Parteisoldaten
Der eine war zuerst für die Wehrpflicht, dann für ein Berufsheer, wechselte rasch wieder zur Wehrpflicht, dann noch einmal zum Berufsheer und rät heute dringend die allgemeine Wehrpflicht beizubehalten. Der andere war immer für die Wehrpflicht, konnte sich kurz ein Berufsheer vorstellen, pries darauf hin wieder die Wehrpflicht und gilt heute als Urheber der Berufsheer-Kampagne. Der dritte war flammend für ein Berufsheer samt NATO-Beitritt und kämpft heute für Wehrpflicht und Neutralität.
Der leichtfüßige Stellungswechsel der Herren Werner Fasslabend, seinerzeit Verteidigungsminister, Michael Häupl und Andreas Khol ist typisch für die wehrpolitische Debatte der vergangenen zwei Jahrzehnte. Entsprechend absurd spitzt sich die Diskussion in den letzten Tagen vor der umstrittenen Bundesheer-Volksbefragung zu.
Soll Österreich jetzt am System der allgemeinen Wehrpflicht und des Zivildienstes festhalten oder in Zukunft auf Berufsheer und freiwilligen Sozialdienst setzen? Schon der Einigung auf die Fragestellung war wildes Hauen und Stechen in der Koalition vorausgegangen. Die anschließenden Kampagnen der Parteien nahmen seit dem Jahreswechsel an Schrillheit zu mit bizarren Auswüchsen.
Noch ist die Schlacht nicht entschieden. Laut der jüngsten profil-Umfrage der Karmasin-Motivforschung sind die Anhänger der Wehrpflicht mit 51 Prozent in der Mehrheit. 42 Prozent sprechen sich für die Einführung des Berufsheers auf. Sieben Prozent sind unentschlossen. Die unbekannte Variable ist die Wahlbeteiligung, die auf 30 bis 40 Prozent geschätzt wird. Meinungsforscherin Sophie Karmasin: Die Mobilisierung der jeweiligen Lager kann in der letzten Woche das Ergebnis noch entscheidend beeinflussen.
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