Satire

Summer Kisses

Bei Eva Glawischnig und Herbert Kickl hat es also leider nur zu einem Kuss gereicht. Schade. Hätte schöne Homestorys gegeben.

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Es ist ja in Zeiten von Dating-Apps und dem ganzen anderen neumodernen Zeugs kaum mehr möglich, Paare zu finden, die beim guten alten Flaschendrehen zusammengefunden haben. Unter den Promi-Paaren sind es neben der Knaller-Koalition Eva Glawischnig und Herbert Kickl eigentlich nur noch Richard Lugner und die neue Liebe seines Lebens, „Lassie“. Früher hätte man eventuell auch noch Dagmar Koller und Helmut Zilk dazuzählen können. „Ja, das ist schon etwas Besonderes. Wir sind noch so richtig analog“, lachen die beiden Polit-Profis beim Interview in ihrer Kärntner-Dachgeschoß-Bauernstube, die sie sich in einem der hipperen Teile Wiens eingerichtet haben. (Und dreimal darf man raten, wer für die Wahl des Bezirks zuständig war – und wer für die Einrichtung!)

Aber das ist natürlich längst nicht die einzige Besonderheit dieser Beziehung, spannt sie doch eine ganz weite Brücke über politische Gräben. Wie vielleicht sonst nur noch bei Georg Dornauer und Alessia Ambrosi. Und jedenfalls weiter als bei Maria Rauch-Kallat und Matthias Strolz, obwohl auch deren bald darauf wieder annullierte Blitzheirat vor einem Pilz-Schamanen in Goa ordentlich für Wellen gesorgt hat. Und auch weiter als bei Karin Kneissl und Josef Cap, die gilt nicht wirklich, das ist nur eine Brieffreundschaft, die später einmal als Buch herauskommen wird. Im jeweiligen Eigenverlag.

Man muss sich in einer solch exponierten Lage wie Glawischnig und Kickl, die ja dauernd in der Öffentlichkeit stehen, natürlich immer wieder auch den Zweiflern stellen, die meinen, eine solche Beziehung könne doch niemals funktionieren. Doch heute verraten uns die beiden ihr Geheimrezept. Am wichtigsten sei nämlich: Humor! Wer hätte das gedacht?

Ohne Humor könne ja schon eine normale Beziehung schwer funktionieren, meinen Eva und Herbert unisono – und erst recht keine, bei der so viele Unterschiede unter einen Hut gebracht werden müssten wie bei ihrer. (Wobei sich Eva in diesem Zusammenhang ausdrücklich von dem Begriff „normal“ distanziert, er werde ausschließlich von Herbert gebraucht, wenn er in der Öffentlichkeit sein Terrain gegen die ÖVP verteidigen wolle – oder sie zu Hause ärgern.) Jedenfalls: Um den Humor nicht zu kurz kommen zu lassen, neckt Herbert seine Eva im Alltag gerne mit Post-its mit seinen bekannt launigen Reimen drauf. Und die versteckt der große Lausbub auch noch an manchmal gänzlich unerwarteten Plätzen! So kann es vorkommen, dass Eva auf der Suche nach dem passenden Paar Schuhe den Schrank öffnet und auf eine Nachricht wie diese stößt: „Besser viele Pumps – als einen Mumps!“ Wobei es gerade der bei genauerem Hinsehen vielleicht gar nicht so perfekte Reim ist, den Eva so bezaubernd findet. Weil wie so oft beim Herbert steht halt auch hier der Wille fürs Werk! Das gilt auch, wenn sie ihn beim Kochen bittet, er möge ihr doch den Koriander reichen, und er antwortet: „Nord oder Süd?“ Oder er bei Debatten über eine Plastiksackerlvermeidung im Haushalt Sachen sagt wie: „Lieber poly Vinyl als einmal Asyl.“

Auch sei man natürlich stets gefordert, sich Kompromissen nicht zu verschließen. Und hier legt Herbert privat durchaus eine Bereitschaft an den Tag, die man am Rednerpult bei Corona-Prozessionen oder am 1. Mai vielleicht nicht gleich so ganz offensiv heraushörte. Ein Beispiel gefällig? Bitteschön! Zwar hat Herbert bei der Wahl des Haushunds auf einen deutschen Schäferhund bestanden – aber dann keinerlei Einwände gegen den Namen „Gandhi“ gehabt. Umgekehrt kann Eva damit leben, dass am Klo nicht etwa „WC“ steht, sondern „Festung Österreich“. Einmal der Gigl, einmal der Gogl.

Aber gab es denn nie eine ernsthafte Krise in all den Jahren? „Doch“, lacht Eva. „Hunderte!“ Die erste habe es schon in ganz jungen Jahren zu überstehen gegolten. Als sich nämlich Eva mit 18 erschreckenderweise den leichten Künsten zuwandte und plötzlich für jedermann sichtbar in einem Musikvideo auf einer Erdäpfelkiste saß und ein Lied namens „Gelati“ spielte. Als Keyboarderin – oder Schlüsselbrettlerin, wie Herbert leicht verächtlich zu sagen pflegte. Nicht zuletzt ihm zuliebe gab Eva aber das Gauklerdasein wieder auf, die Krise war abgesagt. „Aber heute wär er ganz froh, wenn ich bei seiner John-Otti-Band mitspielen tät“, bemerkt sie nicht unspitz. Herbert lächelt mit der ihm eigenen Verschmitztheit und sagt lausbübisch: „Erwischt!“

Natürlich sei es auch nicht einfach für ihn gewesen, jahrelang nur der Einflüsterer hinter HC Strache gewesen zu sein, während sich Glawischnig auf großer Bühne mit diesem duellierte. Aber jetzt habe sich der so heiß ersehnte Erfolg ja endlich eingestellt. Wenngleich die Bäume selbst für einen wie den Herbert nicht in den Himmel wüchsen, stellt Eva klar. Wenn mit Herbert auch privat wieder einmal seine Volkskanzler-Träume durchgingen, pflege sie nur trocken zu kontern: „Ich weiß, wo der Bundespräsident wohnt. Und eins ist klar, Schatzi: Wir werden dich nie angeloben.“

Aber wer das sympathische Paar kennt, weiß: Die beiden werden auch für dieses Problem eine Lösung finden!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort