Regisseur Luc Bondy bei den Salzburger Festspielen 2014

Traumwandler: Luc Bondy ist tot

Traumwandler: Luc Bondy ist tot

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Luc Bondy war ein unruhiger Mensch. Mit Langeweile konnte er nur schwer umgehen, darin blieb er zeitlebens ein Kindskopf. Der langjährige Chef der Wiener Festwochen (ab 1998 Schauspieldirektor, 2001-2013 als Intendant) sprang mitunter während einer Theatervorstellung auf und suchte unverhofft das Weite, oder er tippte nervös eine SMS. Was auf den ersten Blick beinahe unhöflich wirkte, hatte dennoch Methode.

Kunst sollte verführen, sie musste in seinen Augen eine gewisse Leichtigkeit haben.

Bondy, 1948 in Zürich als Sohn des österreichisch-ungarischen Publizisten und Essayisten Francois Bondy und einer jüdisch-deutschen Mutter geboren, suchte stets den Moment der Faszination. Kunst sollte verführen, sie musste in seinen Augen eine gewisse Leichtigkeit haben. Deshalb wirkten viele seiner Inszenierung auch, als ob gar keine Mühe dahinter stecke, als ob im Theater Schwerelosigkeit herrsche. Ab den 1980er Jahren arbeitete er an der legendären Berliner Schaubühne, die assoziativen Stücke eines Botho Strauß lagen ihm besonders als Regisseur: In "Die Zeit und das Zimmer" (1989) etwa inszenierte er die vielen lose zusammenhängenden Figuren mit traumwandlerischer Poesie. Von 1985 bis 1987 gehörte er zum Leitungsteam der Schaubühne.

Als Festwochen-Intendant wiederum bewies Bondy ein gutes Händchen in der Wahl seiner Schauspielspiel-Chefinnen: Marie Zimmermann und Stefanie Carp waren stets streitbarer und widerborstiger in ihrer Ästhetik als Bondy, der feinnervige Intellektuelle und Lebemann alter Schule. Es ist Bondy hoch anzurechnen, dass er von seinem eigenen Geschmack abstand nahm, und das Festival unter ihm an internationaler Strahlkraft gewann. Zuletzt leitete er das Odeon-Theater in Paris, musste aber kürzlich eine für Jänner geplante „Othello“-Inszenierung aus gesundheitlichen Gründen verschieben. Bondy hatte im Laufe seines Lebens mehrfach mit schweren Krankheiten zu kämpfen.

Schon mit Mitte Zwanzig erkrankte er an Lymphdrüsenkrebs, elf Jahre später brach die Krankheit erneut aus. Nun starb der gebürtige Schweizer, der bis ins hohe Alter ein faszinierender Kindskopf blieb, im Alter von 67 Jahren in Paris.

Karin   Cerny

Karin Cerny