Literatur

War der Schriftsteller Franz Kafka als Schüler gut in Deutsch?

Vor bald 100 Jahren starb Franz Kafka in Kierling nahe Klosterneuburg. Ein Kafka-Glossar von A bis Z.

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Anfang

Wo anfangen? Als Franz Kafka am 3. Juni 1924 im Lungensanatorium Hoffmann in Kierling, zwölf Kilometer donauaufwärts von Wien aus, starb, war es völlig unabsehbar, dass der Autor eines Tages zu einem der bekanntesten Dichter des 20. Jahrhunderts werden sollte. Kafka ist ein globaler Prosa-Heiliger und Schulklassiker, dessen Lebenswelt äonenweit entrückt scheint, dessen kristallines Schreiben auch Dekaden nach seinem Tod höchst lebendig wirkt.

Vielleicht einfach so beginnen: Von Kafkas 14.946 Tagen auf Erden bleibt ein merkliches Nachzittern voller Widersprüche. Kafka, der ein ausnahmslos der Dichtung gewidmetes Dasein führen wollte und seine Tage als Angestellter der Prager Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt schmerzlich vertrödelte; Kafka, der Jahrhundertautor, der zu Lebzeiten nur wenige Bücher veröffentlichte, gerade sechs Stück, von denen die meisten nur eine einzige Erzählung enthielten: „Das Urteil“ (1916) mit seinen 26 Seiten wurde kaum als Buch wahrgenommen, seine drei Romane blieben Fragment.

Noch auf dem Kierlinger Krankenbett arbeitete Kafka, bei dem die Lungentuberkulose bereits auf den Kehlkopf übergegriffen hatte, was stechende Schmerzen beim Essen und Trinken verursachte, an den Korrekturen der Erzählung „Ein Hungerkünstler“. Ein letzter Weg führte ihn zum Kierlinger Postamt, um das Manuskript zu versenden, gestützt von seinem Freund Robert Klopstock und seiner Geliebten Dora Diamant, entlang des Maibachs und der Pforte mit dem heute verwitterten Schild „Sanatorium Hoffmann“. „Ein Hungerkünstler“ erschien im August 1924, zwei Monate nach Kafkas Tod.

Kafka, der Modernist und Avantgardist schließlich, der testamentarisch verfügt hatte, sein literarisches Erbe zu vernichten, das gegen dessen Willen jedoch von seinem Freund Max Brod veröffentlicht wurde.

Bier

Jeder Zeit ihren Kafka. Galt jahrzehntelang die Regel vom verbitterten Eigenbrötler mit schwerer Schlagseite zu Gram und Weltschwärze, darf Kafka inzwischen als der betrachtet werden, der er tatsächlich war: Lebemann und Filou, seiner Zeit und seinen Zeitgenossen gegenüber aufgeschlossen, nicht gerade ein Mensch wie du und ich, aber doch ein Mensch. Kafka konnte bis zur Schnappatmung und Vom-Sessel-Fallen lachen; er war Witz und Schalk gegenüber aufgeschlossen, verfolgte die technischen Neuerungen seiner Epoche – Aeroplan und Automobil – aufmerksam. Und er trank Bier. Sehr gern und sehr viel. Spaziergänge und Schlaflosigkeit gingen mit reichlich Alkoholkonsum einher: „Ja, ich habe ein kleines Bier zwischen den Fingern gedreht“, berichtet er Ende Mai 1920 in einem Brief an seine Schwester Ottla.

Wolfgang   Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.