Bilderlücke

"Finding Vivian Maier": Film über verschollene US-Fotografin im Kino

Kino. "Finding Vivian Maier": Verschollene Meisterin, späte Würdigung

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Am Freitag startet in Österreich der mehrfach preisgekrönte Dokumentarfilm „Finding Vivian Maier“. Es geht um die Kunst, um den Alltag, um das schwarze Loch, das sich dazwischen bisweilen auftut, nicht zuletzt aber auch darum, der Titelheldin des Films (siehe Selbstporträt), einer unbekannten Größe der Fotografiegeschichte, zu spätem Nachruhm zu verhelfen.

Neu im Kino: "Finding Vivian Maier"

Dazu ein kurzes Blick ins Archiv: profil würdigte die stille Meisterin Maier – übrigens als erstes österreichisches Medium – schon im Jänner 2011. Hier der alte Text zum neuen Film:

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Die Geschichte begann im Jahr 2007 mit einer Schachtel voller Fotos. Für 400 Dollar erwarb der Unternehmer John Maloof die unscheinbare Kiste bei einer Auktion in Chicago. Sie stammte aus einem aufgelösten Lager, Vorbesitzer: unbekannt. Der Inhalt - Porträts und Straßenszenen aus den vierziger bis sechziger Jahren - ließ Maloof nicht mehr los, er begann zu recherchieren und machte schließlich die Urheberin ausfindig: Vivian Maier, 1926 in New York geboren, Tochter einer Französin und eines Österreichers, bis in die mittleren neunziger Jahre als Kindermädchen in Chicago tätig und in ihrer Freizeit offenbar eine begeisterte - und äußerst zurückhaltende - Fotografin. Nicht nur, dass sie ihre Bilder nie veröffentlicht hatte, zum Teil hatte sie diese noch nicht einmal entwickelt. Vivian Maiers erhaltenes Werk, das Maloof nach und nach aufspürte und erwarb, umfasst über 100.000 Negative und Prints sowie zahllose Filmrollen - es zeigt eine verschollene Meisterin, deren Arbeiten ebenbürtig neben den Klassikern der US-Reportagefotografie stehen können. Die Aufarbeitung dieses wundersamen Œuvres wird noch Jahre dauern. Auf seinem Blog vivianmaier.blogspot.com veröffentlicht Maloof laufend neue Fotos, im Chicago Cultural Center läuft seit wenigen Tagen eine erste Ausstellung. Maier selbst kann sich dazu leider nicht mehr äußern: Sie starb im April 2009 in einem Pflegeheim in Chicago.

Erschienen in profil 3/11, 17. Jänner 2011

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur, ist seit 2020 Textchef dieses Magazins und zählt zum Kernteam von faktiv.