Karl-Heinz Grasser und seine Frau Fiona bei der Hochzeit im Oktober 2005
Investigativ

Grasser-Pleite: Auch Schulden bei der Ehefrau

Der verurteilte Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat Insolvenz beantragt. Zu seinen Gläubigern zählt auch die eigene Frau – obwohl diese aus dem reichen Swarovski-Clan stammt.

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Zuerst verurteilt, dann pleite. Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat beim Bezirksgericht Kitzbühel Privatkonkurs beantragt. Demnach belaufen sich die Verbindlichkeiten auf rund 21 Millionen Euro – profil berichtete. Aus der rechtskräftigen Verurteilung in den Causen Buwog und Terminal Tower hat die Republik Österreich Forderungen von rund 12,7 Millionen Euro. Eine noch nicht abschließend festgestellte Steuerforderung wird vorerst mit 7,9 Millionen Euro beziffert. Grasser sehe sich nicht mehr in der Lage, seine fälligen Verbindlichkeiten zu erfüllen und habe seine Zahlungen eingestellt, wie es im Antrag heißt.

Doch zu Grassers Gläubigern zählt nicht nur die Republik. profil-Informationen zufolge schuldet der frühere Finanzminister zumindest einer Anwaltskanzlei und einer Steuerberatungsfirma Geld – sowie seiner eigenen Ehefrau. Demnach gewährte Fiona Grasser ihrem Mann Darlehen, die sich auf rund 270.000 Euro belaufen. So hat es Grasser rund um den Insolvenzantrag selbst angegeben. Dass die Forderung im Insolvenzverfahren in der Folge tatsächlich geltend gemacht wird, ist daraus nicht abzuleiten.

Auch das Haus gehört der Ehefrau

Grasser hat in den schwerreichen Swarovski-Clan eingeheiratet, dieser sorgt aber allem Anschein nach nicht dafür, dass der Ex-Finanzminister seine Millionenschulden bei der Republik begleichen kann. Betont sei: Eine rechtliche Verpflichtung dazu besteht auch nicht. Dass Grasser jedoch umgekehrt noch einen sechsstelligen Betrag an seine eigene Frau zurückzahlen müsste, scheint da umso bemerkenswerter.

Wie profil vor Kurzem berichtete, gehört laut Grundbuch auch Grassers Wohnhaus in Kitzbühel seiner Ehefrau. Bezüglich der Liegenschaft wurde darüber hinaus ein Veräußerungsverbot zugunsten Grassers Schwiegermutter eingetragen. Auch dieses Anwesen wird also wohl nicht zugunsten der Republik zu Geld gemacht werden. Dabei könnte die Immobilie finanziell durchaus ins Gewicht fallen: Laut Kaufvertrag aus dem Jahr 2017 betrug der Preis bereits damals rund 11,8 Millionen Euro.

Stefan Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). 2022 wurde er mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet.