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Uni-Besetzung am Campus vorbei: Was bleibt?

Die Besetzung an der Universität Wien wurde diese Woche beendet - andernorts macht man aber schon weiter.

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Am Montag begann das große Zusammenräumen: Isomatten wurden eingerollt, die Bierbänke und -tische zusammengeklappt, ein letztes Mal wurde gemeinsam gefrühstückt. Knapp vier Wochen lang haben Aktivist:innen im Hörsaal C1 am Campus der Universität Wien protestiert, am Wochenende verkündeten sie schließlich das Ende der Besetzung. „Die Uni kommt uns nach vier Wochen Dauerprotest immer noch nicht entgegen. In den letzten Wochen wurde die Heizung abgedreht, die Klimaanlage eingeschaltet und der Austausch mit dem Rektorat wurde zu einer Seltenheit,“ hieß es in einer Aussendung. Die Universität meint indes, man wäre laufend gesprächsbereit gewesen. Am Montagabend fand dann eine „Abzugsdemo“ zum Bildungsministerium statt - und das nicht, ohne weitere Schritte in Aussicht zu stellen.  

„Die Abzugsdemo war nicht das Ende des Protests, es war lediglich der Anfang von dem, was noch kommen wird. Schon im Frühling werden wir weitere Unis besetzen - wir kommen wieder,“ sagt Amina Guggenbichler von „Erde Brennt“, die in den vergangenen Wochen zu einem der Gesichter der Bewegung geworden ist. 

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Amina Guggenbichler im besetzten Hörsaal

Es geht sogar jetzt schon weiter: In Graz ist fast zeitgleich mit dem Abzug aus dem C1 ein Hörsaal an der Karl Franzens Universität besetzt worden, und auch an der Technischen Universität in Wien ist das Audimax seit Montag okkupiert. Die Grazer Studierenden wollen mehr Aufmerksamkeit für den Klimawandel schaffen - und fordern etwa verpflichtende Lehrveranstaltungen zum Klimaschutz für alle Studierenden. An der TU protestiert man ganz konkret gegen die dreiwöchige Schließung der Universität ab Mitte Dezember. Diese Maßnahme wurde vom Rektorat als Reaktion auf die gestiegenen Heizkosten angekündigt, die trotz Budgeterhöhung nicht abgedeckt seien. 

Spannend wird, welche Dynamik die Besetzung der Technischen Universität entwickeln kann - denn hier besteht ein viel unmittelbarerer Zusammenhang zwischen den Forderungen und dem besetzten Ort. Die Besetzung des C1 war ja letztlich nur, so drückte es eine Aktivistin aus, „symbolisch“. Zwar äußerte man auch hier bildungspolitische Forderungen und stellte konkret einen Anspruch an die universitären Räumlichkeiten als Bühnen für Diskurs - aber die Frage, ob der Hörsaal der richtige Rahmen sei, wurde auch unter den Aktivist:innen immer wieder diskutiert. Das ist mit ein Grund, warum die diesjährige Besetzung trotz ähnlichem Namen in keinem Vergleich zu den #unibrennt-Protesten im Jahr 2009 stehen kann. Denn: 2009 protestierte man gegen die geplante Bologna-Reform; 2022 ist der Forderungskatalog derart umfangreich (er wurde in die Unterpunkte „Klima”, „Soziales“ und „Bildung“ unterteilt), dass es schwer fiel, das Momentum in die Breite zu tragen und die Masse zu mobilisieren.  

Vor zwei Wochen habe ich übrigens eine Nacht im besetzten Hörsaal auf der Uni Wien geschlafen - hier lesen Sie die Reportage in voller Länge.

Einen schönen Donnerstag wünscht

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

ist seit 2020 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. Schreibt über Popkultur und Politik.