profil-Kolumnist Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz: Der Systemgünstling

Bis zu seinem Streit mit Wolfgang Ambros kannte niemand Christian Hafenecker. Außer, er musste unbedingt. Zeit für ein nie geführtes Interview.

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profil: Herr Hafenecker, Sie sind der zweite Generalsekretär der FPÖ neben dem doch etwas prominenteren Harald Vilimsky. Hafenecker: Es ist mir eine Ehre, neben diesem Mann zu dienen! profil: Ja, das traue ich Ihnen durchaus zu. Würden Sie Ihre Tätigkeit also als Vilimsky für ganz Arme bezeichnen? Hafenecker: Absolut. Die soziale Komponente hat in meiner politischen Arbeit immer schon eine wichtige Rolle gespielt. profil: Sie arbeiten aber jetzt eh auch an Ihrer Prominenz. Sie haben die Austropop-Ikone Wolfgang Ambros heftigst attackiert, weil der vorher in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ die FPÖ kritisiert hat. Hafenecker: Dieser abgehalfterte sogenannte Musiker hat uns übel beleidigt, indem er gesagt hat, es gebe in der FPÖ viele braune Haufen. profil: Dabei sind das doch nur Einzelfälle, wie jeder weiß. Also, jede Woche einer. Hafenecker: Wir selbst nennen das inzwischen gerne „Narrensaum“. Das klingt irgendwie niedlicher. profil: Stimmt. Wenn Rechtsextreme irgendwas sind, dann ja wohl niedlich. Hafenecker: Der feine Herr Ambros vergisst halt, dass er mit dieser unglaublichen Entgleisung auch viele seiner treuesten Fans beleidigt hat. profil: Das müssen aber welche sein, die von seinen Texten gerade einmal den Refrain von „Schifoan“ kapiert haben. Hafenecker: Ich habe mich bis jetzt auch jedes Mal so gefreut, wenn sie das im Urlaub in der Kuhstall-Bar gespielt haben! Aber die Zeiten sind vorbei. Jetzt freu ich mich nur mehr über „Hulapalu“. Das hat er jetzt davon. profil: Dann hält sich Ihr Schmerz aber eh noch in einigermaßen engen Grenzen. Andere FPÖ-Sympathisanten sind sogar so enttäuscht, dass sie sich in Postings wünschen, Ambros möge „verrecken“. Hafenecker: Es ist ein Skandal. profil: Solche Hasspostings? Hafenecker: Nein, die sind unsere Geschäftsgrundlage. Es ist ein Skandal, wie weit ein linkslinker Systemgünstling anständige, verzweifelte Bürger ungestraft treiben darf. profil: Jetzt könnte man natürlich sagen: Quod erat demonstrandum. Hafenecker: Nein, das machen wir nicht. FPÖ-Wähler gehen nicht auf die Straße, das überlassen wir gerne den arbeitsscheuen Linken. Wir begnügen uns mit rituellen CD-Verbrennungen, das ist mehr unser Stil. profil: Was genau ist denn eigentlich ein Systemgünstling? Hafenecker: Jeder Künstler, der uns nicht super findet und der auf Kosten der Allgemeinheit lebt. profil: Gerade ein Ambros hat so viel verkauft, dass er sicher nicht auf Kosten der Allgemeinheit lebt. Hafenecker: Wurscht. Jeder Künstler, der uns kritisiert, ist vor allem einmal ein „sogenannter Künstler“. Und dann ein Staatskünstler und ein Systemgünstling. Diese Bezeichnungen verstehen unsere Wähler, und dann kriegen sie einen Zorn. Und immer, wenn irgendwer irgendwo einen Zorn hat, nützt es uns. profil: Das sind dann aber eigentlich eh überhaupt alle Künstler. Bei denen haben Sie ja keine Fans. Hafenecker: Na, Moment einmal! Sie vergessen Andreas Gabalier. Oder die John-Otti-Band. Die allein sind schon zu viert! profil: Sie haben einen erstaunlich weit gefassten Kunstbegriff. Hafenecker: Dafür war die FPÖ doch immer schon bekannt. profil: Ihrem Lebenslauf entnehme ich, dass Sie nie in der Privatwirtschaft waren, sondern ausschließlich in der und durch die FPÖ Karriere gemacht haben. Sind nicht eher Sie der Systemgünstling? Hafenecker: Das kann gar nicht sein, weil wir Freiheitlichen sind total gegen das System. profil: Ein System, das Sie aber schon ziemlich lange recht komfortabel ernährt. Ambros bezahlt mit seinen Steuern Sie – und nicht umgekehrt. Hafenecker: Das ist nur recht und billig, weil ich schließlich mit meinem unermüdlichen, selbstlosen, nur von Idealismus getriebenen Einsatz für die Dritte Republik ungeheuer viel mehr leiste als er mit seinen schwachen Liedern. profil: Es wäre an sich die Zweite Republik. Hafenecker: Nicht zuletzt durch meinen unermüdlichen, selbstlosen und von Idealismus getriebenen Einsatz hoffentlich nicht mehr lang. profil: Wenn man Ihnen so zuhört, versteht man immer weniger, was diese abgehalfterten Salonlinken an der FPÖ auszusetzen haben. Hafenecker: Und dann will der Ambros nicht einmal auf ein Gulasch und ein Seidel Bier mit mir gehen. Arrogant also auch noch. profil: Hätten Sie denn gezahlt? Hafenecker: Sicher. Geht ja eh auf Spesen.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort