Impression aus "Kinders"

Filmrezension: "Kinders"

Arash und Arman Riahi widmen sich mit großer Leichtigkeit Flüchtlingskinderschicksalen.

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In "Kinders“ geht es um Verwandlungen. Arash und Arman T. Riahi begleiten eine Gruppe von Kindern, die sich aus unterschiedlichen Welten in einem musikalischen Ausbildungsprogramm zusammenfinden. Wenn sie gemeinsam Musik machen, werden sie zum Chor, zum Orchester, zu etwas Größerem, das sie über ihr Los hinaushebt, in das sie dazwischen zurückfallen: Die Sängerin wird wieder zum Mädchen, das keinen Vater mehr hat und seine Wut in den Wald schreit; der Orchesterspieler zum Buben, der ein Jahr lang im Krisenzentrum lebte und seinem Stofftier erzählt, warum es seinen Vater nicht mehr sehen darf.

Das ist manchmal inszeniert, manchmal unvermittelt und pur eingefangen. In den Gesprächen der Kinder geht es um Angst, Verlust, um das, was nach dem Tod kommt, um den einen freien Wunsch der Fee, mit dem man sich beliebig viele weitere Wünsche herausschlagen und der Enge des Daseins ein Schnippchen schlagen könnte. Was genau passiert, wenn das muslimische Mädchen sich zum ersten Mal traut, seine Stimme wie einen Pfeil beim Fenster hinauszuschießen? Die Riahi-Brüder ersparen uns Expertentext. Erwachsene kommen nur als Mütter und Väter vor, die es auch nicht leicht haben, und als enthusiastische Lehrer, die jungen Menschen zeigen, wie man aus Tönen eine Geschichte macht. Am Ende stehen die Kinder auf der Bühne. Die Eltern zücken ihre Handys. Viele von ihnen sitzen zum ersten Mal in einem Konzertsaal. Und da ist diese Integration, von der in der Einwanderungsgesellschaft so viel die Rede ist, wie nebenbei passiert.

Edith   Meinhart

Edith Meinhart

ist seit 1998 in der profil Innenpolitik. Schreibt über soziale Bewegungen, Migration, Bildung, Menschenrechte und sonst auch noch einiges