Café Drechsler: Was wir vom Leben gelernt haben

Café Drechsler: Was wir vom Leben gelernt haben

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Magie muss man entstehen lassen. Mit dem neuen Album wollten wir den Beweis antreten, dass magische Momente nicht nur im Konzert, sondern auch im Studio möglich sind. Dafür braucht man vollstes Vertrauen in die Mitmusiker. Kein doppelter Boden, kein großes Konzept.

Vor dem falschen Ton braucht man sich nicht zu fürchten. Improvisation gelingt nur, wenn man sich nicht über die Zukunft Gedanken macht, sondern in der Gegenwart lebt. Die Schwierigkeit liegt darin, diesen musikalischen Ansatz in den Alltag mitzunehmen.

Für die Musik braucht man kein Konzept. Auch der Rahmen ergibt sich von ganz allein. Zu Beginn der Band Café Drechsler haben wir uns einfach in kleine Lokale gestellt und drauflosgespielt. Irgendwann waren diese Lokale voll und wir haben uns die nächstgrößere Location gesucht.

Mit Musik muss man die Lebensfreude ausdrücken. Zur Muisk gibt es Millionen Zugänge – das ist das Schöne daran. In Österreich ist die Kunst noch immer sehr leistungsorientiert, in afrikanischen Kulturen herrscht zum Beispiel eine ganz andere Herangehensweise.

Man darf sich nicht zu wichtig nehmen. Die Musik lässt dich nicht nur demütig werden, sie zeigt dir jeden Tag auf, wie es dir geht. An nicht so guten Tagen verspielt man sich ständig, an guten geht alles wie von allein.

Das Leben kann man nicht kontrollieren. Wir haben nur Einfluss auf das Hier und Jetzt. Das ist die Stärke dieser Band.

Man darf sich nicht abschotten. Wenn sich Musiker wochenlang in einem Studio verbarrikadieren, ist das eine absurde Situation. Für einige unserer neuen Songs haben wir uns extra Publikum ins Studio geholt – und gleich herrscht eine ganz andere Stimmung.

Das Publikum muss tanzen. Das ist der rote Faden, der Café Drechsler bis heute begleitet. Die Menschen sollen glücklich sein.

An nostalgischen Momenten braucht man nicht festzuhalten. Die meisten unserer Konzerte haben wir erfolgreich vergessen. Das ist gut und wichtig. Ansonsten kommt man nicht weiter. Zwei Abende unserer Karriere sind aber noch sehr präsent: Die Eröffnung des Café Leopold im Museumsquartiert. Es herrschten tropische Temperaturen, das Lokal war zum Brechen voll und jeder Besucher war am Ende des Abends durchgeschwitzt und glücklich. So etwas vergisst man nicht so schnell.

Klare Strukturen halten dich nur auf. Heute leben wir in kreativen Zeiten. Auf die Kunst wirkt sich das positiv aus. Junge Musiker finden neue Vermarktungsmöglichkeiten, machen ihre eigenen Labels auf. Die kulturelle Nahversorgung steht wieder im Mittelpunkt.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.