Morgenpost

Gleichberechtigung: Soll ich gendern? Und wenn ja, wie?

Binnen-I, Sternchen oder Doppelpunkt? Welche Regeln an Schulen, Universitäten, im ORF und in Niederösterreich gelten.

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Gleichberechtigung funktioniert mal besser, mal schlechter. Ein eher negatives Beispiel: Die zu Ende gehende Fußball-WM der Frauen in Neuseeland und Australien (Finale: 20. August) begeistert die Sportwelt, denn das spielerische Niveau hat sich in den vergangenen zehn Jahren immens gesteigert. Und die Unarten des Männer-Fußballs – Schwalbe, Schmerz-Simulation, Ganzkörper-Tattoo – sind im Frauen-Fußball nicht verbreitet. Auf den Konten der Spielerinnen wird all das sich nicht auswirken. Dass weibliche Fußballspielende bald so viel verdienen wie männliche Fußballspielende, ist auszuschließen.

Die Gründe dafür sollen hier nicht erörtert werden, stattdessen wollen wir den Terminus „Fußballspielende“ näher betrachten. Die Verwendung des substantivierten Partizip Präsens ist eine beliebte Methode, um männliche und weibliche Personen im Plural gleichermaßen zu bezeichnen, also zu gendern. Sehr häufig tritt diese Variante beim Begriff „Studierende“ auf. Weniger eingängig wären etwa „Schiedsrichtende“, vollends unpraktikabel „Schiedsrichtende-Assistierende“.

Gendern Herr und Frau Österreicher_in?

Statt „Fußballspielende“ hätte man auch so gendern können: „Fußballspielerinnen und Fußballspieler“; „Fußballspieler:innen“; „Fußballspieler_innen“; „FußballspielerInnen“; „Fußballspieler/innen“. Fixe Regeln für geschlechtergerechte Formulierungen gibt es keine. Den Fragen, wer warum, wann und wie gendern sollte, widmet profil seine aktuelle Titelgeschichte, die Sie, liebe Interessierte (auch substantivierte Adjektive eignen sich zum Gendern), per E-Paper hier und jetzt lesen können – oder mit Verzögerung auf profil.at.

Beantwortet werden unter anderem folgende Fragen: Wie wird in Schulen gegendert, und warum finden sich in Schulbüchern trotzdem keine Habsburgerinnen? Ist die geschlechtergerechte Sprache ein Elite-Anliegen, oder gendern auch Herr und Frau Österreicher_in? Wird in der Gebärdensprache gegendert, und wie kommen sehbehinderte Menschen mit gendergerechter Sprache zurecht? Und soll man ein Damenfahrrad wirklich „Fahrrad mit tiefem Einstieg“ nennen?

„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, schrieb Wittgenstein. In Niederösterreich wurden die Grenzen unlängst enger gezogen. Landesbediensteten ist es nun verboten, mit Sonderzeichen wie Binnen-I oder Doppelpunkt zu gendern. Wer im Landesdienst dennoch über „NiederösterreicherInnen“ schreibt, könnte eine Ermahnung oder eine Geldstrafe ausfassen. So wollen es ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Udo Landbauer, ihr freiheitlicher Stellvertretender.

Gendern Sie mal!

Gernot Bauer 

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.