Meinl Power: Massive Stabilisierungs-Pläne

Kritik an Meinl Power wächst: Interessen der Bank über jene von Aktionären gestellt

Bank habe '07 mit MEL, MIP & MAI groß verdient

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Während bei MEL Kurspflegeaktionen durch die Bank bzw. ihr nahestehende Unternehmen zeitweise erfolgreich waren und zu Gewinnen bei den eingeschaltenen Firmen geführt hatten, geriet die MIP von allem Anfang an schwer unter Druck und die Stabilisierungsmaßnahmen für den Kurs wurden schon bald eingestellt.

Begonnen hat es damit, dass nur 60 der ursprünglich vorgesehenen 75 Millionen Aktien platziert werden konnten - "und auch das nur unter Zuhilfenahme eines 'Underwriting Assistent'. In diesem Fall war es die JM Marketing and Trading AVV, die rund vier Millionen Stück in ihren Bestand übernahmen", wie die Nationalbank in ihrem Bericht schreibt.

Finanzierung durch MIP
Der für JM Trading verantwortliche "Meinl-Vertraute" ("profil") Karel Römer sitzt bzw. saß im Board von MIP und MEL, die Finanzierung der JM Trading ist demnach durch MIP selbst erfolgt.

Das Board von MIP habe auf die von der Meinl Bank eingeräumte Platzierungsgarantie von 75 Millionen Aktien verzichtet, weil MIP letztlich dafür selbst hätte zahlen müssen. Eine Provision von 6,75 Prozent für die Platzierungsgarantie für die Zertifikate sei aber geflossen, so "profil": "Im Ergebnis zahlten die Investoren der Meinl Bank Gebühren für eine Garantie, die sie selbst - ohne dies zu gewärtigen - zur Gänze übernommen hatten."

Wenige Tage nach der MIP-Emission sei bei JM die gesetzliche Großveranlagungsgrenze überschritten gewesen und da die MIP kein Treuhänderdepot eingerichtet habe, habe die Meinl Bank ihre "Stabilisierungsbemühungen" eingestellt. Aus den vergeblichen Bemühungen zurückgeblieben seien so genannte Nostro-Bestände in Höhe von 2,1 Millionen Aktien, aus denen sich auf Grund des Kursverfalls ein Wertberichtigungsbedarf in Millionenhöhe ergeben habe. "Die vertraglichen Bestimmungen der Meinl Bank und .. MAI und MIP sehen jedoch vor, dass etwaige Kursverluste von den Gesellschaften zu tragen sind", heißt es laut "profil" in dem Nationalbankbericht.

2007: 80 Prozent der Betriebserträge der Banken-Gruppe
Die Meinl Bank hat gemäß den von den Prüfern zusammengetragenen Zahlen bis September 2007 aus den Börsetransaktionen um und den Verträgen mit MAL, MAI, und MIP Erlöse von 168 Mio. Euro erwirtschaftet - 2007 seien so 80 Prozent der Betriebserträge der Banken-Gruppe aus den Geschäften mit den drei Firmen gekommen. 2006 hätten noch 60 Prozent aus der Geschäftsbeziehung mit der MEL gestammt.

Die Nationalbank spricht davon, dass die Meinl Bank versucht habe, mit den Börsegängen von MAI und MIP das Geschäftsmodell rund um die MEL zu "vervielfältigen". Die Bank habe zahlreiche Unterlagen mit Hinweis auf eine fehlende rechtliche Basis nicht herausgerückt, schreibt das "profil".

"Bank-Interessen über jene von Aktionären gestellt"
Unabhängige Aktionäre von Meinl Airports International (MAI) und Meinl International Power (MIP) werfen dem Board of Directors der beiden Gesellschaften vor, "die Interessen der Meinl Bank über jene der Aktionäre gestellt" zu haben. "Es scheint, als ob bereits beim Börsegang der Gesellschaften mit fragwürdigen, wirtschaftlich nicht nachvollziehbaren und jedenfalls den Aktionären nicht offengelegten Garantie-Karussellen die Finanzmarktteilnehmer getäuscht wurden", reagiert die Gruppe auf den auszugsweise veröffentlichten Nationalbankbericht zur Meinl-Bank.

"Angeblich wurden Aktionärsgelder ohne Wissen und Zustimmung der Aktionäre zur Unterstützung der Meinl Bank Gruppe zweckentfremdet. Der Gipfel ist allerdings, dass die Aktionäre hierfür der Meinl Bank neben der Platzierungsgebühr von 6 Prozent sogar noch eine Garantiegebühr von 0,75 Prozent bezahlt haben sollen", so Wolfgang Vilsmeier, einer der unabhängigen Kandidaten für die Boards von MAI und MIP. Die Gruppe, die außerordentliche HV am 28. Juli erzwungen hat, will überprüft wissen, ob das bisherige Managementgremium rechtlich Verantwortung gezogen werden muss.

Anlegerschützer Wilhelm Rasinger sieht in dem im "profil" veröffentlichten Bericht eine "sehr dicke Suppe" und fordert die Behörden auf, tätig zu werden. Die Darstellung der Nationalbank sei diesen "seit einem halben Jahr bekannt. In der Öffentlichkeit entsteht allerdings der Eindruck, dass die Justiz bislang untätig ist."

Vergleich mit BAWAG
Auch im Fall BAWAG habe es "sehr lange gedauert, bis die Staatsanwaltschaft aktiv wurde - mit dem Effekt, dass Beweismaterial vernichtet wurde, nach offizieller Lesart 'leider verloren' ging. Gerüchteweise begründeten Vertrauensleute von Julius Meinl Zweitwohnsitze in Russland und auf Karibikinseln, "es besteht also Fluchtgefahr". (APA/red)