Rainer Nikowitz
Satire

Rainer Nikowitz: Gefallene Helden

Beim Klassentreffen der ehemals populärsten Populisten ging es wieder einmal hoch her.

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Trump: Dein Job als Grüßaugust bei einem Milliardär, der mich unterstützt, reicht dir also nicht mehr? Jetzt wirst du auch noch Investor?
Kurz: Na ja, man hat ja Ausgaben auch. Wenn ich vorher gewusst hätte, wie viel so ein Kind kostet …
Johnson: Was soll ich sagen? Ich habe sieben! Von … drei Frauen. Oder warte, waren es vier? Oh, Mann. Es kann auch manchmal ein Fluch sein, wenn man so dermaßen beliebt ist.

Ich kenne da ein paar Großspender, die waren immer zufrieden mit mir. Das muss sich ja irgendwann auszahlen.“

Trump: Ich investiere auch immer wieder. Aber so richtig klappt das leider nie. Gut, dass es Daddys Geld ist und ich es nicht selber verdienen musste. Von wem kriegst du deines?
Kurz: Ach, ich kenne da von früher ein paar Großspender, die während meiner Amtszeit immer sehr zufrieden mit mir
waren. Weitblickende Politik zahlt sich eben irgendwann aus. Wie ist das bei dir, Boris? Was wirst du jetzt machen, investierst du auch?
Johnson:  Nein. Ich plane eine glanzvolle Karriere als schmieriger Alleinunterhalter bei bunten Nachmittagen für halb demente alte Damen und ihre Erbschleicher.

Kurz: Aha. Und da dachte ich schon, du möchtest jetzt einmal etwas Neues probieren.
Johnson: Sehr witzig.
Kurz: Ja, ich habe tatsächlich auch einen Mörderschmäh.
Dieses Talent ist in meiner Amtszeit leider nicht ganz so zur Geltung gekommen.
Trump: Also, bei mir schon.

Kurz: Manche behaupten ja, dass es einen Unterschied zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Komik gibt.
Trump: Und bei mir wird das weitergehen, denn im Gegensatz zu euch Losern ist meine Amtszeit ja noch lange nicht zu Ende. Sie ist unterbrochen, weil man mir die Wahl gestohlen hat, das wisst ihr genau. Aber bald kommen die nächsten 15 Jahre!
Kurz: Mehr als vier gehen aber nicht mehr.
Trump: Sagt wer?
Kurz: Eure Verfassung?
Trump: Nichts, was ein paar von mir eingesetzte rechtsradikale Richter am Supreme Court nicht geradebiegen könnten. Nach meinen nächsten vier Jahren wird Wählen einfach für unamerikanisch erklärt.

Kurz: Hey! So ähnlich sieht das mein Arbeitgeber Peter Thiel auch!
Trump: Und dann steht meiner lebenslangen Herrschaft nichts mehr im Wege.
Johnson: Man könnte durchaus ein wenig neidisch werden …
Trump: Ich meine, ich mag ja ein Vollidiot sein. Aber das allein wird meiner Persönlichkeit nicht gerecht.
Johnson: Das stimmt. Du bist auch ein mindestens so großer Lügner wie ich. Und das muss man erst einmal schaffen.

Trump: Und nicht nur das! Ich bin auch noch durch und durch bösartig und vollkommen skrupellos.
Kurz: Allerdings! Du wolltest, dass sie beim Sturm aufs Kapitol deinen Vize hängen! Beeindruckend. Auf so eine radikale Reformidee muss man erst einmal kommen.
Trump: Vielleicht hättest du das ja auch tun sollen.
Kurz: Mein Vize war von einer anderen Partei.
Trump: Ein Grund mehr.

Johnson: Mich hat meine eigene Partei im Regen stehen lassen. Vollkommen unverständlich, bei meiner unglaublichen Erfolgsbilanz. Ich meine, was ich alles versprochen habe! So viel wie noch nie jemand zuvor.
Kurz: Meine Landeshauptleute haben am Ende auch nicht mehr zu mir gehalten. Dabei haben mir diese Luschen die beste Zeit ihres Lebens zu verdanken.
Johnson: Was sind Landeshauptleute?
Kurz: Das sind lokale Stammesführer, die meist in den Bergen leben. Dort eröffnen sie vor allem Nutztierversteigerungen und trinken Schnaps mit den Marketenderinnen von Trachtenmusikkapellen.

Trump: Was sind Marke…, Mar… What?
Kurz: Junge Frauen.
Trump: Ah! Kann man die bei der Pussy packen?
Johnson: Was die konservative Schafherde, die mich weggeblökt hat, natürlich auch nicht bedacht hat: Putin wird es jetzt deutlich leichter haben.
Trump: Na ja, aber dagegen ist ja auch nichts zu sagen. Guter Mann. Hat seine Leute im Griff. Und bald eben auch Europa, was soll’s.

Kurz: Außerdem ist noch jeder Krieg durch Verhandlungen beendet worden.
Johnson: Oh, interessant. Lernt man das etwa bei euch im Geschichtsunterricht?
Kurz: Da hab ich immer auf Durchzug geschaltet. Ich hab keine Zeit für Orchideenfächer, die nichts einbringen.
Trump: Ich weiß aus der Geschichte nur, dass die Südstaaten den Bürgerkrieg gar nicht verloren haben. Das war ein Unentschieden! Also hatte die Abschaffung der Sklaverei auch keine Rechtsgrundlage! Die sollten immer noch Baumwolle pflücken – und nicht wählen!

Kurz: Da hat dein Supreme Court aber noch ordentlich zu tun.
Johnson: Leute, Geschichte ist wichtig! Vor allem aus einem Grund …
Trump: Und zwar?
Johnson: Sie wird uns allen dereinst recht geben!
Trump: Das ist ein Argument.
Kurz: Kann man in Geschichte investieren?

 

 

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort