Onshore, Offshore

Ex-Telekom-Vorstand Rudolf Fischer verschob 4,5 Millionen nach Singapur

Affäre. Ex-Telekom-Vorstand Rudolf Fischer verschob Millionen zu einem Briefkasten in Singapur

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Sollte Rudolf Fischer jemals darüber nachgedacht haben, auf welcher Art von Gestühl er dereinst den Ruhestand zelebrieren würde, dann kam die Anklagebank dabei wohl nicht vor. Erst recht nicht in der Häufigkeit. Im Februar dieses Jahres wurde der frühere Vorstandsdirektor der Telekom Austria für seine Beteiligung an der Manipulation des Telekom-Aktienkurses 2004 nicht rechtskräftig zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt. Seit Mai läuft der Strafprozess in der Causa Telekom/Rumpold/FPÖ. Fischer ist einer der Beschuldigten. Er soll 2004 – nach einer Intervention von Jörg Haider – die Zahlung von 600.000 Euro Telekom-Geld an Rumpolds Werbeagentur veranlasst haben. Ohne erkennbare Gegenleistung. Parteienfinanzierung also. Oder, soweit es Fischer betrifft: Verdacht der Untreue. Die nächste Anklage steht unmittelbar bevor. Da geht es um 960.000 Euro, die an das BZÖ geflossen sind.

Zu allem Überdruss hat der heute 60-jährige Fischer nun auch noch Ermittlungen wegen mutmaßlicher Steuerhinterziehung und Geldwäsche in Österreich und Liechtenstein am Hals. In Zusammenhang mit dem sehr diskreten Transfer eines Millionenvermögens von Liechtenstein nach Singapur.

4,5 Millionen zu einem Briefkasten in Singapur
Nach profil-Recherchen ließ Fischer bereits 2010 einen Betrag von 4,5 Millionen Euro von einem Konto bei der Valartis Bank Liechtenstein zu einem ihm zuzurechnenden Briefkasten in Singapur überweisen, wo das Geld bis heute liegt.

Bei der Valartis Bank Liechtenstein handelt es sich um die frühere Tochtergesellschaft der Hypo Vorarlberg, über welche einst auch Walter Meischberger die Buwog-Provisionen abschöpfte. Valartis hinterfragte die eigentliche Herkunft der Gelder nur mit deutlicher Verzögerung. Erst vor wenigen Wochen erstattete die Bank, wohl auch unter dem Eindruck der laufenden Verfahren gegen Fischer, in Liechtenstein eine sogenannte Geldwäscheverdachtsmeldung und löste damit prompt ein Ermittlungsverfahren in Vaduz aus, das wiederum Finanzstrafverfahren in Österreich nach sich zog.

Woher also kam das Geld? Und wo wurde es versteuert? Fischers Strafverteidiger Otto Dietrich dazu: „Ich kommentiere den genannten Betrag nicht. Das Geld stammt jedenfalls aus einer Tätigkeit, die lange vor jener bei der Telekom Austria lag. Mit der Telekom hat das definitiv nichts zu tun.“

Nach profil-Recherchen handelt es sich um Honorare, die Fischer in den 1990er-Jahren, also vor seinem Eintritt in die Telekom, in Ungarn einstreifte. 1991 war der damalige Manager von Alcatel Österreich nach Budapest entsandt worden, um ein Gemeinschaftsunternehmen mit der US-amerikanischen US Telecom aufzubauen. Fischer blieb bis September 1998, ehe er von der Telekom Austria engagiert wurde.

In diesen sieben Jahren soll er einen Betrag von rund 2,5 Millionen Dollar verdient haben, der zunächst in Ungarn (und in Forint) veranlagt wurde – und das offensichtlich höchst erfolgreich. Ab 2005 begann Fischer, das auf mehr als vier Millionen Euro angewachsene Vermögen nach Liechtenstein zu transferieren. Und das im Wege mehrerer Bareinzahlungen – daher der, wenn auch sehr verspätete, Argwohn der Valartis Bank. 2010 folgte schließlich die Überweisung nach Singapur. „Wir haben den Sachverhalt bereits den Liechtensteiner Behörden dargelegt. Von Geldwäsche kann überhaupt keine Rede sein. Das Verfahren steht vor der Einstellung“, sagt Anwalt Dietrich.

Die österreichische Finanz interessiert sich unabhängig davon für die Frage, wo und wie die Einkünfte respektive die Kapitalerträge daraus versteuert wurden. Fischer lebte in den 1990er-Jahren vorwiegend in Ungarn. Sollte er dort Einkommensteuer gezahlt haben, wäre er im Leo. Wenn nicht, drohen ihm empfindliche Nachzahlungen. Und ein weiteres Strafverfahren.

Allzu viel dürfte ihm davon ohnehin nicht bleiben. Die Telekom Austria will den Fischer und anderen Verantwortlichen zugeschriebenen Schaden regressieren. Allein in der Causa um die manipulierten Aktienkurse 2004 geht es um insgesamt 9,9 Millionen Euro Schadenersatz.

Michael   Nikbakhsh

Michael Nikbakhsh

war bis Dezember 2022 stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Wirtschaftsressorts.