Österreich

25 Cent für die Umwelt: Wie das neue Pfandsystem funktioniert

Ab 2025 soll Pfand gezahlt werden - und das überall, wo es Getränkekühlschränke gibt. Wie das neue Pfandsystem vom Supermarkt bis zum Würstelstand funktioniert und wer es regelt.

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„Wir sind nicht das erste Land, das ein Pfandsystem einführt“, erklärte Klimaministerin Eleonore Gewessler (Grüne) in der heutigen Pressekonferenz zur Einführung des neuen Pfandsystems. Was in Österreich noch immer verteidigt werden muss, gibt es bei den Nachbarn in Deutschland bereits seit 22 Jahren. Jetzt steht fest: Auch Österreich bekommt ein einheitliches Pfandsystem. 25 Cent für alle Getränkearten in Plastik- oder Metallverpackungen zwischen 0,1 und 3 Litern Fassvermögen landen ab Jänner 2025 zusätzlich auf der Rechnung. Bei der Rückgabe gibt's das Geld zurück. Schmeißt man die Dose in den Müll, fließen die Cents in das System. Kein Pfand gibt es aus Gründen der Hygiene auf Milch- sowie Milchmixgetränke. Ein einheitliches Logo auf den Produkten zeigt den Konsument:innen an, welche Verpackungen zurückgegeben werden können.

Neue zentrale Stelle für Pfandsystem

Seit Beginn des Jahres kümmert sich EWP Recycling, die neue Zentrale für den Pfandweg in Österreich nun um den Aufbau und die Implementierung des neuen Rückgabesystems. In Zukunft wird hier der gesamte Arbeitsprozess des Recycling abgewickelt. Von der Registrierung der Rücknahmen und Gebinde (genormte Verpackungseinheiten), in Österreich sind derzeit 2,4 Milliarden davon im Umlauf, bis hin zur Abnahme des Pfands und der Auszahlung in den Geschäften und der Koordination von Material- , Geld und Datenflüssen, wird es künftig nur noch diese Anlaufstelle geben. Die Grundfinanzierung für den Aufbau der Stelle konnte durch die Erste Bank gestellt werden, nun sei es an der Zeit das Team zu vergrößern. Das System solle für Konstument:innen von Tag 1 entsprechend komfortabel von Statten gehen, erklärt die Monika Fiala, Geschäftsführerin der neuen Pfandzentrale.

Dass ein solches System in Österreich schon länger willkommen ist, zeigt eine Studie der Umweltschutzorganisation Global 2000, wonach sich 83 Prozent der Befragten Einheitlichkeit bei der Verpackungsrückgabe wünschen. Für das österreichische System habe man sich an anderen guten Beispielen orientiert und das Beste herausgeholt, betonte die Ministerin bei der Pressekonferenz am Dienstag. Laut FPÖ sei der Betrag, der auch in Deutschland seit Jahren für Pfand verwendet wird, angesichts der Teuerungen „eine reine Verhöhnung der Konsumenten“. Man hätte sich an der Pfandhöhe von Mehrweg-Bierflaschen in der Höhe von neun Cent orientieren können, betonte Walter Rauch (FPÖ) am Dienstag. Die 25 Cent würden „relevante Mehrausgaben zum Kaufzeitpunkt“ bedeuten, außerdem müsse ein Pfandsystem für Händler auf freiwilliger Basis gestalten.

Vom Supermarkt bis zum Würstelstand

Währenddessen freut sich Ministerin Gewessler über den „Durchbruch“. Bei der Pressekonferenz am Dienstag ist immer wieder von Meilensteinen die Rede. Dabei gibt es noch einiges an Arbeits- als auch Aufklärungsbedarf, bevor es richtig losgehen kann. Simon Parth, Geschäftsführer von EWP Recycling Pfand Österreich, spricht von einer großen Veränderung für die Betriebe, denn vom Pfand betroffen sind unabhängig von Standort oder Größe des Geschäfts alle, die Getränke in PET-Flaschen oder Aludosen zum Verkauf anbieten. Künftig wird der Pfand also nicht nur bei Supermarkt bis Würstelstand bezahlt, sondern dort auch zurückgeholt. Das bedeutet laut Parth: „Große Veränderungen und Vorbereitungen, die bis 2025 umgesetzt werden müssen. Es gilt hier ein effizientes und praktikables Logistikkonzept zu erarbeiten, sodass die zwei Milliarden Flaschen und Dosen pro Jahr sortiert und das Recyclingmaterial in hoher Qualität wieder dem Kreislauf zugeführt werden kann.“ Durch den Einheitspreis erhofft man sich eine höhere Rücklaufquote zu erzielen. Die aktuelle sei nicht einmal in der Nähe von 90 Prozent.

Kleines Geschäft, kleiner Aufwand?

Die Aufwände der Rücknahmestellen aller Händler sollen durch eine Handling Fee - also eine Gebühr - abgegolten werden, erklärt Fiala. Man habe bereits Vorbereitungen mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) getroffen, derzeit aber noch keinen genauen Betrag des Handling Fees eruiert. Kostenneutralität sei das Credo, erklärt die Geschäftsführerin der neuen Pfand-Zentrale. Weiteren Schutz vor finanziellen Einbußen soll eine Regelung bieten, nach der die Händler nur die Mengen wieder zurücknehmen müssen, die sie auch verkauft haben. Das gilt insbesondere für jene Verkaufsstellen, die Metalldosen und Plastikflaschen manuell zurücknehmen müssen. Wie ein fairer Verkaufs- und Rücknahmekreislauf genau funktionieren wird, erfahren Händler allerdings erst „im Herbst“. Genauer werden die Angaben nicht. Trotz des „finalen“ Projekts, wie es bei der Pressekonferenz immer wieder bezeichnet wird, müssen die Händler, die noch nie Pfandgeld verlangen oder Leergut einholen mussten also relativ ungewiss warten, bis sie das angekündigte Handbuch zu Registrierungs- und Kennzeichnungsinformationen sie erreicht. 

Eine Herausforderung wird dies aber nicht nur für die kleinen Betriebe. Auch die großen Annahmestellen müssen demnächst aufrüsten: Während in einigen Filialen vorhandene Rücknahmegeräte adaptiert werden müssen, wird in anderen erst Platz für die Geräte geschaffen. „Der Lebensmitteleinzelhandel übernimmt als Rücknahmestelle eine wichtige operative Verantwortung. Um unseren Kund:innen die Rückgabe so bequem wie möglich zu gestalten, investieren wir bereits seit Monaten viele Millionen Euro in den Ankauf von Rücknahmeautomaten und den teilweise sehr aufwändigen Umbau der Filialen. Wir arbeiten gemeinsam daran, dass das für die Kreislaufwirtschaft so wichtige Projekt 2025 erfolgreich realisiert wird,“ erklärt Robert Nagele als Vertreter der Kurie der Rücknehmer sowie Vorstand der Billa AG.

Informationskampagne erst kurz vor 12

„Für die kommenden Monate gilt es, alle wichtigen Stakeholder zu erreichen, am Aufbau der Kommunikationskanäle wird aktuell intensiv gearbeitet. So ist unsere Homepage mit ersten relevanten Informationen zum System bereits in vier Sprachen online. Über diese kann man uns schon sehr leicht kontaktieren“, erzählt die Geschäftsführerin der Pfandzentrale.  Eine konkrete Informationskampagne mit Plakaten und TV- Spots für alle soll es, allerdings erst kurz vor der tatsächlichen Einführung des Systems geben”, erklärt Fiala. 

Auf die Frage, warum die Kampagne erst kommendes Jahr gestartet werden soll, spricht man vom Kurzzeitgedächtnis für diese Art von Informationen. Dass die Dosen und Flaschen bei der Rückgabe nicht zerdrückt sein dürfen, hat man zumindest heute schon erfahren.  

Karolina Heinemann

hat im Rahmen des 360° JournalistInnen Traineeship für das Online-Ressort geschrieben.