Jetzt setzt es was: Lob!
Jetzt bekommt die Metallarbeitergewerkschaft also von allen Seiten Lob – und will es gar nicht haben. Das ist doch eher unüblich. Vor allem heutzutage, im Zeitalter des allgemeinen Narzissmus ohne jedwede Basis, in dem ja etwa der mächtigste Mann der Welt andauernd von ebenjener schon allein dafür gelobt werden will, dass er heute wieder brav ins Töpfchen gemacht hat und nicht daneben – oder für eine der ähnlich herkulischen Leistungen, die er tagtäglich vollbringt.
Im Metallfall ist es aber wiederum einerseits nicht ganz unverständlich, Lob lieber nicht hören zu wollen. Weil jenes ja wegen der eben bewiesenen Zurückhaltung bei den Lohnverhandlungen erfolgt, also für eine Eigenschaft, die sich Gewerkschafter normalerweise höchst ungern andichten lassen, schon gar nicht vom Klassenfeind. Andererseits muss man sagen: Freunde, nehmt es einfach an – es hätte auch schlimmer kommen können. Nämlich so: Man tut das Richtige – und trotzdem ist jeder sauer. Vizekanzler Andreas Bab-ler bekommt für seine Bereitschaft, eine für die Sozialdemokratie ziemlich warzige Krot zu schlucken und nicht alle Pensionen um die an sich vorgesehenen 2,7 Prozent zu erhöhen, von allen Seiten Beton, vor allem von der eigenen. Und jetzt kommt ein Satz, der so wahrscheinlich noch nie auf dieser Seite zu lesen war: Das hat Babler nicht verdient!
Okay, ein bisschen ist er vielleicht auch selbst schuld, hat er doch die SPÖ mangels irgendeiner anderen Idee, wie man noch an zumindest ein paar Krümel des Wählerkuchens kommen könnte, noch mehr auf ihren ungeheuer tragfähigen „Gratis-Vanilleeis-für-alle!“-Kurs getrimmt, als sie es vorher ohnehin schon war. Nun ist aber der unerfreuliche Zustand eingetreten, dass der an sich zur flächendeckenden Verteilung in möglichst viele freudig empfangsbereite Podexe vorgesehene Puderzucker ein bisserl knapp geworden zu sein scheint und Babler in der Regierung also permanent mit diesem widerlichen Ungustl „Sachzwang“ zusammenprallt. Und angesichts dieser Frontalkollisionen scheinen Realismus und Pragmatismus doch langsam wieder zu politischen Kategorien zu werden, die so unsexy gar nicht sind. Und nein, das ist nicht selbstverständlich. Vor allem nicht angesichts der größten Partei des Landes, mit der kein Staat zu machen ist, weil sie in ihrem Kern bloß ein stumpfsinnig vor sich hin sabbernder Hooligan ist, der zwar zu nichts, wirklich zu überhaupt nichts irgendeine Idee hat, die auch nur im Entferntesten von so etwas wie Sinn gestreift wurde, dessen einzige Freude aber darin besteht, alles kurz und klein zu hauen, Hauptsache, so ein armseliger Verlierer wie er darf dabei den großen Hammer halten und sich voll stark fühlen.
Wobei, wer weiß: Vielleicht werden ja die Sparbemühungen der Regierung sogar honoriert. Interessanterweise gehören die Finanzminister bei jedem Kabinett unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit stets zu den beliebtesten Regierungsmitgliedern – und zwar offenbar nicht trotz, sondern wegen der Mahnungen zum Sparen, die sie von Berufs wegen immer wieder absetzen müssen. (Einschub: Magnus Brunner sollte man eine etwaige noch vorhandene Restbeliebtheit allerdings von Amts wegen und rückwirkend aberkennen. Was er an flagranter Unfähigkeit und anschließender offener Verleugnung produziert hat, hat selbst auf der nach oben offenen „Kein Genierer“-Skala der ÖVP neue Meilensteine gesetzt; es wäre aber auch nicht die ÖVP, verlottert und schmerzbefreit, wie sie ist, hätte sie darauf nicht auch gleich die gerechte Strafe in Form des Postens des EU-Migrationskommissars über Brunner verhängt. Einschub Ende.)
Als Nächstes scheint die Beamten-Einigung noch einmal aufgeschnürt zu werden, auch das ist vernünftig. Und danach muss man umgehend damit beginnen, mit der Heckenschere durch Norbert Totschnigs Ressort zu ziehen – und ihn selbst dabei bitte nicht um seine Meinung fragen. Und falls es irrtümlich doch einmal passieren sollte – ignorieren! Ein Lobbyist, der einen Minister mimt, dessen einzige Daseinsberechtigung in der Regierung ist, im Auftrag seiner Partei die Interessen von ganz wenigen himmelhoch über jene der restlichen 99 Prozent zu stellen und das auch noch als quasi unumstößliches Naturgesetz zu betrachten, wird gerade ganz dringend nicht gebraucht. Fragt man einen Bauernbündler, wie spät es ist, will er zuerst eine Förderung für die Antwort – und dann noch eine zweite dafür, dass sie auch stimmt. Und Norbert Totschnig steht dabei unablässig nickend wie ein Hutablagenhund hinter ihm und massiert ihm den Nacken. Aber wer weiß: Vielleicht schafft es ja sogar der Bundeskanzler, nicht nur die Metaller oder die Beamten oder gar Andreas Babler zu loben, sondern auch einmal zu sagen: Norbert, es ist vorbei!
Dann wäre das Ganze sogar schon mehr als nur ein Anfang.