Unter dem Teppich

Affäre Hochegger: Unter dem Teppich

Affäre. Wie ein SPÖ-naher Charity-Verein in den Hochegger-Sumpf geriet

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Jeder Kaufmann lobt seine Ware. Ein „Highlight der Ballsaison“ sei alljährlich die „Nacht der Wiener Wirtschaft“, preist per Website deren Veranstalter Fritz Strobl, SPÖ-Gemeinderat und Präsident des Wirtschaftsverbands Wien. Wie alle Jahre stand der Ball der SPÖ-Unternehmerschaft auch am 17. Februar 2007 unter dem Ehrenschutz des Bürgermeisters Michael Häupl. Er sei froh, „dass der Fasching bald vorbei ist“, gestand Häupl dem „Krone“-Society-Reporter. Freilich, analysierte das Blatt, „die ,Nacht der Wiener Wirtschaft‘ konnte ­Häupl nicht spritzen“. Schließlich tanzte das Who‘s who der roten Wirtschaft auf und genoss Hummerkrautfleisch, Surschnitzerl vom Zander und Apfelstrudel.
Fünf Jahre später könnte die „Nacht der Wiener Wirtschaft 2007“ für böses Erwachen sorgen – nicht wegen der offiziellen Sponsoren wie heuer etwa Novomatic, ­Coca-Cola oder Palmers, sondern wegen der damaligen inoffiziellen. Wie profil-Recherchen zeigen, spendete der skandalumwitterte Lobbyist Peter Hochegger über die Telekom Austria nicht nur an Parteien, sondern auch an Charity-Organisationen in deren Nahbereich.

Seit jeher dient die „Nacht der Wiener Wirtschaft“ auch als Benefizgala. Begünstigter des Charity-Events war 2007 – so wie auch heuer – der ebenso angesehene wie verdiente Verein „Wider die Gewalt“. Die Initiative gegen Gewalt in der Familie wurde 1990 vom damaligen Bundeskanzler Franz Vranitzky gegründet. Vereinsobmann ist der frühere SPÖ-Vizebürgermeister von Wien, Sepp Rieder. Als Organisationschefin fungiert Marika Lichter, Operettensoubrette, Schauspielerin und 2005 Siegerin der ersten Staffel der ORF-„Dancing Stars“.

Wie alle Jahre organisierte Lichter im Rahmen der „Nacht der Wiener Wirtschaft“ auch 2007 eine Versteigerung zugunsten des Charity-Vereins. Laut Society-Reports erwarb der Unternehmer Robert Glock eine Kühlerfigur; ein „Stadt Wien“-Handy mit rot-weiß-rotem Strasswappen erzielte 1000 Euro; und der prominente Wiener Teppichhändler Ali Rahimi ersteigerte ein Bild von Chistian Ludwig Attersee. Titel des Gemäldes: „Bildung ist Sonne“. Kaufpreis: 7000 Euro. Der Makel: Finanziert wurde die Spende für die rote Charity nicht von Rahimi, sondern über Peter Hochegger von der Telekom Austria.

Am 27. Juni 2007, fünf Monate nach der Gala, schickte Marika Lichter einen Brief an Hocheggers Agentur Valora. Darin führte sie an, die Rechnung für das Bild, „die ursprünglich Herrn Mag. Rahimi zugeschickt wurde“, werde nun an Hochegger weitergeleitet, und bat um die Überweisung der Spende von 7000 Euro auf ein Konto der Bank Austria. Hochegger zahlte und verbuchte die Rechnung der Telekom.

In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber profil gibt der frühere PR-Unternehmer an, Ali Rahimi habe ihn um Hilfe für den Verein „Wider die Gewalt“ gebeten. Er habe diesem daraufhin Unterstützung durch die Telekom zugesagt. Hochegger: „Dies auch deswegen, um für meinen Kunden Telekom Austria die Beziehungen zum sozialdemokratischen Lager zu pflegen. Herr Ali Rahimi bot den damaligen Vorständen der Telekom Austria die Gelegenheit, im Rahmen seiner diversen Veranstaltungen exzellente Kontaktmöglichkeiten zu führenden Politikern der Sozialdemokratie zu pflegen.“ Keine Untertreibung: Mit seinen zahlreichen Festen im firmeneigenen Innenstadt-Palais gilt Rahimi als einer der quirligsten Netzwerker Wiens.

Nach der Ersteigerung des Bilds habe ihn Rahimi kontaktiert, so Hochegger, und man habe vereinbart, Marika Lichter solle an die Valora eine Rechnung schicken. Rahimi habe ihm das Bild „einige Monate nach der Veranstaltung“ übergeben. Da die Telekom Austria keine Verwendung für das Bild hatte, habe er es bei sich aufbewahrt.

Ali Rahimi schildert den Ablauf etwas anders. Demnach habe sich bei der Versteigerung niemand für das Bild interessiert, woraufhin er die Hand gehoben habe. Nach dem Ball habe er Hochegger kontaktiert, da er um dessen Vorliebe für Attersee-Bilder wusste. Dass die 7000-Euro-Spende in Wahrheit von der Telekom Austria kam, sei ihm nicht bekannt gewesen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Hochegger seinen Duz-Bekannten Rahimi in Erklärungsnot bringt. Wie der Lobbyist in einer seiner Einvernahmen aussagte, habe sich Rahimi 2006 angeblich nach der Möglichkeit einer Wahlspende für die SPÖ erkundigt. Daraufhin seien 20.000 Euro der Telekom Austria über Hochegger im Zuge eines Scheingeschäfts an das SPÖ-nahe Wiener Medienhaus Echo geflossen. Dessen Chef Christian Pöttler, Rahimi und die SPÖ dementierten scharf. Die Wiener Staatsanwaltschaft leitete in der Zwischenzeit ­Ermittlungen gegen Rahimi und Pöttler ein. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.