Wo Klimaschutz Spaß macht
Die einfachste Lösung im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe liegt bestechend nahe, aber es musste erst einmal jemand darauf kommen. Die Idee hatte schließlich Donald Trump, wer sonst. Am Montag dieser Woche wurde sie umgesetzt und klappte einwandfrei. Sie geht so: Die Website der US-Regierung, globalchange.gov, auf der seit dem Jahr 2000 alle umfassenden Berichte über Treibhausgasemissionen und den dadurch verursachten Klimawandel veröffentlicht wurden, gibt es nicht mehr. Sie wurde auf Anweisung der Regierung abgedreht. „Seite wurde nicht gefunden“, steht da jetzt. Als zusätzliche Maßnahme ließ die Trump-Administration die Autorinnen und Autoren des für 2028 geplanten nächsten großen Berichts allesamt entlassen.
Keine Website, kein Bericht, keine Erderhitzung. Problem gelöst.
Die Europäische Union wiederum hält zwar weiter daran fest, die Treibhausgasemissionen bis ins Jahr 2040 im Vergleich zum Wert von 1990 um 90 Prozent zu reduzieren, doch es hat sie der Kleinmut gepackt. Bei der Präsentation ihrer Klimastrategie am Mittwoch spielte der Begriff „Flexibilität“ eine tragende Rolle. Ein neu ausgeheckter internationaler Zertifikatehandel soll ein Hintertürchen öffnen, falls es im eigenen Land mit der CO2-Reduktion hakt. Die EU-Staaten befürchten Wettbewerbsnachteile, wenn die Vorgaben des Green Deals exakt eingehalten werden müssen.
Gibt es eigentlich noch einen Staat, der tatsächlich daran glaubt, dass die Energiewende Wirtschaftswachstum nicht gefährdet, sondern befördert? Ja: China. Dessen Staatspräsident Xi Jinping erklärte kürzlich in einem Videocall mit Staats- und Regierungschefs selbstbewusst, dass sein Land „nicht von seinen Ambitionen abrücken“ werde.
80 Prozent aller Schnellladestationen für Elektroautos, die im Jahr 2024 installiert wurden, stehen in China.
Das klingt ziemlich großspurig, wenn man weiß, dass China wie kein anderer Staat Kohlekraftwerke betreibt und immer noch neue baut. Gleichzeitig aber schafft ausgerechnet der autoritäre Einparteienstaat das, wovor Trump graut und was die Europäische Union nicht hinkriegt: eine profitable grüne Wirtschaft. Und das in einem Tempo, das den Westen so alt aussehen lässt wie einen Opel Kadett. Ein paar Beispiele: 80 Prozent aller Schnellladestationen für Elektroautos, die im Jahr 2024 installiert wurden, stehen in China. Die USA verfügen mittlerweile über 50.000 dieser E-Tankstellen, Europa über 71.000, China über 1,6 Millionen.
Allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurden in China so viele Solaranlagen und Windräder errichtet, dass man damit den Strombedarf der Türkei decken könnte.
In China verkehren Hochgeschwindigkeitszüge auf Strecken von insgesamt 48.000 Kilometern, in Europa sind es 8500 Kilometer.
Das Beste daran ist, dass all die Investitionen in CO2-sparende Technologien für China keinen Wettbewerbsnachteil mit sich gebracht haben, sondern im Gegenteil Weltmarktführerschaft bei Batterien, E-Autos, Solarpanels …
Die Grundlage für diesen Erfolg bildet der enorme Anteil an chinesischen Universitätsabsolventinnen und -absolventen in den technischen und naturwissenschaftlichen Fächern und die daraus resultierende Innovationskraft – während Donald Trump damit beschäftigt ist, Harvard die Aufnahme von ausländischen Studenten zu verbieten.
Je mehr geforscht wird, desto schöner wird die neue grüne Welt. China führt unangefochten bei Patenten im Bereich der Technologien zur Abscheidung und Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage). Österreich hat diese vielversprechende Methode vorsorglich schon 2011 – aus Umweltschutzgründen – verboten. Jetzt, 14 Jahre später, soll das Verbot aufgehoben werden.
Es ist kein Wunder, dass Klimaschutz bei uns im Westen nicht als attraktiv gilt, sondern als Ärgernis. In China machen die CO2-sparenden Innovationen das Leben besser und billiger, in Europa mühsamer und teurer. (Dass ein Leben im demokratischen Europa mit Menschenrechten, insbesondere Meinungsfreiheit, fraglos vorzuziehen ist, soll hier nicht unerwähnt bleiben.)
In chinesischen Hochgeschwindigkeitszügen übers Land zu rasen, macht Spaß, während typisch europäische Klimaschutzmaßnahmen etwas für Asketen sind. Besser duschen als ein Bad in der Wanne nehmen! Duschzeit kurz halten! Wasserstrahl bloß nicht zu stark!
Ein bisschen polemisch formuliert: Die USA haben eine Error-Meldung, Europa eine CO2-Steuer und China Massen von glücklichen E-Auto-Besitzern.