Und jetzt?

Der profil-Fragebogen mit ... Birgit Birnbacher

Ein Fragebogen zur Lage, zum Leben und zu dem, was daraus werden soll - beantwortet von Birgit Birnbacher.

Drucken

Schriftgröße

Ein spontaner Gedanke beim Stichwort "Zukunft". Hoffentlich geht sich eine aus.

Was wird der Sinn des Lebens anno 2024 sein? Das fragen Sie am besten Paulo Coelho oder andere, die sich damit auskennen.

Eine Sünde, die das Leben verbessert. Vollbäder. Notlügen. Bluetoothkopfhörer. Alexa. Da gingen noch mehr. Aber Sie wollten ja nur eine: Ich entscheide mich für die Bäder.

Wovor ich Angst habe. Im Kleinen: dass meine Kinder mit mir einmal genauso schonungslos sind, wie ich es mit meinen Eltern war. Im Großen: dass wir ein friedliches demokratisches Zusammenleben gesamtgesellschaftlich nicht mehr hinkriegen.

Ein Reisetipp (plus Begründung, warum der CO2-Abdruck in dem Fall gerechtfertigt ist.) Ich reise privat überhaupt nicht mehr gern. Im Sommer bin ich am liebsten zu Hause in Salzburg im Schwimmbad oder in einem dieser alten Schlössl in Millstatt, während des Jahres und zum Arbeiten am liebsten in Wien.

Ein Geheimnis, das niemand kennt. Ich bin eine unzuverlässige Geheimnishüterin. Bei mir ist nichts sicher. Ich vergesse, dass ich Dinge nicht erzählen darf. Ich liebe Indiskretion! Aber nur im persönlichen Gespräch.

Ein Verbesserungsvorschlag. Wenn ich mich kurzhalten soll: mehr Hirn. Immer und bei allem.

Akzeptieren oder Streiten? Akzeptieren, dass man um manches streiten muss. Streiten, damit etwas akzeptiert wird. Akzeptieren, wenn Streit nichts bringt. Streiten, wenn Akzeptanz fehlt. Und so weiter.

Das Allergescheiteste wäre: Nicht immer glauben zu wissen, was das Allergescheiteste ist.

Mein Held/meine Heldin (warum?): Alleinerziehende, die im Winter zwei Kleinkinder angezogen und pünktlich zur Kita bringen. Engagierte Lehrende, die trotz allem nicht aufgeben. Kinder, die unser Schulsystem unbeschadet und klug überstehen. Pflegende, die nicht zynisch geworden sind. Im öffentlichen Leben alle, die Aufmerksamkeitsgenese nicht als Sport betreiben. Im öffentlichen Verkehr immer wieder die eine Person, die in einem Buch liest: Du erhellst mein Leben und gibst mir Hoffnung, danke, du lesende Person!

Birgit Birnbacher, 38

Schriftstellerin ("Wir ohne Wal", "Ich an meiner Seite"),Bachmannpreisträgerin 2019; ihr jüngster Roman "Wovon wir leben" (Zsolnay) war für den Österreichischen Buchpreis nominiert.

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur, ist seit 2020 Textchef dieses Magazins und zählt zum Kernteam von faktiv.