Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Menschen der Woche

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Siegfried Schalli & Gerhard Köfer

Siegfried Schalli, wie die meisten Politiker, denen man gewissen Unterhaltungswert attestieren kann, Kärntner, verließ vergangene Woche das Team Stronach mit Getöse in Richtung FPÖ. Schalli behauptet, sein Parteikollege und Mitkärntner Gerhard Köfer habe seiner Frau ziemlich unziemliche Besuche abgestattet – sogar mit dem Dienstwagen! Weiters gebe es „pornografische Mails“. Unter dem schweinischen Decknamen „Franco Andolfo“!

Wenn das stimmen und so etwas in den Reihen des Team Stronach tatsächlich üblich sein sollte, müsste sich ­Monika Lindner schon wieder die Frage stellen, ob sie nicht mitunter zu falschen Entscheidungen tendiert – und dort bleiben hätte sollen. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass es sich bei dieser peinlichen Angelegenheit um einen schrecklichen Irrtum handelt. Herr Köfer ist ja bekanntlich „Energetiker“, mit – laut eigener Aussage – „Händen wie Starterkabel“. Seine Berufung ins tolle Team erfolgte, nachdem er Frank Stronachs Pferden eben diese magischen Hände aufgelegt hatte. Genau das wird er sicherlich jetzt auch mit Frau Schalli gemacht haben. Und nächstes Jahr gewinnt sie das Galopperderby in der Freudenau.

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Wolfgang Fellner

Österreichs größter Feuilletonist, dessen Lebenswerk mit dem Motto „Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben – man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken“ nur unzureichend umschrieben ist und in dessen Druckwerk sicherlich nur deshalb so viele Regierungsinserate zu finden sind, weil es als Kulturförderung verstanden werden muss, wenn der redaktionelle Teil kleiner wird, lieferte vergangene Woche einen besonders herausragenden Beweis seiner großen Kunst. Er schrieb am Mittwoch:
Meine Sportredaktion ist sich sicher. Marcel Koller hat übers Wochenende mit dem Schweizer Fußballverband Einigung darüber erzielt, dass er neuer Teamchef der Schweiz wird.
Wenn das keine Exklusivmeldung war, was dann? Gefolgt wurde sie von einer beinharten Abrechnung:
Marcel Koller ist und war in diesem Land ein Söldner. Er hat das Team „verraten“. Er geht, weil er woanders 300.000 Euro mehr bekommt. (…) Und Geld ist für einen Schweizer ja immer ein Motiv.
Für einen Fellner ja bekanntlich nicht. Dem bräuchte man mit 300.000 gar nicht kommen. Da würde schon viel weniger reichen. Fellners Furor gipfelte schließlich in der Forderung:
Lieber ÖFB, schick den Koller in einem Packerl an die Schweizer.
Das hätte der Kolumnist aus demselben Hause, Hanse „Irreregulär“ ­Krankl, der seit ungefähr 27 Jahren stündlich den Anruf mit dem Trainer-Angebot aus Barcelona erwartet, nicht besser formulieren können. Tags darauf wurde aber bekannt, dass „meine Sportredaktion“ bei der Recherche („Oiso: Kopf oder Zahl?“) dummerweise ein bisschen Pech gehabt hatte. Da musste natürlich der Feingeist an der Spitze wieder ausrücken:
Wir sollten Marcel Koller zum „Ehren-Österreicher“ machen. Ich finde: Koller hat sich jetzt die EURO-Qualifikation verdient. Hoffentlich schafft er sie. So oder so: Danke, Marcel!
Das hat Klasse! Und uns bleibt nur mehr, Herrn Fellner dankend eine Frage zu retournieren, die er in seinem ersten Kommentar gestellt hat:
Ist für diesen Job nicht ein gewisser Mindest-Charakter Voraussetzung?

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David Ellensohn

Der Klubobmann der Grünen in Wien erinnert ja in seinem grundsympathischen, gänzlich unarroganten Auftreten immer schon ein wenig an die verwichenen guten Zeiten des großen ­Josef Cap. Unvergessen etwa seine Aussage zu dem Notariatsakt, in dem die drei damaligen Oppositionsvertreter Maria Vassilakou, Heinz-Christian Strache und Christine Marek unter Getöse vor der Wien-Wahl versprochen hatten, das die SPÖ bevorzugende Wahlrecht zu ändern. Ja, das Wahlrecht sei nicht ­reformiert worden, räumte Ellensohn voriges Jahr großherzig ein. Weil:
Das, was drei Personen unterschrieben haben, ist nicht bindend für alle anderen.
Vergangene Woche schloss nun die rot-grüne Koalition einen Acht-Jahres-Vertrag mit dem SP-nahen Bohmann-Verlag ab, der dafür nicht müde werden wird, in diversen Postwurf-Zeitungen und sonstigen Unverzichtbarkeiten darauf hinzuweisen, dass Wien ziemlich super ist – und man vielleicht auch einmal darüber nachdenken sollte, wem das zu verdanken ist. Kostenpunkt: schlanke 133 Millionen Euro. Interessanterweise schäumten die Grünen vor sieben Jahren beim letzten derartigen Deal unter Freunden (damals um nur 115 Millionen) und sprachen von „dubioser Auftragsvergabe“. Jetzt ist Ellensohn natürlich ein wenig älter und vor allem klüger geworden. Das sei schon alles in Ordnung, meinte er. Und:
In dem Land können Sie ja nicht einmal Autofahren, ohne der SPÖ oder der ÖVP anzugehören. Es gibt nicht viele Verlage, die nicht als SPÖ- oder ÖVP-nahe gelten.
Damit sollten jetzt aber wirklich selbst die allerkritischsten unter den bekannt total kritischen GrünwählerInnen zufrieden sein. Und wenn nicht: auch wurscht.

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Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort