Schild Steyr Automotive
Morgenpost

Was aus den elf Menschen mit Behinderung bei Steyr Automotive wurde

Ein Teil der Betroffenen einigte sich mit dem Arbeitgeber auf eine einvernehmliche Auflösung, ein Teil der Beschäftigten bleibt. Vier Fragen zur aktuellen Lage.

Drucken

Schriftgröße

Der oberösterreichische Fahrzeughersteller steckt in der Krise. Vor einem Monat berichtete profil, dass sich Steyr Automotive von elf Menschen mit Behinderungsstatus trennen will. Sie sollen damals die Zustimmung zur Kündigung beim Sozialministeriumservice beantragt haben – das muss bei Menschen mit Behinderung so sein, da sie vom Arbeitsrecht besonders geschützt sind. Darauf folgten Verhandlungen.

Wir berichteten vor einem Monat, dass Menschen mit Behinderung zur Kündigung angemeldet wurden. Was ist seitdem passiert?

Ein Teil der betroffenen Mitarbeiter verließ nun das Unternehmen nach einer einvernehmlichen Auflösung des Beschäftigungsverhältnisses. Die ehemaligen Beschäftigten dürfen allerdings nicht über die Details und die Konditionen rund um deren Kündigung öffentlich sprechen.  Sie haben eine entsprechende Verschwiegenheitsklausel unterschrieben. Betriebsratsvorsitzender Helmut Emler sagt: „Das Problem ist, die E-LKW Produktion Volta fährt erst nächstes Jahr wieder hoch und der chinesische Super Panther-Auftrag beginnt auch erst dann. Die meisten Arbeitsplätze, die wir derzeit haben, sind in der Lackierung, aber das ist schwere Arbeit und Schichtbetrieb. Und die Firma muss die Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern wahren und manche dürfen auch nicht schichteln. Wir haben daher einen Interessensausgleich gemacht. Einige Mitarbeiter mit Behinderungsstatus haben eine einvernehmliche Lösung akzeptiert. Wir haben weiterhin 30 bis 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung im Betrieb.“ 

 

Wird es heuer noch weitere Kündigungen geben?

Diese Diskussion um die elf Mitarbeiter ist nur ein kleiner Teil eines Personalabbaues im großen Stil seit der Übernahme des Werks durch Siegfried Wolf 2021. Manche wurden gekündigt, manche verließen das Werk, auch per Golden Handshake. Damals arbeiteten um die 2.000 Menschen im Werk, jetzt sollen es um die 1.000 sein, heißt es aus internen Quellen. Die Auftragslage ist mau, ehemalige Beschäftigte übten aber auch Kritik am Management und am Betriebsratsvorsitzenden, wie profil berichtete. „Wir haben noch weiter angepasst, aber ich glaube, dass wir durch sind. Wir hoffen, dass das Loch vorbei ist und wir bald wieder Mitarbeiter anwerben müssen“, sagt Betriebsratsvorsitzender Emler.

Legt Steyr Automotive eine längere Weihnachts-Produktionspause ein?

Dieses Gerücht ging in den letzten Wochen um. Emler sagt dazu: „Unser Auftraggeber (Anm. MAN) schließt die Firma für einen Monat. Wir sind Zulieferer, wir fahren im Fahrwasser mit. Wir können daher nicht produzieren, wenn sie stoppen. Bei unserer Produktion MUT (Spezialfahrzeuge, zb. Müllautos) werden wir allerdings über die Weihnachtsfeiertage durcharbeiten.“

 

2024 war schwierig für Steyr Automotive. Wird es 2025 besser?

Derzeit lackiert Steyr Automotive Fahrzeuge für den deutschen LKW-Bauer MAN, baut spezielle Fahrzeuge für Müllentsorger und fertigt Stapler für den Salzburger Kranhersteller Palfinger. Sie sollen auch E-LKWs für Volta bauen, der Auftraggeber strauchelt aber selbst massiv. Ein Großteil der elf Mitarbeiter mit Behinderung arbeitete davor in diesem Produktionsstrang. Betriebsratsvorsitzender Helmut Emler: „Mittlerweile stelle ich fest, dass es bei den anderen noch schwieriger ist. Bei den Nutzfahrzeugen spürt man die Konjukturveränderung immer als erstes. Wir haben nicht alles richtig gemacht, aber wir sind nicht in einer so schlimmen Situation wie andere derzeit. Der Markt wird bereinigt, viele werden die nächsten Monate nicht überstehen. Ich glaube, wir schon. Wir wollen die Stammmannschaft halten so gut es geht, aber wenn Kunden wie Volta in der Krise stecken, dann geht dir der Schmäh aus. Ich hoffe, 2025 wird es wieder besser werden.“ Ein Wunschgedanke, den derzeit ganz viele heimische Industriebetriebe hegen.

Clara Peterlik

Clara Peterlik

ist seit Juni 2022 in der profil-Wirtschaftsredaktion. Davor war sie bei Bloomberg und Ö1.