Peter Ambrozy:

Peter Ambrozy: „Ich kämpfe mit Vorurteilen“

„Ich kämpfe mit Vorurteilen“

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profil: Sie sind bei den Landtagswahlen 1989 und 1994 an Jörg Haider gescheitert. Wieso sollte es ausgerechnet diesmal klappen?
Ambrozy: Wir sind damals nicht an Haider gescheitert, sondern an den Koalitionsbildungen. Wir waren unter meiner Führung sowohl 1989 als auch 1994 die stärkste Partei in Kärnten. 1989 hat die ÖVP Jörg Haider zum Landeshauptmann gewählt, 1994 die SPÖ Christof Zernatto, da ich als Parteivorsitzender zurückgetreten bin. Wir werden auch diesmal die Nummer eins in Kärnten werden. Die Menschen in Kärnten haben gesehen, dass man sich nur auf die SPÖ verlassen kann. Nur wir strahlen Seriosität und Ehrlichkeit aus.
profil: In den Umfragen rückt die FPÖ der SPÖ aber schon sehr nahe. Irritiert Sie das nicht?
Ambrozy: Überhaupt nicht. Diese gezielte Umfragestrategie vor den Wahlen ist ja nichts Neues. Wenn sich innerhalb von vier Tagen die Umfragewerte derart radikal verändern, dann weiß man, was gespielt wird.
profil: Ihre Genossen Erwein Paska, der rote Arbeiterkammer-Direktor, und Franz Grossmann, der ehemalige SP-Parteisekretär, werben in Inseraten für Jörg Haider. Wie finden Sie das?
Ambrozy: Dahinter müssen wohl sehr persönliche Motive stecken. Aber es ist bei beiden ja nicht unerwartet gekommen. Ihre Sympathie zu Haider ist auch schon vorher mehrmals zum Ausdruck gekommen. Das wird unsere Anhänger aber umso massiver motivieren, die SPÖ wieder zur Nummer eins zu machen.
profil: Sollten die beiden nicht aus der SPÖ ausgeschlossen werden?
Ambrozy: Das ist eine Frage, mit der wir uns derzeit nicht beschäftigen.
profil: Fürchten Sie nicht, dass diesmal viele Bürgerliche, die sonst ÖVP wählen, FPÖ wählen könnten, weil Sie diese zu sehr an die Ära des absoluten SPÖ-Landesfürsten Leopold Wagner erinnern, dessen Kronprinz Sie waren?
Ambrozy: Ich denke nicht, dass ich so stark an die Wagner-Ära erinnere. Und wenn schon: Leopold Wagner war ein hervorragender Landeshauptmann für unser Bundesland, was die Bevölkerung auch so empfunden hat. Die ÖVP-Wähler könnten aber deshalb FPÖ wählen, weil ihre eigene Parteispitze eine so massive Absage an den Kärntner Landeshauptmann getätigt hat.
profil: Die Festlegung von Elisabeth Scheucher und Georg Wurmitzer,
Jörg Haider unter keinen Umständen mehr zum Landeshauptmann zu wählen, war also auch aus Ihrer Sicht ein Fehler?
Ambrozy: Die ÖVP muss selbst beurteilen, ob das ein taktischer Fehler war. Ich will mich da nicht einmischen.
profil: Könnten die Grünen die SPÖ nicht die entscheidenden Stimmen kosten, die am Ende zu Platz eins fehlen?
Ambrozy: Ich glaube nicht, dass Grünen-Stimmen unbedingt SPÖ-Stimmen sind. Die Grünen sind eine sehr konservative Gruppe, die durchaus auch
die ÖVP Stimmen kosten könnte, möglicherweise auch die FPÖ.
profil: Was macht Sie denn so sicher, dass die SPÖ am 7. März zur stimmenstärksten Partei wird?
Ambrozy: Die Stimmung in der Bevölkerung. Die massive Ablehnung der Politik, die Haider in Kärnten gemacht hat. Seine Eskapaden in der Außenpolitik, seine sprunghafte Event-Politik und die massive FPÖ-Parteibuchwirtschaft. Die hat es in dieser Qualität nicht einmal in der Zeit der absoluten SPÖ-Mehrheit gegeben. Und Haider war der Architekt der schwarz-blauen Bundesregierung. Er trägt somit auch die Verantwortung dafür, dass den Menschen die höchsten Belastungen in der Geschichte der Zweiten Republik auferlegt worden sind.
profil: Beobachter des Kärntner Wahlkampfs meinen, die Stimmung für die SPÖ sei tatsächlich sehr gut im Land – vor allem aufgrund der schwarz-blauen Belastungswelle durch den Bund. Doch Ambrozy sei ein zu uncharismatischer, hölzerner Spitzenkandidat, der diesen Vorsprung wieder verspielen könnte.
Ambrozy: Die Bevölkerung in Kärnten sieht das anders, weil sie mich sehr gut kennt. Ich kämpfe hier mit mir auferlegten Vorurteilen, die nicht zutreffen.
profil: Wenn Sie Landeshauptmann werden sollten: Was wird Ihre erste Amtshandlung sein?
Ambrozy: Ich würde das Medienzimmer in der Landesregierung, das mit Haider-Bildern zutapeziert ist, sofort verändern. Dieser Raum sollte kein Selbstdarstellungs- und Propagandazimmer eines Landeshauptmanns sein – was ja auch auf die Charakterzüge dieses Landeshauptmanns schließen lässt. Er ist wirklich ein Narziss. Und ich will den guten Ruf des Landes wiederherstellen. Als ich in Wien zu studieren begonnen habe, wurde man als Kärntner offen aufgenommen. So nette Leute, so ein netter Dialekt, so schöne Seen, hat es geheißen. Heute heißt es: „Was habt’s denn ihr für ein G’stell da unten im Haider-Land.“