Zweifelhafte Zusammenarbeit

Debatte. Zur Buchpublikation von Kunsthallen-Chef Matt

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Der Vorstand der Kunsthalle Wien scheint merkwürdige Vorstellungen vom Wesen einer Kooperation zu haben. Vergangene Woche geriet der Direktor des Hauses, Gerald Matt, unter Beschuss: Für ein Buch- und Ausstellungsprojekt, das ihm das Parlament mit 15.000 Euro honorierte, hatte er ­offenbar Kunsthallen-Angestellte in deren Arbeitszeit eingesetzt. Von profil dazu befragt, erklärte Matt vorvergangene Woche, dass das Haus über ein exaktes Zeiterfassungssystem verfüge; dieses habe sämtliche Leistungen, die über kurzzeitige Interventionen hinausgingen, aufgezeichnet. Alle Arbeiten der hausinternen Angestellten seien eigens aus dem von Parlament und Verlag zur Verfügung gestellten Budget honoriert worden.

In der Vorwoche argumentierte der Vorstand der Kunsthalle auf einmal diametral entgegengesetzt. Plötzlich war von Zeiterfassungssystemen keine Rede mehr; Vorstandspräsident Thomas Häusle und sein Vize Siegfried Menz erklärten dagegen, dass es sich bei dem Ausstellungs- und Buchprojekt ohnehin um eine „vom Vorstand gutgeheißene Kooperation gehandelt“ habe. Nun scheinen im Buch jedoch weder das Logo der Kunsthalle noch sonstige Hinweise auf eine derartige Zusammenarbeit auf, und deren Website weist erst nach Medienberichten der ver­gangenen Woche auf die Publikation hin, als deren Her­ausgeber ausschließlich Gerald Matt und das Parlament genannt werden.

Auch der Mehrwert jener Ausstellungen, die 2008 nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden, dürfte sich für die Kunsthalle in Grenzen gehalten haben: Während die Schau „Hommage an die Zeichnung“ dem breiten Publikum an acht Tagen jeweils nur ab 16 Uhr mit Führung zugänglich war, konnte man die Ausstellung „Hommage an die Fotografie“ überhaupt nur im Internet besichtigen.

Der Widerspruch ist jedenfalls offensichtlich: Entweder Matt entlohnte die Mitarbeiter an den Projekten – oder die Kunsthalle als Institution, mit allen ihren Angestellten, kooperierte mit dem Parlament. Beides gleichzeitig erscheint wenig plausibel.

Nina   Schedlmayer

Nina Schedlmayer