Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Fragen Sie Frau Erna!

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Sehr geehrte Frau Erna!
Wie Sie vielleicht gehört haben, habe ich bei den Uni-Protesten wieder einmal das volle Leadership bewiesen und war zuerst total auf der Seite der Studenten, dann aber irgendwie doch für Zugangsregelungen, die allerdings nach einer weiteren Klarstellung meinerseits keinesfalls etwas mit den von der ÖVP angestrebten Zugangsbeschränkungen gemein haben dürfen. So. Könnten Sie mir jetzt bitte erklären, was zum Teufel ich damit gemeint habe?
Verwirrt
Werner Faymann,
Bundeskanzler

Lieber Herr Bundeskanzler!
Selbstverständlich kann ich das – das ist schließlich mein Job. Lassen Sie es mich so formulieren: Sie haben zwar absolut keine Ahnung, wie Sie mit diesem Problem umgehen sollen, möchten es sich aber wie so oft mit möglichst ausgeprägter Schwammigkeit mit niemandem verscherzen, der zumindest durch einen ausgeprägten Kater oder eine schon viel zu lange unbehandelte Sehschwäche noch dazu gebracht werden könnte, sein Kreuzerl bei der SPÖ zu machen. Ich kann Sie allerdings beruhigen: Nachdem sicherlich nicht nur Sie selbst diese ausgeklügelte Taktik nicht durchschauen, ist der Erfolg quasi garantiert!
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Frau Erna

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Sehr geehrte Frau Erna!
Ich bin empört über die Empörung, die sich wegen der beabsichtigten Ernennung des Chefredakteurs des ORF Niederösterreich, Richard Grasl, zum kaufmännischen Direktor des ORF breitmacht. Jetzt werde ich schon nicht Bundespräsident – und dann will man mir auch noch meine überparteilichen Gestaltungsmöglichkeiten zum Wohle dieses Landes vermiesen? Womit habe ich das verdient?
Erzürnt
Erwin,
Pröll

Sehr geehrter Herr Erwin!
Da bin selbst ich sprachlos. Was kommt denn als Nächstes? Werden die „Niederösterreichischen Nachrichten“ unabhängig? Gibt es bei den nächsten Personalvertretungswahlen im niederösterreichischen Landesdienst vielleicht eine zweite Liste? Oder stellt sich am Ende gar heraus, dass Karl May in Wirklichkeit eine verdammte Rothaut war? O tempora, o mores!
Solidarisch
Ihre Frau Erna

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Sehr geehrte Frau Erna!
Nachdem die fiesen Amis den Opel-Deal platzen haben lassen, muss ich mich jetzt natürlich schleunigst nach einer gangbaren Alternative umsehen. Wozu raten Sie mir?
Mit freundlichen Grüßen
Angela Merkel,
Deutsche Bundeskanzlerin

Sehr geehrte Frau Merkel!
Ich würde Ihnen gerne den einen unfehlbaren Tipp geben, allein: Ich bin mir nicht restlos sicher, ob ein Lamborghini Gallardo LP 560-4 oder doch eher ein unauffälliger Hummer H1 besser zu Ihrem Typ passt. Auf jeden Fall sollten Sie unbedingt darauf achten, dass die Farbe zu Ihrer Lieblingshandtasche passt.
Beste Grüße
Ihre Frau Erna

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Geschätzte Frau Erna!
Nachdem jetzt der offenbar auch schon von moslemischen Fundamentalisten überfremdete EU-Gerichtshof geurteilt hat, dass in italienischen Klassenzimmern keine Kreuze hängen dürfen, möchte ich hiemit ausdrücklich klarstellen, dass ich mir den Gebrauch des Kreuzes im nächsten Wahlkampf keinesfalls von irgendwelchen abgehobenen Brüsseler Bürokraten verbieten lassen werde. Darauf können Sie mich getrost festnageln!
Kämpferisch
H. C. Strache,
FPÖ-Obmann

Sehr geehrter Herr Strache!
Abgesehen davon, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit der EU aber so was von überhaupt nichts zu tun hat, was Sie aber natürlich nicht wissen müssen, weil Sie ja ohnehin gegen beides sind: Führen Sie mich nicht in Versuchung!
Mit freundlichen Grüßen
Frau Erna

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Liebste Frau Erna!
Ich bräuchte Ihren Rat bezüglich der vorbereitenden Maßnahmen der Bundesregierung für die zu erwartende Schweinegrippewelle. Obwohl mir der Bundeskanzler schon vor Monaten das Vorschlagsrecht für jenen Politiker zugestanden hat, der als erstes Schweinegrippeopfer mit einem Thermometer im Mund auf der „Krone“-Titelseite liegen und furchtbar arm ­ausschauen darf, während ich mich im Gegenzug bereit erklärt habe, bei der Hacklerregelung für 58-jährige Wiener Magistratsbeamte nicht mehr so streng zu sein, spießt es sich jetzt. Nachdem ich mich selber vorgeschlagen habe, findet Faymann plötzlich, Fritz Neugebauer sei als quasi natürlicher Sympathieträger wesentlich besser geeignet. So wie es aussieht, brauchen wir einen Kompromisskandidaten – aber die Zeit drängt.
Ratlos
Josef Pröll,
Vizekanzler

Sehr geehrter Herr Vizekanzler!
Ganz ehrlich: Ich verstehe nicht, wie Sie Willi Molterer das jetzt auch noch antun können.
Enttäuscht
Frau Erna

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Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort