Satire

Rainer Nikowitz: Russischer Tee

Anm.: Dieser Text wurde vor Erscheinen von dem bekannten St. Petersburger Institut zur Förderung der Meinungsfreiheit im Westen gegengelesen.

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Die friedliebende Russische Föderation, das nach China vermutlich ehrlichste und sympathischste Land der Welt, sieht sich wieder einmal mit einer Welle von völlig ungerechtfertigten Angriffen aus dem bösartigen, imperialistischen Westen konfrontiert. Das ist sehr betrüblich und kann so auch nicht weiter hingenommen werden. Beginnen wir mit einem ungeheuerlichen Ereignis, an dem leider Österreich Schuld trägt: Einer der bekanntlich immer total untadeligen russischen Diplomaten wurde vergangene Woche in einem völlig unverständlichen Akt zwischenstaatlicher Grausamkeit Ihres Landes verwiesen. Das ist schon per se unfassbar. Denn wo sind die Zeiten, in denen Österreichs Außenministerin noch von der einzigen russlandfreundlichen Partei kam und also wusste, wie sie sich auf ihrer Hochzeit zu benehmen hat?

Die Begründung für diesen einzigartigen Affront war denn auch, gelinde gesagt, bemerkenswert: Der Vertreter Russlands habe Wirtschaftsspionage betrieben, hieß es. Dass es sich hierbei nur um eine freche Lüge handeln kann, liegt für jeden neutralen Beobachter auf der Hand. Schließlich ist die russische Wirtschaft die am besten entwickelte des gesamten Planeten. In Russland funktioniert alles klaglos, mitunter sogar die Versorgung mit Lebensmitteln, Strom und auch mit Wasser. Das Durchschnittseinkommen eines russischen Oligarchen liegt bei 342 Millionen Euro pro Jahr und nach Steuern-die er gar nicht bezahlen muss, wenn er nur die weitblickende Führung durch Wladimir Putin angemessen unterstützt. So viel Erfolg ruft natürlich Neid bei den Armenhäuslern im Westen hervor, das ist menschlich nur allzu verständlich. Aber warum bitte sollte ein Russe irgendwo im Ausland Wirtschaftsspionage betreiben? Lässt Pep Guardiola etwa heimlich das Training der Admira filmen, um sich so einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen?

Abgesehen davon ist diese von der österreichischen Seite herbeigeführte Eskalation eine Beleidigung für die russische Diplomatie unter der umsichtigen Führung von Außenminister Sergei Lawrow. Ihm wird ja von westlichen Fake-News-Medien-wir übernehmen diesen Ausdruck sehr gerne von Donald Trump, der ja ein Freund Russlands im Allgemeinen und von goldenen Duschen in russischen Hotelzimmern im Speziellen ist-mitunter zumindest durch die Blume vorgeworfen, er lüge praktisch jedes Mal, wenn er den Mund aufmacht. Das ist selbstverständlich himmelschreiend unrichtig. Wahr ist vielmehr, dass Gospodin Lawrow einmal im Jahr 2014 von einem westlichen Amtskollegen gefragt wurde: "Wie spät ist es?" Und völlig wahrheitsgemäß antwortete: "In Russland gehen die Uhren anders."

Aber lassen Sie uns zu dem noch viel unerfreulicheren Wust westlichen Unrats kommen, der sich in anderer Sache über das unschuldige Russland ergießt. Alexei Nawalny, ein Bürger wie jeder andere in der Russischen Föderation, ist aufgrund einer angeborenen Stoffwechselstörung, die in Kombination mit seinem Drogenmissbrauch leider zu einem Koma geführt hat, seit einiger Zeit in einem Berliner Krankenhaus in Behandlung. Weil seine Verwandten und Freunde unverständlicherweise darauf bestanden haben, auf die Segnungen des besten Gesundheitssystems der Welt-das es ja auch ohne jede Anstrengung geschafft hat, mindestens ein halbes Jahr vor allen anderen einen Impfstoff gegen Covid-19 zu entwickeln-zu verzichten. Nun behaupten die Ärzte in der Berliner Charité, diesem im Vergleich zu jener Klinik von Weltruf in Omsk, in der Nawalny vorher war, sicherlich erbarmungswürdig schlecht ausgerüsteten Dschungelspital, Nawalny sei vergiftet worden -obwohl es dafür keinerlei Beweise gibt. Angeblich sei das passiert, so behaupten die Fake-News-Medien, weil er in Russland ein Oppositioneller sei. Und der Kreml habe dabei seine Hände im Spiel! Diese Behauptung richtet sich klarerweise von selbst. Denn warum sollte es in Russland überhaupt so etwas wie Oppositionelle geben? Würden sich denn die Bewohner des Schlaraffenlands, in dem Milch und Honig fließen, erheben und lautstark fordern, es solle ihnen von nun an gefälligst schlechter gehen? Das ist doch vollkommen lächerlich!

Weiters wird behauptet, die Vergiftung von Gospodin Nawalny sei mittels einer Tasse Tee herbeigeführt worden. Hier wird die Angelegenheit völlig absurd. Russischer Tee wird Tag für Tag auf der ganzen Welt millionenfach bestellt und getrunken. Und wo bitte sind dann die Millionen Vergifteten?

Das alles ist nur eine gezielte Desinformationskampagne des moralisch vollkommen zersetzten Westens, die wie alle anderen davor nur ein einziges Ziel hat: Russland und seinen allseits ausufernd beliebten Präsidenten in der weniger entwickelten Welt schlecht zu machen. Aber das wird nicht funktionieren. Fragen Sie doch nur einmal einen untadeligen Demokraten wie Alexander Lukaschenko. Der hat Putin richtig gern!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort