Was will Donald Trump von Putin?

Was wollte Trump eigentlich von Putin?

Die beiden Präsidenten haben miteinander telefoniert. „Exzellent“ sei das Gespräch gewesen, sagt Trump. Nun ja.

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Zwei Fragen sind bei einem beruflichen Telefonat relevant. Vor dem Gespräch die Frage „Was will ich?“, und danach die Frage „Was habe ich erreicht?“.

Am Montag telefonierte US-Präsident Donald Trump mit Russlands Präsident Wladimir Putin, dessen Streitkräfte seit über drei Jahren in der Ukraine Krieg führen. Was wollte Trump? Und was hat er erreicht? Dass man diese Fragen zwei Tage danach klären muss, ist schon einmal kein gutes Zeichen.

Was Trump konkret von Putin verlangte, sagte er vorab nicht. Ursprünglich hatten die USA und die EU sehr deutlich von Russland eine bedingungslose Waffenpause von 30 Tagen gefordert. Die EU drohte andernfalls mit neuen Sanktionen, Trump nicht.

Nach dem zweistündigen Telefonat war von einer Waffenpause keine Rede. Trump bezeichnete das Gespräch dennoch als „exzellent“, sowohl, was „Ton“ und „Geist“ der Unterredung betraf. „Russland und die Ukraine werden sofort mit Verhandlungen in Richtung eines Waffenstillstands und, noch wichtiger, eines Endes des Krieges beginnen“, fasste der US-Präsident auf seiner Social-Media-Plattform „Truth Social“ zusammen.

Damit schiebt der US-Präsident die Verantwortung, die er für sich reklamiert hatte, wieder von sich. Noch vor kurzem, als die Ukraine-Russland-Gespräche in Istanbul im Sand verliefen, hatte Trump getönt, „Nichts wird passieren, bis Putin und ich zusammentreffen“. Jetzt also überlässt er die Verhandlungen offenbar wieder den Kriegsparteien. Ein Gipfeltreffen zwischen Trump und Putin wurde bei dem Telefonat nicht erörtert.

Während dieses Hin-und-Hers setzt Putins Armee ihre Angriffe fort und ist im Begriff, ihre Sommer-Offensive an der östlichen Front zu intensivieren. Mit anderen Worten: Putin gewinnt Zeit, wird für seine Verzögerungstaktik von den USA nicht mit Sanktionen bestraft, und bezeichnet das Gespräch folglich als „nützlich“. Nebenbei hat er Trump zur Geburt seines elften Enkels gratuliert.

Falls Sie jetzt grübeln, worin Trumps oft behauptete Verhandlungskunst bestehe, fällt eine Antwort schwer. Christoph Heusgen, bis vor kurzem Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, warf Trump Naivität vor, weil er „immer noch glaubt, mit Putin einen ‚Deal‘ abzuschließen, einen Ausgleich von Leistung und Gegenleistung“.

Niemand kann erwarten, dass der US-Präsident Putin in einem Telefonat zur Beendigung des Angriffskrieges bewegt. Aber die Antworten auf die eingangs gestellten Fragen fallen gelinde gesagt enttäuschend aus.

„Was will ich?“ – Schwer zu sagen.

„Was habe ich erreicht?“ – Eigentlich nichts.   

Robert Treichler

Robert Treichler

Ressortleitung Ausland, stellvertretender Chefredakteur