Elfriede Jelinek: „Er hat den Österreichern die Nasenzwinge angesetzt“
Elfriede Jelineks „Sportstück“, 1998 inszeniert von Einar Schleef, gehörte zu den Höhepunkten der Ära Peymann am Burgtheater. profil hat die Literaturnobelpreisträgerin um ein Statement zum Ableben des Theatermachers gebeten. Sie schreibt: „Peymann hat den Österreichern die Doderer’sche Nasenzwinge für ihren Wutmarsch angesetzt. – Was man an den von ihm inszenierten Bernhard-Stücken, die ja Peymanns Spezialität als Regisseur waren, für übertrieben oder pauschalisierend halten mochte, ist inzwischen Wirklichkeit geworden. Die Wutbürger randalieren und marschieren mehr denn je. Die Zwinge ist zwar abgefallen (oder abgenommen worden), aber sie marschieren trotzdem tobend weiter, und nicht ins Theater. Peymann hat das vorausgesehen, zwischen Bernhard und ihm hat es ja eine künstlerische Symbiose gegeben. Jetzt wissen wirs, und er ist weg.“
Und auch Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele, zollt Peymann seinen Respekt: „Er hat im Gegenwartstheater zweifellos seinen Daumenabdruck hinterlassen. Als Intendant nutzte Peymann seine Funktion immer wieder sehr klug auch für kulturpolitische Positionierungen, brachte, als begnadeter Polemiker, Dinge oft sehr prononciert zur Sprache. Er hat die Literatur und die Kunst immer verteidigt, gegen alle Widerstände, das ist ihm nicht hoch genug anzurechnen. Er leistete einen ganz entscheidenden Beitrag zum kulturpolitischen Diskurs in Österreich. Und er machte klar, warum es das Theater, und warum es auch leidenschaftliche Auseinandersetzungen darum geben kann und auch geben muss. Ich habe seinen Mut und seine bedingungslose Hingabe an das Theater, seine Autoren und Künstler, immer bewundert.“