
Oscar als bester Hauptdarsteller: Der Ire Cillian Murphy in "Oppenheimer"
96. Oscar-Show: sieben Siege für „Oppenheimer“, vier für „Poor Things“
Die 3R-Regel umreißt die Kernkompetenz der Oscar-Show in der Regel sehr genau: Es geht um Rummel, Roben und Rührung. Mit Tränen begann die Preisverleihung dann auch: Die Schauspielerin Da’Vine Joy Randolph („The Holdovers“) weinte schon bei der kurzen Lobrede, die Lupita Nyong’o auf sie hielt, noch ehe sie ihren Oscar als beste Nebendarstellerin verliehen bekommen hatte.
Von den allgegenwärtigen Freudentränen abgesehen verlief der Abend, der mit dem erwarteten Triumph zweier Kinospektakel von der entgleisenden Wissenschaft, des Nukleardramas „Oppenheimer“ und der Frankenstein-Variation „Poor Things“ endete, fast durchwegs heiter – die politisch akuten Zwischenspiele lenkten (zu) kurz von Hollywoods Zug zum Frohsinn ab. Moderator und Talk-Show-Superstar Jimmy Kimmel lieferte mit gewohnt arglosem Gesicht angriffige Pointen: Die beiden heuer nominierten Filme etwa, in denen Sandra Hüller mitspielte – das Todessturz-Ehedrama „Anatomie eines Falls“ und die Holocaust-Abstraktion „The Zone of Interest“ –, diese Stoffe seien für amerikanisches Kinopublikum harte Kost, in Hüllers deutscher Heimat aber nenne man solche Filme schlicht „romantic comedies“. Und Kimmel wusste blendend zu improvisieren, verlas gegen Ende der Gala noch ein Hass-Posting Donald Trumps, der ihn als „den miesesten Oscar-Moderator jemals“ diffamierte, und konterte mit der Frage, ob der Präsidentschaftskandidat um diese Zeit nicht eigentlich längst im Gefängnis sein müsste.
Als schlagfertig erwies sich auch der Schauspieler Robert Downey jr., der für seine Nebenrolle in „Oppenheimer“ einen der insgesamt sieben Oscars auffasste, die auf den Favoritenfilm des Abends am Ende entfallen sollten: Er dankte seiner „grauenvollen Kindheit und der Academy“ für die Auszeichnung – „in dieser Reihenfolge“.