Rainer Nikowitz: Gegenangriff

Nach Pilz springen jetzt also auch noch Rossmann und Zinggl ab – und bei den Grünen jagt ein Krisen-Sesselkreis den nächsten.

Drucken

Schriftgröße

Lunacek: Kinder, wir brauchen Ideen. Und zwar schnell! Steinhauser: Na ja, so schnell a wieder net. Bis zur Wahl san’s ja eh no zweieinhalb Monat. Lunacek: Aber bis zu mein nächsten vor Optimismus sprühenden Interview is es nur a halbe Stund. Also? Maurer: Wir können uns des net länger bieten lassen. Es is höchste Zeit für Dirty Campaigning. Felipe: Und wie stellst dir des vor? Maurer: Drei alte Männer. Die ham si alle miteinander sicher noch nie beim Pinkeln hingsetzt. Schmid: Ungeheuerlich! Des würd i mi nie trauen! Maurer: Drum sag i ja. So was gehört thematisiert! Die Leut haben ein Recht, zu erfahren, welcher grauslichen Vorgestrigkeit sie da auf den Leim gehen könnten. Vassilakou: Geh bitte, des is doch kindisch. Maurer: Ah so? Du findest offen zur Schau getragenen Antifeminismus also kindisch? Pass lieber auf, dass dir die Basis dafür net beim nächsten Mal die Rechnung präsentiert. Vassilakou: I hab beim Heumarkt a erquickliche Begegnung mit der Basis ghabt. Mir is sonnenklar, wie die nächste ausgehen würd. Drum werd i’s a vorher so machen wie die Eva. Felipe: Was, du trittst auch zruck? Vassilakou: Glaubst du ernsthaft, i lass mi vor der nächsten Wiener Wahl nach zehn Jahr als Vizebürgermeisterin von an Haufen Sektierer mit zu viel Tagesfreizeit und an mittelschweren Hang zur Verhaltensauffälligkeit abmontieren? Des hab i wirklich net notwendig. Maurer: Wenn du so über unser Basis denkst, is es eh gscheiter, du gehst. Alles hat sei Zeit. Vassilakou: Die Frage is nur: Welche kommt dann? Maurer: Na, meine. Schmid: Und meine! Steinhauser: Wenn ma si die Umfragen so anschaut, könnt unter anderem des unser Problem sein. Felipe: Bleib ma bitte beim Peter, sonst gibt’s bald no a Parteispaltung. Was hamma gegen ihn no in der Hand? Maurer: Die Ehe für Homosexuelle. Felipe: Is er dagegen? Maurer: Na. Aber sie is eam wurscht. Vassilakou: Na wui. Schmid: Manspreading! I bin einmal neben ihm in der U-Bahn gsessen und hab mi so geniert! Lunacek: Im 99er-Jahr hat er a Glasflaschen in den Restmüll ghaut. Steinhauser: In meinem Büro einmal a Kaugummipapierl. Maurer: Nach dem Bundeskongress hat er si a Taxi bestellt und net dazu gsagt, dass er an ausländischen Fahrer will. Vassilakou: Also, wenn des net reicht, um ihn fertigzumachen, dann weiß i net. Maurer: Des will i meinen! Vassilakou: Des war ironisch gmeint. Maurer: Ah so. Du weißt aber scho, dass ma keine Witze auf Kosten von Minderheiten und anderen strukturell benachteiligten Bevölkerungsgruppen machen darf? Felipe: Des is zwar alles gut und schön, aber i fürcht auch, dass ma ihn damit net kriegen werden. Wir brauchen was wirklich Arges. Schmid: Manspreading! I bin no a zweites Mal neben ihm in der U-Bahn gsessen und … Lunacek: Elf! Felipe: Elf? Lunacek: Lächerliche elf Stimmen ham in Linz gfehlt. Ach … Schmid: I weiß eh, dass du eam gwählt hast und net mi. Und glaub mir: I hab deswegen auch scho so manche Nacht durchgweint. Maurer: Pfah, des is sooo mutig von dir, dass du dazu stehst! Des muss i auf Facebook stellen. Mit zehn Tränen-Emojis! Felipe: Und was is mit die anderen zwei? Hamma da was? Schmid: Der Rossmann war immer voll fad. Immer nur Zahlen, Budget, Zahlen, Budget … Der wollt nie mitmachen, wenn i eam was voll Verrücktes vorgschlagen hab. Felipe: Was wär was voll Verrücktes? Schmid: Na, zum Beispiel a Station mit dem Ringwagen fahren – ohne Fahrschein! Felipe: Manchen liegt Subversivität halt nicht im Blut. Vassilakou: Und der Zinggl war Basis. Zumindest beim Heumarkt. Lunacek: Des kömma eher schlecht gegen eam verwenden. Vassilakou: Eh net. I wollt damit eigentlich nur sagen: Den vergönn i dem Pilz. Felipe: Ich fasse zusammen: Wir wollen zwar Dirty Campaigning machen, aber uns fallt net amoi dabei was ein. Maurer: Warst du grad auf einer anderen Sitzung als i? Wir ham doch ein ungeheures Sündenregister zusammengetragen. Jeder irgendwie grün-affine Mensch muss si mit Schaudern von ihm abwenden! Vassilakou: Und wenn net? Maurer: I will net über Möglichkeiten diskutieren, die im Promillebereich liegen. Schmid: Außerdem is er a Rechter. Wie der über den Islam redet! Vassilakou: Des heißt also, wir gehen ab jetzt damit hausieren, dass nur eine Stimme für die Grünen Kurz, Strache und Doskozil verhindert – und auch Pilz? A Heuler. Felipe: Was meinst du dazu, Ulli? Lunacek: Dass i keine Interviews mehr geben mag.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort