es gab auch in Österreich adelige Schlossbesitzer bei der SA, nicht als Kameraden, sondern als ihre Führer. Und neben der großen „Vereinigung katholischer Edelleute“ (1937 hatte sie 2300 Mitglieder) existierte der 1908 gegründete „Deutsche Klub“. In den dreißiger Jahren schrieb er in seine Satzung: „Mitglieder können nur Deutsche arischer Abkunft sein, die sich zu den Grundsätzen des deutschen Nationalsozialismus bekennen.“

Die Welt dieses „neuen Adels“ hatte mit traditionell adeligen Vorstellungen nicht mehr viel gemeinsam.

An seiner Spitze stand ein Mann, der als Flügeladjutant des Thronfolgers Franz Ferdinand und Ritter des Maria-Theresien-Ordens einer der hohen Beamten am Hof gewesen war: Karl Freiherr von Bardolff. In den dreißiger Jahren besuchte er dann Hitler in Berlin, im „Deutschen Klub“ übernahm er den Vorsitz.

1937 ging Bardolff gemeinsam mit dem von Hitler hoch geschätzten Arthur Seyss-Inquart an die Gründung eines „Deutschsozialen Volksbundes in Österreich“. Nach 1945 wurde gegen Bardolff ein Hochverratsverfahren eingeleitet. In den Strafakten findet sich ein Bericht aus dem von allen Parteien getragenen „Neuen Österreich“, der den Volksbund als „Spitzenreiter des Nazismus“ beschreibt. Zu den Proponenten heißt es: „Durchwegs waschechte Nazi, die sich vom Dritten Reich ein goldenes Zeitalter erwarteten.“ Auf der Liste standen unter anderen: Graf Hans Abensperg-Traun, Baron Bachofen von Echt, Schriftsteller Egon Cäsar Conte Corti, Graf Peter Czernin, Graf Philipp Gudenus aus Waidhofen/Thaya, Prinz Karl Anton Rohan. Proponenten waren auch wichtige Wirtschaftsleute wie Georg Meindl von der Alpine Montan und der Ex-Präsident der Exportförderung, Ernst Prinzhorn.

Offiziell wurde die Gruppe nicht mehr gegründet. Der Blick in NSDAP-Gauakte ihrer Betreiber ist aufschlussreich. Egon Cäsar Conte Corti hatte Standardwerke über die Rothschilds verfasst. Dann betrieb er die Ablösung „deutsch-bewusster Schriftsteller“ aus dem PEN-Klub. Sein Aufnahmegesuch in die NSDAP befasste hohe Parteistellen, wurde jedoch wegen seiner aus der jüdischen Familie Mautner-Markhof kommenden Frau abgelehnt.

Gräfin Margarete Abensperg Traun schrieb in ihren NSDAP-Aufnahmebogen als Adresse schlicht Bockfließ, Schloss. Und vermerkte eigenhändig: „In den Jahren 1933–35 Beiträge an die SS … Habe mich dem Hilfswerk Langoth zur Verfügung gestellt.“ – Franz Langoth war ebenfalls Initiator des Volksbunds, zählte als großdeutscher Politiker zu den Vorreitern des „Anschlusses“, half Illegalen und wurde NS-Oberbürgermeister in Linz.

Hans Graf Abensperg Traun gab an, er habe als Illegaler seine Mitgliedsbeiträge an Hubert Graf Hardegg bezahlt. Ein anderer Zweig der Abensperg-Trauns sah sich in der NS-Zeit gezwungen, einen Teil der Lobau als Jagdgebiet zu verkaufen.

Die „plebejischen“ Nazis hatten bereits beim gewaltsamen Umsturzversuch im Juli 1934 adelige Unterstützer (siehe auch Kasten „Adelige in hohen SS-Rängen“).

Stinkbomben. Einblick gibt etwa der Gauakt des auf Schloss Ulrichskirchen residierenden Johannes Graf Hardegg. Er gab als SA-Führer Auftrag, „SS- und SA-Männer, die von mir zugewiesen wurden, im Schießen auszubilden“. Während des JuliPutsches habe Kamerad Fellner-Feldegg die SA-Männer im Rundfunkgebäude gedeckt. Weiter führt Hardegg an, Versammlungen der Vaterländischen Front seien „durch Streuen von Stinkbomben empfindlich“ gestört wurden.

Torpediert wurden auch die Bemühungen Otto von Habsburgs, über Baron Friedrich von Wiesner die legitimistischen Gruppen in Österreich zu einen: Hardegg berichtet über einen Einbruch zur Sammlung kompromittierender Dokumente, die der illegalen NS-Leitung übergeben wurden. Alles, um „gegen den berüchtigten Wiesner Stimmung zu machen, sodass es den Monarchisten nicht gelang, Einheitlichkeit in ihre Bestrebungen zu bringen“.

Im März 1938 wandten sich einige Adelige „bewegten Herzens“ an die Adelsgesellschaft: „Eingedenk der großen, heiligen Tradition erklären wir es als unsere selbstverständliche Pflicht, als deutsche Edelmänner zu Volk und Reich zu stehen und damit seinem großen Einiger und Führer Adolf Hitler volksverbunden und bodenverwurzelt die Treue zu halten.“

Uraltadel wie Lodron, Trauttmannsdorff, Thun, Wolkenstein, Auersperg unterzeichnete den Aufruf nicht.

Welche Spannungen zwischen Affinität und Ablehnung innerhalb eines Fürstenhauses bestehen konnten, lässt sich nur erahnen. Alfred Prinz Auersperg hatte die „Vereinigung katholischer Edelleute“ bereits 1934 verlassen, er stimmte ihrer antideutschen Haltung nicht zu. Aus seinem Gauakt ist abzulesen, unter welchen Druck der Mediziner kam, als er über die NSDAP Karriere machte: „Beitritt zur Partei kurz vor dem Umbruch. Nach dem Umbruch erhielt er die Aufforderung, der SS beizutreten.“ Alfred Prinz Auersperg wurde SS-Rottenführer und „plante gemeinsam mit Konrad Lorenz die Übernahme der Neurologie an der Universität Wien“ (Medizinhistoriker Michael Hubenstorf). Tatsächlich wurde er Chef der Nervenklinik im Wiener Maria-Theresien-Schlössl und arbeitete zusätzlich am Erbgesundheitsamt. Die Gauleitung vermerkte: „Wegen seiner positiven Einstellung zur NS ist er mit seiner Familie entzweit.“

Der NSDAP trat auch Agathe Prinzessin von Auersperg bei. Ihr Mann, Fürst Alois Schönburg-Hartenstein, hatte unter Dollfuß gegen Nazis im Heer gekämpft. Tochter Loremarie gehörte in Berlin zur Verschwörergruppe des 20. Juli 1944.*)

Halsbrecherischer Mut. In der Erzählgeschichte Adeliger finden sich bis heute unzählige Beispiele für aufrechte, verlorene, revidierte Haltung.

Heinrich Treichl erzählt in „Fast ein Jahrhundert“ über den März 1938: „Onkel Max und Tante Lollo Ferstel konnten sich vor Begeisterung kaum fassen … zwei Cousinen avancierten, einige Cousinen emigrierten.“

Es sind Geschichten von halsbrecherischem Mut, wie die des Fürsten Adolph von Schwarzenberg. Er ließ 1938 am Park seines Wiener Palais eine Tafel „Hier sind Juden erwünscht“ anbringen. Sein Adoptivsohn Heinrich wurde auf Befehl Himmlers in das KZ Buchenwald gebracht.

Und beklemmende Schicksale wie das von Baron Ladislaus Döry von Jobbahaza. Er hatte gesagt, was er dachte: „Die Preußen haben Österreich beraubt und die Kunstwerke ins Altreich verschleppt“; „das wirtschaftliche und kulturelle Leben Österreichs ist im Absterben begriffen“; Hitler ein „Schweinehund“. Als Zeugen dafür nennt der Volksgerichtshof im Oktober 1943 auch die Eheleute Graf Paul und Emilie Seilern. Sie waren Nachbarn Jobbahazas gewesen, der zum Tod verurteilt und hingerichtet wurde.

Manches liest sich in den profil vorliegenden Akten anders, als es tradiert wird. Fürst Anton Khevenhüller-Metsch berief sich zwar darauf, Parteigenosse zu sein, doch die Beurteilung des örtlichen Sturmführers ist ein Aufschrei der Entrüstung: „Von den Volksgenossen konnte man immer wieder hören, wenn alle Nationalsozialisten so sind wie der Fürst, na, dann bedanken wir uns dafür … Parteigenossen oder S.A. Männer betitelte er meist nur mit ,Idiot, österreichischer Trottel‘.“ Das Banner „Ein Volk, ein Reich …“, das seine Arbeiter errichtet hatten, ließ er entfernen. Schluss: „Fürst Khevenhüller war und ist für unsere Bewegung ein Schädling.“

Hubertus Trauttenberg ist im Salzkammergut mit der Geschichte der benachbarten Grafen O’Donell aufgewachsen. Auf dem gräflichen Gut waren immer wieder Behinderte aus Niedernhart beschäftigt gewesen. Die O’Donells, nach „Erzählungen tief braun“, entzogen die Kranken der NS-„Euthanasie“. Trauttenberg: „Und 1945 entschuldigten sie sich für ihre ursprüngliche NS-Einstellung.“

Trauttenberg, der frühere Adjutant von Bundespräsident Thomas Klestil, ist einer der wenigen aus dem österreichischen Adel, die sich für eine Auseinandersetzung mit der Geschichte engagieren. Auch in seiner Familie war man unterschiedlicher Gesinnung gewesen: „Vater war bei der Vaterländischen Front und wurde dann von den Nazis kujoniert. Ein Bruder meiner Mutter trat schon 1923 als Student in Berlin der NSDAP bei. Natürlich gab das Stoff für Spannung.“

In Adelskreisen gilt Trauttenberg als ein Mann mit Mut: „Viele sind neugierig und fragen, wie kommst du dazu?“

Literatur: Stephan Malinowski: „Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat“, Akademie Verlag 2003; Nikolaus von Preradovich: „Österreichs höhere SS-Führer“, Vowinckel-Verlag 1987; Radomir Luza: „Der Widerstand in Österreich 1938–1939“, Österr. Bundesverlag 1985; Gudula Walterskirchen: „Blaues Blut für Österreich. Adelige im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“, Amalthea 2000; Heinrich Schuschnigg/Dieter Binder: „Sofort vernichten. Die vertraulichen Briefe Kurt u. Vera von Schuschniggs“, 1997; Enzyklopädie des Holocaust, Argon 1989; Archiv Heraldisch-Genealogische Gesellschaft „Adler“, Wien; Akten aus Dokumentationsarchiv des Österr. Widerstandes und Archiv der Republik.

Nächste Woche: Adelige, die im NS-Regime enteignet wurden, und adelige „Ariseure“