Colin Farrell als Ray Velcoro in "True Detective"

„True Detective“, Staffel 2: Selbstzerstörung in Los Angeles

„True Detective“, Staffel 2: Selbstzerstörung in Los Angeles

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Das Prinzip der HBO-Serie „True Detective“ ist schnell erklärt: ein Fall pro Staffel, immer neue Schauspieler und neue Schauplätze; nur die Probleme, die bleiben die alten. Dass die issues aber hauptsächlich die Protagonisten (die neue Besetzung wartet mit Colin Farrell, Vince Vaughn und Taylor Kitsch auf) und weniger den Fall betreffen, ist bereits nach wenigen Minuten klar.

Es wurde fleißig philosophiert: über Gott, die Welt und das Nichts

Das war auch in der ersten Staffel von „True Detective“ nicht anders. Das ungleiche Cop-Duo Matthew McConaughey und Woody Harrelson beschäftigte sich nur vordergründig mit der Aufarbeitung einer Serie an Ritualmorden in den Sümpfen von Louisiana. Letztendlich ging es um die großen Lebensdramen der Cops; und es wurde fleißig philosophiert: über Gott, die Welt und das Nichts.

Die Handlung der zweiten Staffel wird nach Los Angeles verlegt, der Stadt der Engel, in der ein Gutteil der amerikanischen Träume beginnen – aber auch enden. Durch einen bizarren Mordfall im Umland von L.A verstricken sich drei true detectives (Farrell, Kitsch, Rachel McAdams) und ein krimineller Unternehmer (Vince Vaughn) in ein mörderisches Netz aus Betrug und Verschwörung.

Das Problem von „True Detective“ ist, und dabei unterscheidet sich der neue Fall auch nicht vom ersten, dass die Cop-Story alle aktuellen Fernsehserienklischees erfüllt, ohne die eine Dramaserie derzeit nicht existieren darf: die Figuren sind komplex, tragen ein dunkles Geheimnis in sich und sind, zumindest lässt der erste Eindruck darauf schließen, alles andere als nett.

Kaputte Typen, die sexy in der Wirtshausecke pennen

In der Inszenierung von Showrunner und Serienerfinder Nic Pizzolatto wirken diese kaputten Typen, auch wenn sie nur besoffen in der Wirtshausecke pennen, noch immer sexy. Dass gewisse Szenen dann sogar an staubige Westernfilme erinnern, also an ein Genre, wo Männer noch richtige Männer spielen durften, ist nur folgerichtig. Eine Folge der Männerserie „True Detective“ wirkt bei soviel Überinszenierung dann schnell wie ein einstündiger Rasierklingen-Werbeclip. Dass man trotz Machismo und Überinszenierung an der Geschichte dranbleiben will, ist vor allem dem furiosen Cast geschuldet.

Immerhin bekommen die taffen Typen diesmal weibliche Unterstützung: die Polizeibeamtin Ani Bezzerides, gespielt von Rachel McAdams, bricht den Männerhaufen dann doch das eine oder andere Mal auf. Dass auch die junge Beamtin an privaten Problemen und Süchten laboriert, muss hier wohl nicht extra erwähnt werden.

Es gibt nichts zu lachen

Bei „True Detective“, soviel ist sicher, wird wieder viel Testosteron und Selbstmitleid verschüttet. Und noch ein Spoiler vorweg: es bleibt spannend, nur zum Lachen gibt es hier acht Folgen lang nichts.

„True Detective“ startet am 21. Juni auf Sky.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.