Arnold Schwarzenegger in den 1970er Jahren, wo er häufig als Model für Bodybuilding-Magazine posierte.
Morgenpost

Mach' dich nützlich, Arnold!

Warum Arnold Schwarzenegger der glücklichste „son of a bitch” auf Erden ist, was Gabi Spiegelfeld traumatisierte und was ein Pilzsarg ist.

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Ein besonderes Lesevergnügen bietet der Autor Markus Huber im zwei Wochenrhythmus (abwechselnd mit der ebenso vollmundigen Gourmet-Kolumne „Gerichtsurteil” unseres Chefs vom Dienst Stephan Graschitz) mit seiner Rubrik „powerlunch”, die man auch mit dem Arbeitstitel „Essen auf Reden” umschreiben könnte. In der aktuellen Ausfabe tafelte er mit der PR-Beraterin Gabi Spiegelfeld bei Pichelmaiers „Zum Herkner” in lauschigen Dornbach Aufmerksame Chationados wissen, dass die Dame aus altem ÖVP-Stall, die in ihrem Handy ebenso viele Handynummern von wichtigen Menschen besitzt, wie sonst nur „die Bundestrojanerabteilung im Innenministerium”, traurige Berühmtheit durch die Veröffentlichung ihrer Korrespondenzen erlangte, als sie Thomas Schmid bei der Wahl von Kadidatinnen für den Öbag-Aufsichtrat beraten sollte. Und ihn damals digital wissen ließ: „Mir gehen die Weiber so am Nerv.” Zusatz: „Scheiß Quote”. Der Ausflug als Netzwerkerin in die Politik, ließ, da war sie so offen wie die Miesmuscheln am Teller, „Spuren”: Die Peinlichkeit, jeden Tag in den Medien täglich mit den eigenen antifeministischen Äußerungen konfrontiert zu sein, der U-Ausschuss, die mitleidigen Blicke auf den Parties. Dabei war die Kupplerin zwischen Politik und Wirtschaft so begeistert gewesen von Sebastian Kurz und seiner Truppe: „Das waren junge Menschen, die rund um die Uhr für eine Idee gearbeitet haben. Die waren nicht in der Disco, die haben ihre Freizeit aufgegeben.”

Melancholisches Resümee am Ende des Powerlunchs über die Sinnhaftigkeit ihres Berufs: „Wenn man ehrlich ist, dann braucht man mich eigentlich nicht mehr.”

Für Menschen, die in ihrer angestammten Branche das lähmende Gefühl der Nutzlosigkeit ereilt, haben wir in Zeiten, wo man mehr auf „Solution-Journalismus” (@Gernot Bauer) fokussieren sollte, die griffige Service-Geschichte „Weniger privat”, die sich mit der Charmeoffensive von Bund ,Ländern und Gemeinden für Mitarbeiter im öffentlichen Dienst beschäftigt. Die 28-jährige Leonie Salzmann wechselte zum Beispiel aus einer Anwaltskanzlei in eine Bestattung, wo sie alles über den „Pilzsarg”  (Anm.: das organische Material wirkt wie Styropor und absorbiert die Körpergifte)lernt, eine Kellnerin ließ sich zur Buslenkerin ausbilden. Eine 4.5 Tage-Woche, das Klimaticket und Betriebskindergärten sind ein starkes Argument. Und die Bösartigkeiten über die Trägheit von Beamten im öffentlichen Dienst, die eine Kandidatin der ORF-Serie „Liebesg’schichten” einmal so formulierte: „Schön san’s net, aber ausg’schlafen”, gehören damit endgültig in die Klischee-Mottenkiste.

Selbstzweifel und Nutzlosigkeitsmigräne sind einem Menschen wie Arnold Schwarzenegger völlig fremd. Der 75-jährige feiert gerade Ego-Festspiele: eine Netflix-Dokuserie, die Fiction-Reihe „Fubar”  und der Prachtband „Arnold” (bei TASCHEN), den profil Österreichexklusiv vorstellen durfte, beleuchten eine einzigartige Karriere. Seine kanzelartigen Ansprachen vor seinen 24 Millionen Instagram-Followern zu Putins grausamen Krieg oder davor zum Sturm des Mobs auf das Capitol („Trump war der schlechteste Präsident aller Zeiten”) haben inzwischen Kultwert: „Sie werden sich fragen: Was zur Hölle ist nur los mit diesem Burschen? Wie hält er nur all diese Kreuzzüge aus?” Meine Frage ist hingegen: Wie kann ich das nicht tun? Ich bin der gesegneteste „son of a bitch”, der lebt. Und ich habe diese Plattform gebaut, damit jeder auf der Welt mir zuhören kann. Es wäre eine Sünde, sie nicht zu benutzen. Wenn ich abends ins Bett gehe, höre ich noch immer die Worte meines Vaters: „Mach‘ dich nützlich, Arnold!” Und wenn ich morgens aufstehe, folge ich noch immer seinem Ratschlag.” 

 

Um das Zusammenspiel seiner ungeheuren Willensanstrengung, Disziplin, seiner Cleverness und eisernen Visionen  zu verstehen, muss man an den Ursprung von Arnold Schwarzeneggers Kraft gehen: Mutter Aurelia, die 1998 verstorben ist. Sie badete ihn regelrecht  in Selbstvertrauen. Schwarzenegger hat ein zutiefst emotionales Verhältnis zu seiner Mutter. Aurelia Schwarzenegger lebte in den 1990er Jahren noch immer in der ehemaligen, bescheiden kleinen Dienstwohnung ihres Mannes Gustav in einem Wohnblock im Industriestädtchen Weiz im steirischen Hügelland. Natürlich hätte ihr „der Bub” jede Wohnung gekauft, die sie sich nur wünschte: „Aber ich brauch‘ nichts Größeres. Hier bin ich zu Hause, hier fühle ich mich wohl.”  Auch der Arnold wolle eigentlich leben „wie ein Normaler”. Irgendwann hatte der damals Achtjährige der Mutter einen regelrechten Schock versetzt, als er sich vor dem Kleiderschrank aufgepflanzt und verkündet hatte; „Mutti, ich werd‘ einmal der Größte!” „Geh, du Lausbub”, rügte sie ihn damals: „Jetzt lernst einmal was G’scheites.” Er hat ihr gehorcht.  

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort