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ORF-Funkhaus: Verzögerter Baustart verursacht massive Zwischenmietkosten

Das ORF-Landesstudio Wien und die Radioredaktionen sind längst aus dem Funkhaus im 4. Wiener Bezirk ausgezogen. Doch der Umbau verzögert sich und dürfte nun an anderer Stelle Kosten verursachen.

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Auf die Wut über das vorläufige Sende-Ende des ORF-Funkhauses folgte die Wehmut – und in Etappen der Auszug. Seit Ende November 2023 ist wirklich Schluss: Die letzte Redaktion, das ORF-Landesstudio Wien, zog aus dem legendären Bau in der Argentinierstraße im 4. Wiener Bezirk aus. Zuvor waren ab 2019 bereits die Radioteams von FM4 und Ö1 aus dem denkmalgeschützten Gebäude abgesiedelt worden.

Während die Radioredaktionen – unter Protest – dauerhaft in die ORF-Zentrale am Küniglberg eingemeindet wurden, musste das ORF-Landesstudio Wien ein Übergangsquartier in Heiligenstadt beziehen, das, freundlich ausgedrückt, nicht ganz so zentral liegt wie das Funkhaus.

Rückkehr ins Funkhaus „erklärtes Ziel“

Übergangsquartier deshalb, weil es nach wie vor, „das erklärte Ziel“ des ORF ist, „dass das Landesstudio ins Funkhaus zurückkehrt“, wie profil aus dem größten Medienbetrieb des Landes bestätigt wurde.

Für Verwunderung sorgt in der ORF-Redaktion der Umstand, dass im Funkhaus nicht bereits gebohrt und gestemmt wird, obwohl vor bald zwei Monaten der letzte Redakteur seinen Schreibtisch geräumt hat.

Den Großteil des Funkhauses hat der ORF 2016 an den Immobilienentwickler Rhomberg veräußert, der den von 1935 bis 1939 errichteten Bau zu Wohnungen umfunktionieren will. Ein Teil der Immobilie, der sogenannte Peichl-Trakt, blieb allerdings im ORF-Eigentum, dort soll irgendwann wieder das Landesstudio einziehen.

Nur wann? Auf Anfrage bestätigen sowohl der ORF als auch Rhomberg, dass sich der Umbau verzögern wird.

Umbau frühestens Ende 2025

„Mit einem Baubeginn ist aus heutiger Sicht frühestens Ende 2025 zu rechnen“, heißt es aus dem ORF. Das ursprüngliche Ziel einer Rückkehr des Landesstudios in den Jahren 2026 oder 2027 wackelt damit gewaltig. Das ist brisant, weil der ORF für das Ausweichquartier des Landesstudios Wien jeden Monat Miete zahlen muss – je länger sich der Umbau im Funkhaus zieht, desto teurer wird es. Kolportiert wird monatlich eine höhere fünfstellige Miete, bestätigen will die Summe im ORF allerdings niemand.

Als Grund für die Verzögerung verweist der ORF „auf einige Herausforderungen“ in Sachen Bautechnik, auf die man, wie das bei alten Gebäuden üblich sei, „erst im Laufe des Projekts stieß“. Dazu zählt die technische Ausstattung, die laut ORF „komplett erneuert werden muss – vom Abwasseranschluss über die Heizung bis hin zur Klimaanlage“.

Dazu kommt: Der ORF will in dem Haus weiterhin dem Radiocafé, dem Radio-Symphonieorchester (RSO) und dem großen Sendesaal eine Heimat bieten und all das auch für Besucher öffnen. Beim Rundfunk spricht man in dem Zusammenhang gern von einem „Kulturareal“. Dazu soll es noch Gespräche mit der Stadt Wien geben, die bekanntermaßen ein Interesse an einem eigenständigen Landesstudio hat, das nicht am Küniglberg residiert.

Entscheidung bis zum Sommer

ORF-intern soll im 1. Halbjahr 2024 jedenfalls die Entscheidung fallen, nach welchen Plänen das Funkhaus umgestaltet wird. Im Wesentlichen stehen zwei Projekte zur Wahl: ein repräsentatives Gebäude mit einem opulenten Eingangsbereich oder ein eher schlichtes Arbeitsgebäude.

Und wie soll der Umbau, der einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen könnte, bezahlt werden? Die Finanzierung soll aus dem laufenden Budget kommen, nicht über Kredite. Budgetiert sei das „zum Teil“, heißt es aus dem ORF.

Übergangs- oder Dauerlösung?

Das Landesstudio Wien stellt sich jedenfalls auf eine Verlängerung der Übergangslösung ein. In Heiligenstadt sind die knapp 110 Mitarbeiter in den früheren Büros von Ö3 untergekommen. Die Führungsebene des Landesstudios sieht dort im Gegensatz zum Funkhaus die Möglichkeit, trimedial zu arbeiten, die Ausstattung sei deutlich moderner. Dass das Quartier so weit vom Schuss ist, sehen aber alle als problematisch für einen Sender, der jeden Tag über das Stadtgeschehen berichten muss.

Über eine mögliche Rückkehr ins Funkhaus hielt sich Landesdirektor Edgar Weinzettl in einem ORF-Beitrag bedeckt: „Natürlich gibt es die Absicht, ins Funkhaus zurückzukehren. Aber jetzt darüber zu spekulieren, wann dieser Zeitpunkt sein wird, ist unseriös.“

Immerhin: Die neue Kantine in Heiligenstadt wird von allen überschwänglich gelobt.