Der Murks der Millionäre

Österreichische Bundesliga: Der Murks der Millionäre

Fußball. Wie reiche Gönner dem österreichischen Fußball schaden.

Drucken

Schriftgröße

Es läuft eigentlich gut, jedenfalls so gut wie lange nicht. David Alaba ist bei Bayern München ein Star. Aleksandar Dragovic wechselt wahrscheinlich bald von Basel zu Inter Mailand. Für Philipp Hosiner, Stürmer bei Austria Wien, interessierte sich jüngst der deutsche Erstligist Hoffenheim. Österreichische Fußballer gelten plötzlich als heiße Ware. Zugleich rückte das Nationalteam in der Fifa-Weltrangliste um 22 Plätze nach vorne auf Rang 54.

Das heißt offenbar, dass es mit dem heimischen Fußball bergauf geht. Oder doch nicht?

Hämische Schlagzeilen
Laut der deutschen Tageszeitung "Die Welt“ ist es noch nicht ganz so weit. "Es drohen die nächste Blamage und viele hämische Schlagzeilen“, prophezeite das Blatt vor Kurzem. Anlass dieser düsteren Worte: Der FC Pasching, Drittligist aus Oberösterreich, wird als Cupsieger Österreich international vertreten - und sehr wahrscheinlich nicht weit kommen. Auch heimische Beobachter sind vom Aufwärtstrend nicht restlos überzeugt. "Eine Liga rüstet ab, und alle schauen zu“, klagte vor ein paar Tagen die "Kleine Zeitung“.

Sinkende Zuschauerzahlen
Während der Marktwert einiger österreichischer Kicker kräftig stieg, sank das Niveau des Vereinsfußballs. Das lässt sich unter anderem an den Zuschauerzahlen ablesen. In der Saison 2012/13 hatte jedes Bundesligaspiel im Schnitt 6820 Zuseher. Vor vier Jahren waren es noch 9284 gewesen. Am wenigsten Fans pilgerten zu Matches von Wiener Neustadt (2750) und Admira (3286). Aufsteiger Grödig kam in der vorigen Saison nur selten auf mehr als 1000 Besucher. Selbst wenn es in Zukunft besser laufen sollte, wird der Salzburger Dorfverein den Zuschauerschnitt der Liga also weiter senken.

Murks der Millionäre
Wiener Neustadt, die Admira und Grödig haben auch gemeinsam, dass sie ihren Platz in der höchsten Spielklasse nicht gewachsenen Traditionen verdanken, sondern mit den Millionen ihrer reichen Mäzene nach oben gepusht wurden. Wiener Neustadt war ein Projekt von Frank Stronach - der sich mittlerweile verabschiedete. Die Admira wurde zuletzt vom Unternehmer Richard Trenkwalder gesponsert. Dessen Rückzug macht die Niederösterreicher in der kommenden Saison zum Abstiegskandidaten Nummer eins. Da hat es Grödig besser: Rund vier Millionen Euro Jahresbudget sind zwar auch nicht viel, die Sponsoren aus der Schrottbranche gelten aber wenigstens als zuverlässig.

Geld, Infrastruktur, Anhänger
Erfolgreicher Profifußball braucht Geld, eine vernünftige Infrastruktur und Anhänger, die für Stimmung sorgen. Unter den zehn Klubs der obersten Spielklasse erfüllt derzeit allerdings nur Meister Austria Wien diese drei Bedingungen annähernd zufriedenstellend. Red Bull Salzburg hat viel Geld und ein tolles Stadion, verzeichnete zuletzt aber einen Anhängerschwund von fast 20 Prozent. Rapid hat jede Menge Fans, dafür aber kein Geld und ein marodes Stadion. Sturm Graz hat Fans und eine passable Infrastruktur, schwimmt aber nicht gerade im Geld. Jüngst musste Frank Stronach aushelfen und den Grazern beim Ankauf eines neuen Stürmers unter die Arme greifen.

Dorfklubs
Während gleich fünf Landeshauptstädte - Bregenz, Linz, Klagenfurt, St. Pölten und Eisenstadt - keinen Spitzenverein aufbieten, drängeln sich immer mehr Dorfklubs nach oben. Sie spielen großteils vor leeren Rängen im Niemandsland und haben nur einen Daseinszweck: die Erfüllung des Lebenstraums ihres jeweiligen Mäzens. Während derzeit in Grödig hektisch um- und zugebaut werden muss, bleiben neue, hochmoderne Stadien in Klagenfurt und St. Pölten fast ungenützt.

„Farmteams”
Den internationalen Auftritt von Pasching hat ebenfalls ein Mann mit zu viel Geld verursacht. Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz ist mit einem Verein alleine nicht zufrieden. Er sponsert auch die Paschinger nach Kräften - was sich insofern rächte, als sie im Cup unter anderem Red Bull Salzburg eliminierten. Zu den Nutznießern der Mateschitz-Millionen zählt außerdem der FC Liefering, der heuer den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse schaffte. Eigentlich dürfen sich Bundesligavereine keine Ableger, sogenannte "Farmteams“, halten. Doch Red Bull umgeht diese Regel, indem Liefering rechtlich als eigenständiger Verein geführt wird.

Pasching hat gute Chancen, bald ebenfalls in die Erste Liga aufzusteigen. Die Bundesliga wird sich wohl etwas einfallen lassen müssen.

Rosemarie Schwaiger